Verschiedene Bodentypen – darunter auch Boden aus Bisingen – sind Teil der aktuellen NABU-Ausstellung im Foyer des Hechinger Rathauses. Foto: Klaus Stopper

Er liefert uns Nahrung und eine gesunde Umgebung, wir betonieren in zu und vergiften ihn – der Erdboden. Und der Hechinger NABU widmete ihm nun eine Ausstellung im Rathaus.

Erst wenn der letzte Winkel zugebaut ist, werde man merken, dass man Geld nicht essen kann – dieser angebliche Indianerspruch könnte durchaus Motto der aktuellen NABU-Ausstellung im Hechinger Rathaus sein.

 

Auf Banner mit kurzen Texten wird hier erklärt, wie wichtig der Boden für die Menschen ist, und wie schlecht wir damit umgehen. Da sieht man eine Luftaufnahme der Hechinger Kernstadt von 1969, eine weitere von 2022. Das spricht dann fast schon für sich. Wenn diese Entwicklung noch mal 50 Jahre so weitergeht, wird es buchstäblich eng unterm Zoller.

Ein Meter neuer Boden braucht 10 000 Jahre um zu wachsen

Was tun dagegen? Informieren, meinte Wilhelm Seiler, der als Referent an diesem Abend über das Thema Boden berichtete. Er ist im Regierungspräsidium Tübingen für Bodenschutz zuständig, in Hechingen leitete er den Blick auf diese völlig unterschätzte Substanz, auf der wir in freier Natur so stehen.

Boden? Ein sehr grober Oberbegriff. Wer weiß schon, dass es 10 000 Jahre dauert, bis durch Erosion von Gestein und viele andere Prozesse ein Meter neuer Boden gewachsen ist? Dass im Boden mehr Lebewesen zu finden sind als darüber? Allein 40 verschiedene Regenwurmarten gibt es in Deutschland, weltweit sogar 3000. 90 Prozent ihrer Lebensmittel gewinnen Menschen aus Boden.

Flächenverbrauch in Baden-Württemberg nimmt wieder zu

Und wer weiß schon, dass der Flächenverbrauch in Baden-Württemberg wieder zunimmt, nachdem er zwischen dem Jahr 2000 und 2018 sank. Alle drei bis vier Jahre wird eine Fläche zugebaut, die der Gemarkung von Hechingen entspricht. Von Erosion und Vergiftung der Böden durch bestimmte Formen der Nutzung nicht zu sprechen. Dabei gibt es seit 1990 ein Bodenschutzgesetz in Baden-Württemberg, so der Referent. Aber stoppen könne diese Entwicklung nur ein Umdenken der Menschen. Er hoffe jedenfalls, dass sein Vortrag dazu beitragen könne, „denn wir schützen nur, was wir kennen“.

Hechinger NABU organisiert seit 2012 Rathaus-Ausstellungen

Ein Ziel, das der Hechinger NABU mit seinen jährlichen Ausstellungen im Rathaus anstrebe, und zwar nicht nur beim Thema Boden, so Hans-Martin Weisshap vom Hechinger NABU in seiner Begrüßung. Seit 2012 organisiert die Hechinger Gruppe solche Ausstellungen. Fledermäuse, Insektensterben, Streuobstwiesen, Klimawandel, naturnahe Gärten – all das waren schon Themen dieser Schauen. Neu in diesem Jahr ist, dass neben den informativen Plakaten auch Fotos zum Thema Boden von Hechinger und Bisinger Fotografen zu sehen sind. Wunderbare Bilder, die noch mehr klar machen, wie wichtig gesunder Boden für eine gesunde Umgebung wichtig ist.

Diesen Aspekt hob auch Dorothee Müllges als Erste Beigeordnete der Stadt in ihrer Begrüßung hervor. „Boden ist mehr als Dreck unter den Sohlen“, sagte sie da. Wer die Ausstellung gesehen hat, weiß, was sie meint. Die Ausstellung ist bis zum 2. Mai während der Rathaus-Öffnungszeiten zu besichtigen.