Seit rund 14 Monaten laufen die Arbeiten am "Roten Löwen". Das erste Rohbaugewerk ist abgeschlossen. Daher richten sich die Augen nun auf die Inneneinrichtung. Foto: Kuster

Wird der "Rote Löwen" auch im Inneren rot – mit einem entsprechenden Teppichboden im Festsaal? Darüber entspann sich in der jüngsten Sitzung des St. Georgener Gemeinderats eine hitzige Debatte – mit einem überaus knappen Ergebnis.

St. Georgen - Am Ende war es eine Stimme, die in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend die Entscheidung brachte: Auf den Fußboden des Festsaals im Obergeschoss des "Roten Löwens" kommt roter Teppich. Die ursprüngliche Planung, wonach der Raum, der für diverse Veranstaltungen genutzt werden soll, einen Holzdielenboden erhält, ist damit Geschichte. Vorangegangen war der Mehrheitsentscheidung des Gremiums eine lange, bisweilen emotionale Diskussion: Rund anderthalb Stunden hatten die beiden Lager – eines pro Teppich, das andere pro Holzdielen – das Für und Wider beider Optionen ausführlich erörtert. Denn nicht jeder konnte sich mit dem Schwenk von Holz auf Teppich anfreunden.

 

Ein großer Befürworter des Teppichs war Bernd Hauser vom Unternehmen Smow aus Villingen, welches das Möblierungskonzept für den "Roten Löwen" erstellt hatte – und von dem folglich auch die Idee des roten Teppichbodens stammte. Seiner Argumentation, das Rot aus dem Namen des Gebäudes solle sich auch innen widerspiegeln, konnten sich einige Räte anschließen.

Modern oder ein Rückschritt in die 80er?

Unter anderem Jochen Bäsch (FDP), der meinte: "Wir sind im ›Roten Löwen‹, da kann auch ein roter Boden rein." Auch Constantin Papst (CDU) konnte sich mit dem roten Teppichboden gut anfreunden, sah ihn als "etwas Modernes und Erfrischendes an".

Ganz anders sah das Axel Heinzmann (Grüne Liste): Aus seiner Sicht gehöre in den Festsaal ein Dielenboden, "und nichts anderes". Der Teppich passe nicht zu einem historischen Gebäude wie dem "Roten Löwen", sondern erinnere eher an Büroräume. Das sei ein Schritt zurück in die 1980er-Jahre, erklärte Axel Heinzmann. "Wir müssen uns schon dessen bewusst sein, dass das, was wir da reinlegen, uns die nächsten 30 Jahre lang erhalten bleibt. Und ob das eine Duftmarke im positiven Sinn ist, das wage ich zu bezweifeln", merkte Kirsten Heinzmann (Grüne Liste) an.

Reinigung und Schallschutz sind Faktoren

Mit dem Vertrauen in die Experten in Sachen Innenarchitektur, um das Hauser von Smow die Teppich-Skeptiker bat, tat sich ein Teil der Räte aber nicht nur aus ästhetischen Gründen schwer. Hedwig König (Freie Wähler) machte sich vor allem Sorgen um die Reinigung, nannte Kaugummis oder Lebensmittelflecken als Probleme.

Doch auch die Teppich-Befürworter wussten Argumente, die über Geschmacksfragen hinausgingen, zugunsten ihres favorisierten Bodenbelags vorzubringen: So trägt der Teppichboden im Gegensatz zu Holzdielen zur Schallbrechung bei. Um ein Echo zu vermeiden, hätten andernfalls Schallschutzmaßnahmen an der Decke oder an den Wänden ergriffen werden müssen. Außerdem ist der Teppichboden günstiger als der ursprünglich geplante Dielenboden. Letzterer hätte rund 84 000 Euro gekostet. Der rote Teppich liegt etwa 38 000 Euro darunter.

Andere Entscheidungen unstrittig

Während die Entscheidung zugunsten des Teppichs mit elf von 21 Stimmen knapp war, herrschte bei anderen Themen betreffend den "Roten Löwen" dann wieder Einigkeit: Das Möblierungskonzept von Smow stieß auf Zustimmung. Es verursacht Kosten von nicht ganz 156 000 Euro. Hinzu kommen Küchen für gut 77 000 Euro und eine Schließanlage für annähernd 50 000 Euro.

Info: Die Kosten

Die Kosten für den "Roten Löwen" steigen noch einmal. Derzeit liegen die erwarteten Gesamtkosten für das Projekt inklusive des in der Sitzung beschlossenen Einrichtungskonzepts bei etwas mehr als 6,2 Millionen Euro. Die reinen Baukosten liegen bei fast 5,9 Millionen Euro und damit rund 13 Prozent über der Kostenberechnung aus dem Mai 2021. Ursprünglich sollte der "Rote Löwen" einmal 4,5 Millionen Euro kosten – diese Berechnung ist mittlerweile aber rund ein Jahrzehnt alt. Unter anderem ist die Fördersumme für den "Roten Löwen" in der Zwischenzeit auch deutlich auf gut 2,6 Millionen Euro gestiegen.

Mit den Vergaben in der kommenden Sitzung – es werden die letzten im Zuge des Großprojekts sein – werden die Gesamtkosten wohl noch einmal leicht sinken. Denn die Rückläufe liegen preislich niedriger als erwartet. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", sagte Oliver Freischlader (SPD) unisono zu Bürgermeister Michael Rieger zu den Gesamtkosten.

Kommentar: (Un)wichtige Details

Von Helen Moser

Der Teufel steckt im Detail – diesen Satz hört man oft. Doch selten trifft er so sehr zu wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Bezüglich der Inneneinrichtung des "Roten Löwen" gab es einiges zu entscheiden. Für Diskussionen sorgte zwar nur ein einziger Punkt – doch der hatte es offenbar in sich. Stein des Anstoßes: der Boden des Festsaals. Holzdielen oder Teppich? Die Diskussion darüber fiel heftig aus. Das Ergebnis war knapp. Etwas überdimensioniert für ein solches Detail? Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Doch die Frage ob Teppich oder Holz war in diesem Fall mehr als nur eine Frage nach dem persönlichen ästhetischen Empfinden. Das schwang in der Debatte ganz klar mit: Man will mit der Entscheidung keinem auf die Füße treten, keine weitere Kritik auf das Großprojekt ziehen. Ob es gelungen ist – man wird sehen.