Nur aus der Nähe mit aufmerksamem Blick zu finden: Ein von der Mutter abgelegtes Rehkitz, das sich in diesem Fall mit dem „Kitzfiep“ verrät. Foto: Hans-Jürgen Kommert

Jäger und Tierschützer appellieren an alle, Tierbabys in Ruhe zu lassen und Hunde an die Leine zu nehmen. Selbst wer es gut meint, könnte sich strafbar machen.

Kein Tierbaby in Wald und Flur sei „verlassen“. Das betonen Hegeringleiter Michael Pretzer und sein Stellvertreter Claudius Schäfer.

 

„Wenn Sie ein Jungtier, ein Rehkitz, einen kleinen Fuchs oder Hasen finden, lassen Sie es liegen, berühren Sie es nicht. In der Regel legen gerade Rehe ihren Nachwuchs ab. Sie kommen aber regelmäßig zum Säugen wieder zurück, wenn sich niemand in der Nähe befindet“, so ihr Appell.

„Wer Wildtiere – auch in guter Absicht – einfach mitnimmt, begeht Jagdwilderei und kann sich strafbar machen. Im Zweifel kann man die zuständigen Jagdpächter und Förster oder den Tierschutzverein informieren“, erklären die Jäger.

Dramatisch verlaufe für alle Wildtiere häufig eine andere Begegnung: Freilaufende Hunde stöbern sie auf und in aller Regel endet das Auffinden für die Jungtiere tödlich. Regelmäßig werden im Frühjahr verletzte oder tote Kitze gemeldet, die Mehrzahl davon weisen deutliche Hundebisse auf.

Bodenbrüter gefährdet

„Gerade jetzt kann jeder, der sich in der Natur bewegt, einen wesentlichen Beitrag leisten, unsere Wildtiere zu schützen. Das betrifft auch bodenbrütende Vögel“, betont Pretzer im Gespräch mit der Redaktion. Es reiche aus, sich an ausgewiesene Wanderwege zu halten, Hunde sollten dabei unbedingt an der Leine geführt werden.

„Verhalten Sie sich im Wald ruhig, lassen Sie Wildtiere einfach liegen“, betonte er. Hunde seien nun einmal Raubtiere, mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem Jagdtrieb. Mag es manchmal auch nur der Spieltrieb sein, der dann für Rehkitze oder junge Feldhasen dennoch oft tödlich endet, aber auch für trächtige Tiere.

Zwar bestehe offiziell im Wald keine Leinenpflicht, jedoch müsse sich der Hund im „Einwirkbereich“ des Hundeführers befinden. Das sei leider häufig nicht der Fall. Dazu komme, dass der Gehorsam der Hunde nicht immer gewährleistet sei. In ausgewiesenen Naturschutzgebieten herrsche im Übrigen eine besondere Leinenpflicht und zudem Wegegebot.

Aufruf an Landwirte

Einen Appell richten die Jäger auch an die Landwirtschaft: Bevor die Felder erstmals abgemäht werden, sollten diese Kontakt mit der Kitzrettung der Jägervereinigung aufnehmen (https://www.jaeger-sbk.de/kitzrettung), alternativ mit dem zuständigen Jagdpächter:. Diese Gruppe sei mittlerweile in der Lage, mittels spezieller Drohnen die Wiesen abzusuchen und Kitze aufzuspüren, allerdings sehr früh am Morgen, wenn sich die Außentemperatur noch deutlich von der Körpertemperatur unterscheidet.

Aufgefundene Kitze würden ohne direkten Körperkontakt aus der Wiese entfernt und anderweitig abgelegt. Für Vögel – nicht nur Bodenbrüter oder Wasservögel – bedeuten auch freilaufende Katzen eine Gefahr, zumal sich deren Zahl in den vergangenen Jahrzehnten enorm erhöht habe, versichert der Tierschutzverein.

Wo früher „Herbstkatzen“ kaum eine Überlebenschance hatten, brächten heutzutage unkastrierte Katzen drei Würfe im Jahr durch. Viele Millionen Vögel fielen heute in Deutschland freilaufenden Katzen zum Opfer. Spezielle Halsbänder mit Glöckchen würden aufgrund der Jagdmethode der Katzen zumeist nicht helfen. Vernünftiger sei es, Katzen von Mai bis Mitte Juli weitgehend im Haus zu halten – dann seien die meisten Vögel flügge.

Hunde an die Leine

Eindringlich weisen alle Beteiligten nochmals darauf hin, vorhandene Waldwege nicht zu verlassen und Hunde an der Leine zu halten, denn selbst kleine Hunde könnten Jungtiere ernsthaft verletzen.