Zum 75. Jubiläum von Heckler und Koch betonen die Festgäste die Bedeutung der Oberndorfer Waffenschmiede für den Schutz von Demokratie weltweit.
Die Rede von Andreas Marlow ist militärisch kurz. Und sie enthält einen Satz, den sich Heckler und Koch einrahmen lassen könnte: Das Unternehmen setze, so der Generalleutnant, der als stellvertretender Inspekteur des Heeres und Kommandeur Militärische Grundorganisation Verantwortung trägt, „weltweit den Goldstandard für Handfeuerwaffen.“
Marlow kennt die Produkte aus eigener Handhabung, wie er berichtet. Er nennt das 1959 eingeführte „G3“ und das „G36“, Sturmgewehre, die ganze Soldatengenerationen begleitet haben. Und dann das „G95“, für das am Donnerstag der Auftrag auf dem Lindenhof einging: Die Bundeswehr wird auch die nächsten Jahre ihr Standardgewehr von Heckler und Koch beziehen.
Es ist die Rede von Marlow, in der für das zivile Publikum anklingt, welche Bedeutung das Gewehr für den Soldaten hat – und was das für den Hersteller bedeutet. Heckler und Koch stehe seit der Gründung für Qualität, Innovation und Zuverlässigkeit.
In anderen Ländern ist das neue Sturmgewehr schon im Einsatz
Darauf müssen sich die Soldaten verlassen können. Und es sind nicht nur die aus Deutschland, wie Marlow mit Blick auf das „G95“ anmerkt. Andere Nationen haben ihre Armeen und Spezialkräfte bereits mit den entsprechenden Waffen aus Oberndorf ausgerüstet.
So stellt er fest, dass es manchmal keine Vereinbarungen brauche, um Einheitlichkeit in Nato-Staaten zu schaffen: „Oft setzen sich Qualität und Zuverlässigkeit durch.“ Und: Sich verändernden Realitäten habe das Unternehmen stets Rechnung getragen. Die Annexion der Krim 2014 und die Vollinvasion der Ukraine durch Russland habe eine solche Realität geschaffen. Mit Blick darauf erklärt Marlow, dass „die Verteidigungsfähigkeit unserer Bundeswehr und unserer Gesellschaft“ wieder hergestellt werden müsse.
Zuverlässiger Partner der Einsatz- und Sicherheitskräfte
Was Marlow aus Soldatensicht feststellt, betrachtet Nicole Hoffmeister-Kraut aus Sicht einer Politikerin in Regierungsverantwortung. Die Wirtschaftsministerin weist darauf hin, dass die Oberndorfer Waffenschmiede als „zuverlässiger Partner für Einsatzkräfte und Sicherheitskräfte“ einen „wesentlichen Beitrag zum Schutz von Freiheit und Demokratie weltweit und zur Gewährleistung von Sicherheit“ leiste.
Dass die Verteidigungsindustrie bis vor kurzem „nicht hoch im Kurs“ gestanden habe, gibt sie zu. Allerdings brauche ein Land, das Sicherheit gewährleisten wolle, eine funktionierende Rüstungs- und Verteidigungsindustrie. Dass in Baden-Württemberg führende Unternehmen aus zahlreichen Rüstungssektoren ihren Sitz, Produktions- und Forschungsstätten haben, schlägt sich in Zahlen nieder: Die Sicherheitsindustrie im Land zähle 15 000 Beschäftigte. Hinzu kämen 42 000 Arbeitsplätze im Umfeld.
„Made in Oberndorf“
Die sind zwar nicht alle auf dem Lindenhof, von dort aus rüstet aber Heckler und Koch Sicherheits- und Einsatzkräfte rund um den Globus aus – sofern sie in die Gruppe der „Grünen Länder“ gehören. Und das soll so bleiben. Waffen von hier gehen an „Truppen, die der Europäischen Union und/oder der NATO angehören oder NATO-gleichgestellt sind“, ist die Verpflichtung. „Von hier“ heißt „aus Oberndorf“.
Es ist ein bisschen Teil der Marke: „Unsere Produkte stehen für Verlässlichkeit, Innovationskraft und technische Exzellenz – Made in Oberndorf“, sagt HK-Vorstandschef Jens Bodo Koch.
Dieser Zusatz, „Made in Oberndorf“, ist ihm wichtig, denn das Unternehmen ist in Oberndorf verwurzelt. Seit der Gründung am 28. Dezember 1949. „Was damals begann, war alles andere als selbstverständlich. Deutschland war gezeichnet vom Krieg, wirtschaftlich am Boden, gesellschaftlich tief verunsichert“, skizziert Koch, doch: „Unsere Gründer hatten kein leichtes Erbe – aber sie hatten Tatkraft, Weitsicht und technische Brillanz. Und: den Mut, Chancen zu ergreifen.“
So sei „aus einem kleinen Unternehmen in Baden-Württemberg Schritt für Schritt ein globaler Ausrüster für Polizei, Militär und Sicherheitsbehörden – mit höchsten Standards in Qualität, Präzision und Verantwortung“ geworden. Man sei stolz darauf, „nahezu alle Streitkräfte der NATO und der EU mit auszurüsten – ebenso wie ausgewählte Partnernationen, die mit der Bundesrepublik eng verbunden sind.“
„Zulu Bravo“: „Gut gemacht“
Für die Freunde auf der anderen Seite der transatlantischen Brücke hat Koch einen Teil auf Englisch in seiner Rede vorgesehen. Und für Carsten Stawitzki hat er noch einen besonderen Hinweis. Stawitzki ist zwar Abteilungsleiter Rüstung im Verteidigungsministerium – aber eben auch Vizeadmiral und weiß, was „Zulu Bravo Heckler und Koch“ bedeutet.
Der Festakt ist musikalisch strukturiert: Das Streichquartett „La Finesse“ serviert lustvoll inszenierte Musik aus Barock, Romantik und Popkultur – scharf unterstützt vom Zuspielband. Etwas weniger scharf geht es in den vielen Gesprächen zu, die sich zwischen den Gästen Politik, Bundeswehr, Industrie und Gesellschaft entwickeln.