In Beuren ist ein Schuppen niedergebrannt. Die Kripo ermittelt wegen Brandstiftung. Foto: Kauffmann

Flammen zerstören Wohnhaus in Hechingens Innenstadt und Holzschuppen in Beuren. Kripo ermittelt.

Hechingen - Zwei Großbrände haben die Feuerwehr über Ostern in Atem gehalten: In der Innenstadt verlieren Familien ihr Haus und in Beuren brennt – vermutlich wegen Brandstiftung – ein Schuppen ab. Wir rekonstruieren, wie die Ereignisse abgelaufen sind.

Für Emrah Chalil sind es Schreckmomente: Erst hat er etwas wie einen Knall gehört, wenig später ertönen Schreie. Chalil wohnt in der Rabenstraße, direkt gegenüber des Einfamilienhauses, das dort am Ostersonntag völlig ausgebrannt ist.

Hab und Gut wird Raub der Flammen

Die Bewohner des Hauses konnten sich rechtzeitig auf die Straße retten, wo sie fassungslos zusehen mussten, wie ihr Hab und Gut zum Raub der Flammen wurde. Der junge Mann und sein Vater haben das Schlimmste noch verhindern wollen: Einen großen Eimer mit Wasser hätten die beiden gefüllt. Chalils Vater rennt ins lodernde Haus, eilt hinauf in die oberen Etagen, doch es ist zu spät, so erzählt es Chalil tags darauf. Brusthoch sollen die Flammen zu diesem Zeitpunkt geschlagen haben. Sein Vater hetzt ihm entgegen: "Geh nicht rein, sonst stirbst Du!", habe er gerufen.

Danach sind Polizei, Deutsches Rotes Kreuz und die Feuerwehr eingetroffen. Auch Neugierige sind gekommen, um das Geschehen mit eigenen Augen zu verfolgen. "Es war ein großes Publikum", berichtet Frank Brecht von der Hechinger Feuerwehr. Im Einsatz waren ab etwa 16 Uhr rund 65 Feuerwehrleute der Abteilungen Hechingen, Boll und Stein. Außerdem wurden die Kollegen aus Bisingen mit ihrer Drehleiter angefordert. Ihr Ziel: Den Brand löschen und verhindern, dass er auf die angrenzenden Gebäude in der eng bebauten Innenstadt überschlägt.

Drei Kinder im Krankenhaus

Immerhin: Die Familie mit mehreren kleinen Kindern konnte das Gebäude rechtzeitig verlassen, ebenso eine im zweiten Obergeschoss lebende Familie mit ihrem Kind. Drei Kinder im Alter zwischen einem und acht Jahren wurden vom Rettungsdienst wegen des Verdachts einer Rauchvergiftung vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.

Der Grund für den Brand war wohl ein technischer Defekt, vermutlich ein Kurzschluss an der Elektroheizung. Aktuell ist das Haus nicht mehr bewohnbar. Untergekommen sind die Bewohner laut Brecht zunächst bei Verwandten. Die Polizei teilt dazu weiter mit: "Über die Stadtverwaltung Hechingen wird derzeit versucht, entsprechende Ersatzunterkünfte für die beiden betroffenen Familien zu organisieren."

Die Feuerwehr konnte die Flammen schnell unter Kontrolle bringen und so ein Übergreifen auf Nachbarhäuser verhindern. Das Gebiet rund um das brennende Haus wurde von der Polizei weiträumig abgesperrt. Als Anwohnerin Konstanze Preissler am frühen Abend nach Hause kam, hat sie noch immer "lauter Polizei" gesehen. Der Einsatz dauerte nach Angaben der Hechinger Feuerwehr bis gegen 20 Uhr. Der Schaden am Gebäude ist groß. Nach einer ersten Schätzung der Polizei liegt dieser bei rund 80 000 Euro.

Brandstiftung in Beuren?

Der Großbrand in der Rabenstraße sollte nicht der einzige über Ostern bleiben. Schon einen Tag zuvor brannte ein Schuppen in Beuren nieder (der am Weg zum Wanderparkplatz liegt). Der Kommandant der Feuerwehrabteilung, Jens Bogenschütz, zeigte sich überrascht: An ein solches Riesenfeuer könne er sich auch nach 22 Jahren Engagement in der Feuerwehr nicht erinnern.

Entdeckt hat den in Flammen stehenden Schuppen sein Nachbar, Daniel Dingeldey. Vom Schlafzimmerfenster hat er den perfekten Blick auf den Brand. Ein leises Knistern und Knacken im Morgengrauen des Samstags hat ihn aufhorchen lassen. Dingeldey: "Erst dachte ich, es sind Feuerwerkskörper." Danach steht er auf, blickt aus dem Fenster und sieht eine Rauchsäule, die im Licht der aufgehenden Sonne nach oben steigt. "Dann bin ich runtergegangen und habe gesehen, dass es brennt", sagt er, macht im Gespräch eine kurze Pause und setzt nach: "Das hat ja lichterloh gebrannt." Unverzüglich informiert er seinen Nachbarn, den Feuerwehrkommandanten der Abteilung Beuren. Bogenschütz erzählt, er habe darauf den Notruf abgesetzt.

Gegen 7 Uhr wurden die Leitstellen von Polizei und Feuerwehr alarmiert, heißt es im Polizeibericht. Und weiter: Trotz des raschen Eingreifens der Feuerwehren Hechingen und Beuren, welche mit rund zehn Fahrzeugen und 45 Einsatzkräften aus Beuren und Hechingen vor Ort waren, konnte nicht verhindert werden, dass der Schuppen nahezu vollständig ausbrannte. Am Schuppen und den darin gelagerten Gegenständen entstand nach ersten Schätzungen ein Gesamtschaden in Höhe von rund 50 000 Euro. Spezialisten der Kriminalpolizei sicherten vor Ort Spuren und nahmen die Ermittlungen wegen des Verdachts der Brandstiftung auf.

Wer den Ort des Geschehens besucht, riecht das verbrannte Holz, spürt sogar Tage später noch wie Restwärme, aus der dem zerstörten Gebälk dringt. Nur Asche und Kohle hat das Feuer übrig gelassen. Die Polizei hat das Gelände mit blau-weißem Band abgesperrt. Die Ermittlungen dauern an.