Annette Widmann-Mauz zu Besuch in der Hechinger Redaktion des Schwarzwälder Boten. Foto: Dick

Parlamentarische Staatssekretärin zu Besuch in Redaktion. Chancen im ländlichen Raum sollen dieselben sein.

Hechingen - Ihr Lebensmotto: "Optimismus ist Pflicht." Und genauso – nämlich gutgelaunt und optimistisch – schneit Annette Widmann-Mauz in die Hechinger Redaktion des Schwarzwälder Boten. Grund: die Bundestagswahl. Derzeit ist die Balingerin unermüdlich unterwegs, um für die CDU zu werben.

Draußen regnet’s. Doch Annette Widmann-Mauz stört das nicht. Vom Besprechungszimmer der Redaktion hat man wunderbare Sicht auf den Turm der Hechinger Stiftskirche. Trotz Gerüst: "Den Anblick genieße ich", sagt sie.

Doch zur Sache, zur Politik. Ganz oben auf ihrer Liste der Dinge, die die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit für die Menschen in ihrem Wahlkreis (Tübingen-Hechingen) vorantreiben will, steht Chancengleichheit. "Man kann das in diesem einen Satz zusammenfassen: Die Entwicklungschancen im ländlichen Raum sollen die gleichen sein, wie die im städtischeren Teil des Wahlkreises, also in Tübingen", sagt sie.

Konkret denkt Widmann-Mauz da an den Ausbau der B 27, an die Regionalstadtbahn, also auch an die Zollernbahn. Und sie meint damit das Internet, das vielerorts noch viel zu langsam ist. "Ohne schnelles Internet kann weder der niedergelassene Arzt mit dem Spitzenexperten in der Stadt in Echtzeit beraten. Noch kann der Landwirt seine Anträge bearbeiten oder der Architekt seine Pläne erstellen." Schnelles Internet sei von enormer Bedeutung, um die Menschen im ländlichen Raum zu halten.

Chancengleichheit bedeute gleiche Infrastruktur – auf den Straßen und mithilfe des Internets. Eine gute Infrastruktur erhalte und schaffe eben auch Arbeitsplätze. "Da sieht man", resümiert sie, "wie alles mit allem zusammenhängt." Aber: "Das hat bereits funktioniert und ich will, dass das auch in Zukunft so bleibt." Dafür müsse man jeden Tag die Grundlage schaffen.

Zur Infrastruktur gehört für die Abgeordnete auch die ortsnahe medizinische Versorgung der Menschen. Darüber, wo das Zollernalbklinikum mal stehen wird, will Widmann-Mauz nicht spekulieren. Ohnehin: "Das entscheidet der Kreistag." Aber: "Dass es ein Zentralklinikum gibt, finde ich richtig." Konzentration an einem Standort in einem modernen Haus bedeute höhere Qualität der medizinischen Versorgung, attraktivere Arbeitsplätze für das Fachpersonal – und die Möglichkeit, die Kosten einer hochmodernen Medizin besser im Griff zu behalten.

Bessere Kooperation von niedergelassenen Ärzten und Kliniken

Etwas anderes ist ihr beim Thema Medizin ebenfalls wichtig: "Die jahrzehntealten Mauern zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken müssen überwunden werden. Es muss eine Mannschaft entstehen, in der jeder seinen Beitrag zur Versorgung der Patienten leistet." Widmann-Mauz verdeutlicht das anhand vom Fußballspiel: "Es muss Stürmer geben und Verteidiger. Im Moment gibt es viel zu viele Zuschauer und Schiedsrichter." Das ärgert sie, das verrät ihr Gesicht.

Themenwechsel, denn bei der Bundetagswahl geht es schließlich auch und vor allem um Bundespolitik. Täuscht der Eindruck, oder wird die CDU immer "grüner"? Man denke nur an den Atomausstieg und die Ehe für alle? Diese Frage macht sie kurz stutzig. Die Antwort kommt dann aber doch zügig: "Die Entwicklung der Partei kann man nicht mit ›grüner‹ oder ›nicht grüner‹ beschreiben", sagt sie entschieden. Vielmehr sei die CDU immer eine Partei gewesen, die zwar feste Grundsätze habe und wertebewusst sei, aber sie habe eben auch die veränderte Lebenswirklichkeit der Menschen im Blick.

"Wir haben eine klare Verankerung, aber wenn sich etwas um uns herum verändert, müssen wir neue Antworten geben. Das macht die CDU übrigens auch über die Jahrzehnte so erfolgreich."

Und was schätzt Annette Widmann-Mauz an Kanzlerin Angela Merkel eigentlich besonders? "Ihre Klugheit, ihre Besonnenheit und ihre Verlässlichkeit." Worte, die schnell und aus dem tiefsten Inneren zu kommen scheinen. Und was schätzt sie an Merkel-Herausforderer Martin Schulz (SPD)? Widmann-Mauz überlegt kurz, dann: "Dass er klar hinter Europa steht."

Morgens bis acht Uhr ausschlafen ist bereits Entspannung

Wie entspannt ist man denn dann eigentlich in Wahlkampf-Zeiten wie diesen? "Wenn ich sonntags mal bis acht Uhr schlafen kann, das ist schön", sagt sie. Und fügt hinzu: "Und wenn ich abends von einer Veranstaltung komme und dann noch Gelegenheit habe, ein Glas Wein mit meinem Mann zu trinken."

Annette Widmann-Mauz ist Jahrgang 1966, und seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Seit 2002 ist sie stets als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Tübingen in den Bundestag eingezogen. Im Jahr 2009 wurde Widmann-Mauz zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit ernannt. Zur Bundestagswahl am 24. September startet sie von Platz 2 der CDU-Landesliste aus.