Bildung: Volkshochschule bietet Kurs für Menschen an, die nicht oder kaum lesen und schreiben können

Hechingen. Die Volkshochschule Hechingen (VHS) will Menschen, die nicht lesen und schreiben können, mit einem neuen Angebot helfen. Im "Offenen Lerncafé" können ab 1. Oktober, Interessierte ihre Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Schreiben, Rechtschreibung, EDV und Internet erweitern – selbstständig, selbstbestimmt, online und unterstützt durch die Kursleitung. Darüber informiert die VHS in einer Pressemitteilung.

Sie müssen sich hierzu nicht anmelden, sondern einfach um 17 Uhr in die VHS kommen. Das Angebot gehört zum neuen Fachbereich "Grundbildung" und reagiert auf die Ergebnisse der sogenannten LEO-Studie (Level-One-Studie) zum Thema "Leben mit geringer Literalität" und der "Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Zwölf Prozent leben mit "geringer Literalität"

Mit den Ergebnissen der zweiten LEO-Studie veröffentlichte die Universität Hamburg 2019 besorgniserregende Zahlen: Zwölf Prozent der Deutsch sprechenden Bevölkerung lebten demnach mit "geringer Literalität", was vormals als "funktionaler Analphabetismus" bezeichnet worden war.

Dabei bringe die LEO-Studie erstaunliche Fakten zutage: So haben zum Beispiel 76 Prozent aller Erwachsenen mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen einen Schulabschluss erreicht – 40 Prozent von ihnen einen niedrigen und rund 18 Prozent einen mittleren oder höheren Schulabschluss. Fast 53 Prozent des Personenkreises spricht Deutsch als Erstsprache, das heißt als Muttersprache, fast 65 Prozent von ihnen befindet sich in festen Beschäftigungsverhältnissen.

Ernste Probleme beim Lesen und Schreiben würden zwangsläufig große Schwierigkeiten und Unsicherheiten für den privaten und beruflichen Alltag mit sich bringen: Formulare beim Arzt könnten nicht ohne Hilfe ausgefüllt und dem Kind keine Gutenacht-Geschichte vorgelesen werden, Geschäftspapiere stellten große Hürden dar und die Gesundheitsbroschüre bleibt ein Rätsel.

Die Ursachen für die unzureichenden schriftsprachlichen Fähigkeiten sind vielfältig. In der Regel führt erst das Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu einer geringen Literalität: fehlende Lesevorbilder, schwierige Familiensituationen, häufige Schulwechsel, zu wenig Lernunterstützung, Seh- oder Hörschwierigkeiten, längere Lernpausen durch Krankheit oder Migration, demotivierende Erfahrungen und ein geringes Selbstvertrauen.

Weitere Informationen: Wer Interesse am "Offenen Lerncafe" hat, kommt donnerstags um 17 Uhr in die Volkshochschule, Raum 109/110 oder ruft unter der Telefonnummer 07471/ 5122 oder 5188 an. Das Angebot findet wöchentlich statt. Man muss sich nicht anmelden, auch einzelne Termine können dabei wahrgenommen werden. Die Gebühr pro Termin liegt bei fünf Euro.