Foto Künstler: Unter dem Titel "hölzern und saftig" präsentieren Beate Sellin (links) und Sonya Braun ihre Werke in der Villa Eugenia. Restliche Fotos: Ausstellungsbesucher können in der ehemaligen Fürstenresidenz auf eine faszinierende künstlerische Entdeckungsreise gehen. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Doppelausstellung in der Villa Eugenia / Mit reifen Früchten und lebensgroßen Gorillas

Vom Wachsen, Werden und Vergehen: In der Villa Eugenia sind derzeit Werke der Künstlerinnen Beate Sellin und Sonya Braun zu sehen, die deutlich machen: Wandlung ist so notwendig wie die Erneuerung der Blätter im Frühling.

Hechingen. Apropos Blätter: In der ehemaligen Fürstenresidenz leuchten sie, passend zur herbstlichen Jahreszeit, in den schönsten Farben. Ganz nah rücken sie an den Betrachter heran, lassen die Augen im Farbenrausch schwelgen. Sie in Szene gesetzt, sie groß gemacht hat Beate Sellin, die gemeinsam mit Sonya Braun eine Doppelausstellung gestaltet, die den Blick auf das lenkt, was in wenigen Worten als "fortwährende Wandlung des Daseins" beschrieben werden kann.

Was beinhaltet diese Wandlung und wie findet sie künstlerisch Ausdruck? Das beleuchtete bei der Vernissage am Sonntag die Journalistin Annette Maria Rieger, die in ihrer Einführungsrede auch der Frage nachging, was die beiden Künstlerinnen trotz unterschiedlicher Genres verbindet.

Bevor sie sich der Bildenden Kunst zuwandte, war die in Heidelberg geborene Malerin Beate Sellin viele Jahre lang als Musikerin tätig. "Nun arbeitet sie mit Farbtönen anstatt Klangfarben und setzt ihr ausgeprägtes Gefühl für Rhythmus und Dramaturgie beim Malen in Öl auf Leinwand ein", ließ Annette Maria Rieger die Anwesenden wissen. Was sie so leuchtend und prall, fast schon fotorealistisch anmutend ins Bild setzt, dass der Betrachter geradezu versucht ist, danach zu greifen – das sind Früchte wie Stachelbeeren, Papayas oder Mangos.

In präziser Bildsprache erzähle Beate Sellin von dem einen Augenblick, in dem sich alles zeige, alles da sei, die Reife unmittelbar bevorstehe, verdeutlichte die Referentin. "Es ist dieser eine Moment, in dem sich alles erfüllt – und zugleich zerfällt." Bis zu 20 Farbtöne nutzt die Künstlerin, um etwa eine Johannisbeere darzustellen.

"Sie versteht es meisterlich, Auf- und Durchlicht so einzusetzen, dass Reflexe entstehen", verwies Annette Maria Rieger auf das sich dadurch ergebende Licht- und Schattenspiel, in dem sich der Augenblick der Vollendung spiegelt, der aber auch auf einen Aspekt vorausdeutet, der diesem – im ewigen Kreislauf des Lebens – unwillkürlich folgen wird: die Vergänglichkeit.

Während sich Beate Sellin der Malerei verschrieben hat, ist Sonya Braun, die in Betra bei Horb ein eigenes Atelier besitzt, als Bildhauerin tätig. In der Villa präsentiert sie faszinierende Skulpturen, wie etwa ein in Lebensgröße gearbeitetes Gorillapärchen, das von seinen lebendigen Vorbildern kaum zu unterscheiden ist.

Auch die Erdmännchen, die die Besucher mit neugierigem, aber – so scheint es – noch etwas skeptischem Blick betrachten, stehen ihren realen Artgenossen in nichts nach. Obwohl Beate Sellin und Sonya Braun zwei ganz eigenständige Künstlerinnen sind, lässt schon der Ausstellungstitel "hölzern und saftig" auf eine Gemeinsamkeit schließen: Ebenso wie Früchte, Blumen oder Blätter ist auch Holz ein vergängliches Material.

Indem Sonya Braun neue Formen aus jahrhundertealten Stämmen und Balken herausarbeitet, schenkt sie diesen ein neues Leben. "Wenn der Durchbruch gelingt, sichtbar wird, was sonst verborgen bliebe, ist das für sie immer auch eine Befreiung", erklärte die Referentin. Zugleich spiegelt sich im Arbeitsprozess die Neugierde nach dem, was da noch kommen mag. Eben jenen Moment des Werdens, Wachsens und Reifens fängt sie in ihren Skulpturen ein, um ihn in den immerwährenden Kreislauf des Lebens zu stellen, in dem alles der Veränderung unterliegt und – wie in ihrer hölzernen Strickarbeit deutlich wird – nichts perfekt sein muss.

Weitere Informationen: Die Doppelausstellung von Beate Sellin und Sonya Braun in der Villa Eugenia ist noch bis zum 1. Dezember, jeweils samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.