Die Bürgerportraits zeigen Michael Pfister und seine Frau Crescentia. Gemalt wurden die Bilder um das Jahr 1840. Foto: Hohenzollerisches Landesmuseum Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Vom sächsichen Plauen nach Hechingen: Zwei Bürgerporträts sind zurück in der Heimat

Hechingen. Kulturgut geht oft seltsame Wege: In dieser Geschichte steht ein Hinweis des früheren Hechinger Gemeinderats und jetzigen Hirrlinger Bürgermeisters, Christoph Wild, ganz am Anfang.

Wild, ein Liebhaber alter Hechinger Ansichten, hatte entdeckt, dass ein Aktionshaus im fernen Plauen in Sachsen, zwei Hechinger Bürgerporträts versteigerte und hat dies der Stadt Hechingen weitergeleitet. Tatsächlich ist es Museumsleiter David Hendel gelungen, die Bilder für das Hohenzollerische Landesmuseum zu ersteigern, aktuell sind sie im Rahmen der kleinen Sonderausstellungsreihe "Interessantes im Quartal" im Foyer des Museum zu besichtigen. Dabei sind die Bilder, zumindest das Frauenportait, nicht unbekannt in der Zollernstadt: Dieses ist in dem Bildband "Hechingen und Zollerburgen in alten Ansichten" von Karl Mors aus dem Jahr 1982 abgebildet. Damals mit dem Hinweis "Privatbesitz".

Wie die Bilder ins ferne Sachsen gelangten, ist unklar. Die Bilder sind zwar nicht datiert, aber sie dürften um 1840 entstanden sein. Damals steckte die Fotografie noch in den Kinderschuhen, und wer etwas auf sich hielt, der ließ sich malen. Das abgebildete Paar konnte sich die sicher nicht billigen Pastellporträts, wahrscheinlich gemalt von Friedrich Schlotterbeck, wohl auch problemlos leisten.

Wer etwas auf sich hielt, der ließ sich malen

Es handelt sich um den Müller Michael Pfister (1790 bis 1852) und seine Ehefrau Crescentia, geborene Gunz (1776 bis 1854). Beide Eheleute waren in Burladingen geboren worden und hatten auch dort geheiratet. 1821 ist Michael Pfister erstmals in Hechingen erwähnt, damals war er wahrscheinlich Pächter der Streckenmühle in der Friedrichstraße.

Dazu kamen im Lauf der Zeit die Stadtmühle, die Gipsmühle und weitere Mühlen. Damit dürfte Michael Pfister durchaus als großer Unternehmer einzustufen sein, die reiche Bürgertracht, insbesondere die Goldhaube von Ehefrau Crescentia, ist der bildliche Ausdruck dafür. Dank zahlreicher Aufschriften auf den Rückseiten der Bilder und der Recherchearbeit von Rolf Vogt, Leiter der Hohenzollerischen Heimatbücherei, und dem Häuserforscher Dieter Bulach, erschließt sich aus den Bildern ein kleines bürgerliches Hechinger Universum. Das Ehepaar Pfister hatte neun Kinder, einige Söhne wurden wiederum Müller, der Schwiegersohn Josef Gsell war Mitbegründer der gleichnamigen Sprit-, Essig- und Seifenfabrik.