Fließend Wasser aus dem Hahn - wie sicher ist die Wasserversorgung von Hechingen? (Symbolfoto) Foto: © EVGENIY – stock.adobe.com

Wasserversorgung der Stadt gerüstet für Bedarf? Weniger Wasser vom Bodensee. Eigene Quellen bei Schlatt und Boll.

Hechingen - Sitzt Hechingen bald buchstäblich auf dem Trockenen? Grundwasserspiegel sinken, Gewässer wurden im Sommer zu Rinnsalen. Und die etwa 2000 neue Einwohner, die mal am Killberg IV einziehen könnten, wollen sicher auch baden und duschen.

Ist für diesen zu erwartenden Mehrbedarf Wasser da? Aufhorchen ließen kürzlich Berichte, dass der Bodensee-Wasserversorgungsverband, der von Sipplingen aus auch Hechingen beliefert, auf absehbare Zeit keine höheren Kontingente an die angeschlossenen etwa 230 Städte und Gemeinden liefern wird. Das heißt, man will nicht mehr als die etwa 130 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich aus dem See pumpen, mit denen etwa vier Millionen Menschen in einem Gebiet bis hoch zum Odenwald versorgt werden.

Und wenn nun Hechingen mal mehr Wasser braucht als bisher? "Für uns sehe ich da keine Versorgungsprobleme", beruhigt der Hechinger Stadtwerke-Chef Reinhold Dieringer auf Nachfrage unserer Zeitung. Denn Hechingen bezieht nicht nur Wasser vom Bodensee, sondern mehr als die Hälfte seines Bedarfs vom Zweckverband Hohenzollern, dessen Quellen oberhalb von Burladingen liegen. Und das dritte Standbein sind die beiden eigenen Hechinger Quellen (eine oberhalb von Schlatt, die andere oberhalb Boll in Richtung Zoller), die im Durchschnitt alleine schon eine halbe Million Kubikmeter pro Jahr ausschütten.

Bodenseewasser-Kontingent müsse man derzeit gar nich ausschöpfen

Und das tun sie trotz trockenen Sommern mit erstaunlicher Zuverlässigkeit. "Die haben auch in den vergangenen Monate immer was ausgeschüttet", so Dieringer. Die Burladinger Quellen lieferten ebenfalls zuverlässig Wasser, und das Bodenseewasser-Kontingent müsse man derzeit gar nich ausschöpfen.

Hechingen ist in Sachen Wasserversorgung in einer Situation, von der andere Kommunen nur träumen können. In Wiggenbach im Oberallgäu etwa sind im vergangenen Jahr im trockenen Sommer die eigenen Quellen versiegt, die einen großen Anteil der Versorgung sicherten, und so mussten Tankwagen täglich 100.000 Liter Frischwasser anliefern.

Überregional bekannt wurde nun auch Pleidelsheim, eine Gemeinde nördlich von Stuttgart. Die Gemeinde wächst, neue Industrie hat sich angesiedelt, dementsprechend steigt der Wasserverbrauch. Und so hat der Gemeinderat festgestellt, dass auf längere Sicht ein Wasser-Engpass entstehen könnte. Die Frage an die Bodensee-Wasserversorgung, ob man denn nun nicht das Wasserkontingent erhöhen könnte, wurde vom Zweckverband allerdings glatt abgelehnt.

"Es war eben immer vernünftig, sich nicht nur auf ein Standbein zu verlassen", betont Reinhold Dieringer. Ob sich die eigenen Hechinger Quellen überhaupt noch lohnen, sei auch schon mal im Gemeinderat diskutiert worden, "und jetzt zeigt sich, dass es vernünftig war, daran festzuhalten." Zudem habe man hohe Beträge in die Qualität der Wasserleitungen investiert, so dass nun viel weniger Frischwasser ins Erdreich sickert als früher. Damit saugt Hechingen viel weniger Wasser aus dem See, als laut Kontingent eigentlich möglich wäre.

Das zahlt sich jetzt aus. Zwar macht die vom Zweckverband aus dem Bodensee entnommene Wassermenge nur etwa zwei Prozent von dem aus, was durch Niederschläge neu in das Gewässer fließt – das allermeiste Wasser verdunstet einfach oder läuft über den Rhein ab – aber längst gibt es internationale Vereinbarungen dazu, wie viel Wasser Seen und Gewässern entnommen werden darf. Diese Vereinbarungen binden natürlich auch die Bodensee-Wasserversorgung.

Zudem will man auch hier nur ungern alle Reserven ausschöpfen. Denn der Klimawandel ist deutlich zu spüren, die Zeiten, als Gletscher und Schneefelder zuverlässig und relativ gleichmäßig Wasser in Richtung See abfließen ließen, sind angesichts steigender Temperaturen vorbei. Die Gletscher schrumpfen, der Schnee schmilzt schneller ab. Und Regenwassergüsse, die es durchaus noch gibt, fließen relativ schnell durch den See.