Am Tatort erinnern Kerzen und Bilder an den verstorbenen Umut K., der hier am 1. Dezember seiner Schussverletzung erlag. Foto: Huger

Fall Umut K.: Befragung von Giovanni M. bringt keine Klarheit / Tumult nach Verhandlung / Krankenwagen muss kommen

Hechingen - Auch die Befragung des wichtigsten Zeugen im Fall um den erschossenen Umut K. bringt keine Klarheit. Giovanni M., der zur Tatzeit neben Umut K. vor dem Hechinger Spiellokal stand, kann nicht sicher sagen, wer den tödlichen Schuss abgegeben hat.

Es ist ein Verhandlungstag, der an den Nerven zehrt. Vor dem Landgericht Hechingen wird am Mittwochnachmittag Giovanni M. als Zeuge gehört. Ihm, davon geht die Staatsanwaltschaft aus, hätte eigentlich der Schuss gelten sollen, der den 22-jährigen Umut K. am Abend des 1. Dezember an der Hechinger Staig tödlich traf. Laut Anklageschrift soll es auch Giovanni M. gewesen sein, der den beiden Angeklagten, dem 22-jährigen Calogero S. und dem 21-jährigen Carmelo B., Geld schuldete, nachdem er den beiden gemeinsam mit einem Bekannten mindestens ein Kilo Marihuana abgekauft haben soll.

Notarzt muss anrücken

Worauf so viele von Umut K.s Verwandten und Freunden gehofft haben, trifft aber am Verhandlungstag nicht ein. Giovanni M., der zum Tatzeitpunkt nur wenige Zentimeter neben Umut K. stand, kann nicht mit Sicherheit sagen, wer von den beiden Angeklagten aus dem Auto heraus geschossen hat. "Ziemlich sicher", ist er, dass es Beifahrer Calogero S. war, aber eben auch nur, weil er eben der Beifahrer war und der Fahrer wahrscheinlich keine Hand frei gehabt hätte. Es sei alles zu schnell gegangen, und es war dunkel. Eine Hand an der Waffe habe er nicht erkennen können. Für die Familie und Freunde des Getöteten, die sich wieder in schwarzen T-Shirts im Gerichtssaal versammelt haben, ist das frustrierend. Nach der Verhandlung bricht Tumult los im Saal, "Mörder!", schreit jemand in Richtung Anklagebank, eine Frau bricht im Flur weinend zusammen. Notarzt und Krankenwagen werden angefordert.

Tränen sind schon zuvor viele geflossen. Richter Hannes Breucker, Vizepräsident des Landgerichts, lässt in der Verhandlung den Notruf abspielen, den Giovanni M. absetzte, nachdem Umut K. getroffen zu Boden gesunken war. Für die Zuhörer im Saal ein schwerer Moment – es sind die letzten Minuten vor Umut K.s Tod. Am Telefon hört man Giovanni M. sagen, dass er nicht wisse, wer die Leute im Auto waren. Warum er das gesagt hat, dazu möchte er vor Gericht nichts mehr sagen.

Überhaupt keine Angaben macht Giovanni M., der momentan wegen Handels mit Betäubungsmitteln in der Justizvollzugsanstalt in Hechingen sitzt, zu den Drogengeschäften, die im Vorfeld der Tat abgelaufen sein sollen. Auch keine Angaben darüber, wie gut und woher er die Angeklagten kennt, ob er überhaupt, wie angenommen, in der Spielhalle war. Ob er denke, dass eigentlich er getroffen werden sollte, möchte das Gericht wissen. Aber auch dazu gibt es keine Angabe.

Passant als Zeuge

Als weiterer Zeuge wurde ein 19-Jähriger gehört, der kurz nach der Tat als Passant am Tatort vorbeikam. Er sah zwar noch das rote Auto, erkannte aber nicht wer darin saß. Dazu sei es zu dunkel gewesen.

Fortgesetzt wird die Verhandlung am Mittwoch, 19. Juli, um 9 Uhr.