Werke des Künstlers Hans Mendler sind derzeit in der Villa Eugenia zu sehen. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Die Commedia dell’ arte steht im Mittelpunkt der Ausstellung in der Villa Eugenia

"Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug", wusste schon der Dramatiker Arthur Schnitzler. Die Lust am Spiel kommt auch in den Werken des Künstlers Hans Mendler zum Ausdruck, die seit Sonntag in der Villa Eugenia zu sehen sind.

H echingen. Wer die Räume der ehemaligen Fürstenresidenz betritt, der taucht tief ein – in eine Welt, in der das Spiel zum Schauspiel wird. Man begegnet Typen der Commedia dell’arte, einer im Italien des 16. Jahrhunderts erfundenen Stegreifkomödie, und wird, wenn man Bekanntschaft mit Arlecchino, Pagliaccio und Pulcinella macht, auf die wesentlichen Elemente der Volkskomödie stoßen: Humor, Masken und Improvisation. Auf einen feststehenden Text wird in der Commedia dell’arte verzichtet.

Der Raum für spontane Variationen, aus dem heraus sich das Spiel entfalten kann, hat sich auch der Künstler zunutze gemacht. "Er lässt die Schauspielerfiguren auf seinen Bildern abenteuerliche Sprünge, Verrenkungen und akrobatische Gags vollführen", beschreibt es die Kunsthistorikerin Christina Ossowski, die am Sonntag in die Ausstellung einführte, deren Eröffnung der Saxophonist Matthias Anton schwungvoll umrahmte.

Hans Mendler bringt sprichwörtlich das ins Spiel, was in einer den Arbeiten inhärenten Dynamik ihren Ausdruck findet. Um diese zu erzielen, sie auf der Leinwand zum Leben zu erwecken, "zerschneidet er die Figuren, kombiniert verschiedene Körperteile, lässt Gliedmaßen herumfliegen oder tauscht sogar die Typen gegeneinander aus".

Es ist wie ein Würfelspiel, bei dem der Zufall Regie führt. Fast scheint es, als würden die Karten neu gemischt, als würde sich das zusammenfinden, was bislang nur eine Hälfte einer Seele war und erst noch komplettiert werden musste. Dennoch bleiben bekannte Elemente. So wird etwa Arlecchino, der wohl berühmtesten Figur der Comedia dell’arte, die Fähigkeit zugesprochen, sowohl ins Diesseits als auch ins Jenseits zu reisen.

In Mendlers Arbeit sitzt ihm der Tod in Gestalt des Sensenmanns im Nacken. Allerdings kann er ihm noch von der Schippe springen. Beim Stichwort springen, tanzen, laufen, gerät die Bilderserie "You better run" in den Blickpunkt. Der Titel, so wird bei der Betrachtung der Exponate schnell klar, ist programmatisch. "Trotz Kopfstand oder horizontalem Schweben wirken die Commedia dell’Arte-Figuren geradezu statisch neben den hyperbeweglichen Gestalten, die uns in der Bilderserie ›You better run‹ so unbekümmert entgegenkommen", verweist die Expertin auf die Gestalten, die ganz auf ihr Tun konzentriert sind und nicht "nach dem Woher, Wohin oder Warum" fragen.

"Der Zufall, jener hämisch kecke Dämon", der, wie es einst ein österreichischer Schriftsteller ausdrückte, "unermüdet wirkt, bald mit uns kämpft; der uns den Verstand verleiht durch Erfolg, und oft den klügsten Plan durch seinen Hauch in Nichts verwandelt" – er spielt auch in der Bildhauerei eine Rolle.

Ob Eiche, Walnuss, Kirsche, Zeder oder Thuja: Jedes Holz hat, vergleichbar mit Menschen, seinen ureigenen Charakter. Verschiedene Charaktere besitzen auch Mendlers Figuren. Mal geht ihr Blick traumverloren ins Leere, mal liegt ein leises Lächeln auf ihren Lippen. Sind sie menschliche Wesen, stammen sie aus dem Reich der Mythen? Selten ist das zuzuordnen.

Was hingegen Grundlage für Mendlers Minne-Bilder war, werden all diejenigen erkennen, denen der "Code Manesse" ein Begriff ist, der von Züricher Buchmalern reich illustriert wurde. Reproduktionen der Bilder nutzt Hans Mendler für Übermalungen, so dass etwa aus Pferden in Braun und Grau "energiegeladene, glutrote Reiter" werden, nach denen die aktuelle Werkschau in der Villa benannt ist.

Weitere Informationen: Die Ausstellung in der Villa ist noch bis zum 25. November, jeweils samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.