Nicht nur Trump macht ihr Sorgen: Claudia-Buckenmaier, nach fünf Jahren als Korrespondentin der ARD in den USA nach Deutschland zurückgekehrt, hat in der Hechinger Buchhandlung Welte berichtet, wie sie die Politik in den USA sieht.
Hechingen - In der Diskussion räumte sie ein, dass ihre Ängste mittlerweile die Zuversicht überwiegen. "Wer rettet Amerika?", ist der Titel ihres Buchs, das stark geprägt ist vom Sturm eines von Donald Trump aufgehetzten Mobs auf das Kapitol am 6. Januar des vorigen Jahres, mit dem dieser nach der verlorenen Wahl seinen Machtverlust verhindern wollte.
Wie lässt sich Hass beschreiben?
"Wie lässt sich der Hass beschreiben?", fragt sie fast etwas ratlos in ihrem Buch. Menschen starben an diesem Tag, sie und andere Reporterteams mussten sich vor wütenden Angreifern in Sicherheit bringen, mit denen keinerlei Gespräch mehr möglich war. Gebrüll, kaum zitierbare Hasstiraden gegen Medien, von denen "Scheiß Lügenpresse" noch eine harmlose Variante darstelle – ein Schock für die Journalistin.
50 Plätze schnell ausverkauft
Es war für Claudia Buckenmaier die erste Lesung aus ihrem Buch. Wieso die in Hechingen stattfand? Weil Buckenmaier hier aufgewachsen ist. Wieso in der Buchhandlung Welte? "Wir kennen uns schon von der Schule her, waren zusammen im Französisch-Leistungskurs, und wenn wir uns treffen, ist da immer noch diese Verbindung von früher lebendig", so Teresa Welte, die mit der Lesung in ihrem Laden auch einen schönen Impuls für "Hechingen im Lichterglanz" gab. Alle 50 Plätze dafür waren schnell ausverkauft gewesen.
Traumatisierter Demokrat
Claudia Buckenmaier las dann noch aus einer Stelle in ihrem Buch, in dem sie die Begegnung mit einem Demokraten-Politiker beschrieb, der im Kapitol beim Sturm Todesangst erlebte und der noch Monate nach dem Ereignis traumatisiert war. Er hatte Trumps Rede vor dem Sturm in Fernsehen verfolgt und fassungslos festgestellt, dass dieser Mann deutlich mehr als 20 000 Menschen "auf mich gehetzt hatte".
In einem Gespräch mit den Lesungsbesucher schilderte die Journalistin dann, wie tief gespalten die USA sind. Familien sind zerbrochen, Anhänger der beiden Lager sind nicht mehr fähig, miteinander zu reden.
Warum?
Warum? Trump nutzte eine Stimmungsentwicklung, die schon lange zuvor begonnen habe. Nach ihrer Ansicht schon unter Reagan, der mit seiner Politik die soziale Spaltung der Nation vorbereitet habe. Heute gebe es Familien, in denen beide Eltern arbeiten und die dennoch so arm seien, dass sie mit ihren Kindern in einem Zimmer in einem Billigsthotel wohnen müssten. Und erstaunlicherweise glaubten sie Trump, dass er ihnen helfe, obwohl es dafür kaum konkrete Belege gebe.
Was ebenfalls zur Spaltung beitrage, seien die evangelikalen Kirchen, die stark auf die Politik einwirkten, und in denen private Geldgeber wesentlichen Einfluss hätten, die auf lokaler Ebene auch Einfluss auf die Besetzung von Justizämtern nehmen und einen extrem autoritären und demokratieschädlichen Kurs verfolgen. Ihre Prognose für die Zukunft: Die USA könnten sich komplett abkapseln vom Weltgeschehen, und die demokratiefeindlichen Strömungen könnten durchaus die Oberhand gewinnen.
Silberstreif am Horizont
In ihrem Buch schildere sie viele Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Schichten und sozialer Gruppieren. Einige davon könnten aber auch durchaus Mut machen, dass sich die USA auch in eine positive Richtung bewegen könnten, hielt sie fest. Die Zuhörer nahmen die Kunde vom möglichen Silberstreif am Horizont dankbar auf.