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Die Entführer fordern 300.000 Euro Lösegeld - die Polizei hat bisher noch keine heiße Spur.

Heidenheim - Sicherheitsexperten wundern sich, warum sich die Entführer von Maria Bögerl nicht melden. "Das ist nicht normal", sagt Christian Schaaf. Ein Sparkassenvorstand verdiene höchstens 250.000 Euro im Jahr, heißt es aus Sparkassenkreisen. "Entführer suchen sich normalerweise vermögendere Opfer", so Schaaf.

Fast 200 Polizisten durchforsten am Freitag das Mischwaldgebiet in der Nähes des Wohnhauses der Familie Bögerl. Aus der ganzen Region sind Hundestaffeln nach Heidenheim gekommen - 51 Tiere suchen auf dem Waldboden nach einer Spur. Ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera kreist lärmend am wolkenverhangenen Himmel. Erst als es dunkel wird, stellen die Beamten die Suche ein - sie sollte auch heute erfolglos bleiben. Insgesamt arbeiten rund 350 Beamte an dem Fall. Von der 54-jährigen Frau des Vorstandschef der Kreissparkasse Heidenheim fehlt seit Mittwochvormittag jede Spur.

Auch die Gründe, warum sich die Entführer ausgerechnet Maria Bögerl ausgesucht haben, sind unbekannt. "Normalerweise orientieren sich Entführer an Listen, die die reichsten Menschen des Landes aufzählen", sagt Sicherheitsexperte Christian Schaaf, Geschäftsführer von Corporate Trust, ansässig in München. In der Folge würden die Opfer so lange beobachtet, bis die Täter wissen, zu welchem Zeitpunkt sie zugreifen können. Auch Kenner der Banken-Szene wundern sich. Der Vorstandschef einer Kreissparkasse verdiene zwischen 200.000 und 250.000 Euro, heißt es aus Sparkassenkreisen. "Entführer suchen sich normalerweise vermögendere Menschen", so Schaaf.

Er vermutet, dass der oder die Täter nicht der organisierten Kriminalität zuzuordnen sind. Darauf deutet auch hin, dass sich die Täter seit der gescheiterten Geldübergabe nicht mehr gemeldet haben. Maria Bögerl ist am Mittwochmorgen mit ihrem Auto (ein schwarzer A-Klasse-Mercedes mit dem Kennzeichen HDH-MB 770) verschwunden. Die Polizei geht davon aus, dass die Mutter zweier Kinder im Laufe des Vormittags aus ihrer Wohnung entführt wurde.

Gescheiterte Geldübergabe nichts Ungewöhnliches

Das letzte Lebenszeichen von Maria Bögerl ist ein Telefongespräch mit ihrem Ehemann. Bei ihm hatte der Entführer am Mittwoch gegen 11.20 Uhr angerufen und ein Lösegeld in Höhe von 300.000 Euro gefordert. Der Täter ließ auch die Entführte an den Apparat. Sie konnte ihrem Mann nur kurz mitteilen, dass der Täter sie mit dem Tod bedroht habe, so ein Polizeisprecher.

Der Bankier deponierte wie vom Täter verlangt Geld neben der A 7 zwischen den Anschlussstellen Heidenheim und Oberkochen und markierte die Stelle mit einer Deutschlandfahne. Es wurde jedoch nicht abgeholt. Erst dann schaltete Thomas Bögerl die Polizeit ein.

"Vermutlich ist der Täter gestört worden als er das Lösegeld abholen wollte oder er hat sich beobachtet gefühlt", sagt ein Polizeisprecher. Dass die Geldübergabe scheitert, sei nichts Ungewöhnliches, sagt Christian Schaaf. Nur dass sich die Entführer danach nicht mehr melden, sei nicht normal. "Entweder dem Opfer ist etwas passiert, oder die Entführer haben Angst bekommen und müssen sich wieder neu sortieren." Die Beamten haben versucht, das Handy der Vermissten zu orten - auch das ohne Erfolg. "Vermutlich wurde das Telefon ausgeschaltet oder zerstört", so ein Polizeisprecher.

Aufgrund des Fahndungsaufrufs gingen bei der Polizei 20 bis 30 Hinweise ein. Die Ermittler baten die Bevölkerung um Hinweise. Die 54-jährige Maria Bögerl ist ungefähr 1,65 Meter groß und hat halblange blonde Haare. Ihre Familie hat sich mit einem Brief an die Entführer gewandt. Für die Polizei zählt jede Stunde. "Je länger es dauert, desto kritischer wird die Situation", hieß es in Polizeikreisen. Weitere Hundestaffeln sind auf dem Weg nach Heidenheim. "Die Suche geht am Sonntagmorgen weiter", so ein Sprecher.