Der erste Tempel ist bereits im Entstehen. Er soll der römischen Göttin Minerva gewidmet werden. Fleißig gemauert wird auch am "Haus des Priesters". Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Freiluftmuseum: Tempelbezirk im römischen Gutshof wächst in die Höhe

Sie gilt als Personifikation der Weisheit: die Göttin Minerva. Doch die Hüterin des Wissens benötigt nun selbst Hilfe. Denn um den mit der Rekonstruktion des Tempelbezirks verbundenen Wissensschatz zu bewahren, bedarf es Sponsoren.

Hechingen-Stein. Noch ist Winterpause im Römischen Freilichtmuseum, dennoch ist das weitläufige Gelände um die Villa rustica nicht verwaist. Dort, wo derzeit der Tempelbezirk rekonstruiert wird, sind die Arbeiten in vollem Gange.

Der Fördervereinsvorsitzende Gerd Schollian und Vereinsmitglied Bernd Brunner haben das sonnige Wetter der vergangenen Tage genutzt, um das Projekt weiter voranzubringen. Stein um Stein wachsen die Mauern in die Höhe. Die Arbeit treibt den Beteiligten bei den frühlingshaften Temperaturen den Schweiß auf die Stirn. Bis in einigen Jahren soll die Baustelle, auf der Gerd Schollian unermüdlich mit dem Radlader zwischen den von ihm selbst hochgezogenen Mauern ein- und ausfährt, in einen "intimen, ruhigen Bereich" verwandelt haben; einen Heiligen Bezirk, wie er einst zum Gutshof gehörte.

Eine Ahnung, wie der nach detaillierten Rekonstruktionsvorschlägen des Amts für Denkmalpflege gestaltete Bereich aussehen wird, bekommt man indes schon jetzt. Denn Gerd Schollian hat mit nur wenigen Helfern schon viel geschafft.

Beim Betreten des Bezirks fällt der Blick auf die Zwölf-Götter-Halle. Die Holzkonstruktion des auf der Vorderseite von fünf Rundsäulen getragenen Dachs hat die Firma Dehner und Dieringer errichtet, das Eindecken übernahm Bernd Brunner. "Auch die Säulen haben wir in Eigenleistung gegossen", weist Schollian auf die fein ausgearbeiteten Details.

Zeigen, wie die Römer die Götter verehrten

Auch bei der Bemalung hat ein Vereinsmitglied Hand angelegt. Die Wände zieren mehrere quadratische Felder, die von Karl-Josef Gönner in lebendigem Rot gestaltet wurden. Von wegen schlicht und weiß, ‒ "die Römer hatten bunte, kräftige Farben", erklärt Schollian.

Damit sind die Arbeiten an der Halle jedoch längst nicht abgeschlossen. Später sollen auf einem Sockel Figuren von Göttern stehen, die auf der Anlage durch Funde nachgewiesen wurden. Und die Kassettendecke werden Bildnisse der zwölf höchsten Götter schmücken, die eine Bühnenbildnerin nach entsprechenden Vorlagen gestaltet.

Im Entstehen ist auch das "Haus des Priesters." Das Herzstück der Anlage bilden jedoch acht kleine Tempel für die wichtigsten römischen Gottheiten. Mit der Errichtung des ersten, aus Spenden finanzierten Tempels, der der Göttin Minerva gewidmet ist, hat Gerd Schollian bereits begonnen. Wenn alles nach Plan läuft, wird er noch in diesem Jahr fertiggestellt.

Auch soll den Besuchern im Sommer schon die Möglichkeit eröffnet werden, die Baufortschritte in Augenschein zu nehmen. Obwohl über 90 Prozent der Arbeiten in Eigenleistung erledigt werden, werden dringend weitere Sponsoren gesucht, denn das Projekt, dessen Rekonstruktion am Originalschauplatz weithin einmalig ist, hat seinen Preis.

Allein die Götterfiguren für die Tempel, die nach historischen Vorlagen gegossen werden, kosten jeweils zwischen 2000 und 5000 Euro. "Förderer wären deshalb herzlich erwünscht", erklärt Schollian, der es bedauert, dass das Projekt bei potenziellen Sponsoren bislang wenig Beachtung findet. Sein Ziel ist es, den Besuchern zu zeigen, "wie die Römer ihre Götter verehrten." Bis die Gäste durch eine begrünte, idyllische Anlage wandeln können, ist es aber noch ein langer Weg. Gerd Schollian, Bernd Brunner, Karl-Josef Gönner und die anderen Helfer werden ihn weiter beschreiten ‒ je nach finanziellen Möglichkeiten und mit Unterstützung von hoffentlich vielen Spendern.