Der Commerzbankräuber bei seinem Überfall in Villingen im Jahre 2009. Foto: Polizei

Senior sitzt weiterhin in Untersuchungshaft. Beschuldigter ist geständig in mehreren Fällen. 

Hechingen/Villingen-Schwenningen - Er hielt die Ermittler und die Öffentlichkeit zehn Jahre lang zum Narren, ihm war 2009 am helllichten Tage die Flucht mit seiner Geisel, dem damaligen Bankvorstand, durch die Villinger Fußgängerzone geglückt – dem Mann hatte er eine angebliche Bombe in die Jackentasche gesteckt und ihn kurzzeitig als Geisel genommen: der Commerzbank-Räuber. Selbst öffentlichkeitswirksame Fahndungen, unter anderem in der Sendung Aktenzeichen XY, blieben bis zu seiner überraschenden Festnahme im Mai diesen Jahres in Balingen erfolglos. Wie vom Erdboden verschluckt war der Mann mit der Bombenattrappe, der Brille und der auffälligen Perücke aber all die Jahre trotzdem nicht gewesen. Immer wieder blitzte in Polizeimeldungen ein Lebenszeichen von ihm auf: 2012 ein Überfall auf eine Bank in Rastatt, im April 2019 einer in Waldkirch beispielsweise.

Auf 40 bis 50 Jahre alt war der Räuber 2009 geschätzt worden. Die Überraschung war groß, als den Ermittlern vor einigen Monaten schließlich ein echter Senior ins Netz gegangen war: 80 Jahre alt ist der Mann aus dem Großraum Freiburg, der Fahnder derart lange an der Nase herumführte. Jetzt will die Staatsanwaltschaft Hechingen den Bankräuber-Opa vor Gericht sehen: Zum 1. August hat sie Anklage gegen den kriminellen Senior erhoben, der auf frischer Tat in Balingen geschnappt worden war und seither in Untersuchungshaft sitzt.

Dass der Commerzbank-Räuber von Villingen, der 2009 mehrere Zehntausend Euro aus dem Tresor erbeutet hatte, ein schweres Kaliber ist, daran besteht für den Staatsanwalt offenbar kein Zweifel. bei allen Taten habe er mit der Explosion einer Bombe gedroht – auch wenn er nie wirklich Sprengstoff bei sich gehabt habe. Und in Balingen, Villingen und Rastatt kam er mit dieser Drohkulisse auch ans Ziel beziehungsweise an die Moneten. Lediglich in Freiburg und Waldkirch war die Alarmanlage schneller.

Im Villinger Fall stufen die Anwälte seinen Coup nicht nur als Raub, sondern auch als schwere räuberische Erpressung ein: Schließlich habe er damit gedroht, eine Bombe zu zünden. Der Bankräuber selbst hat das mittlerweile offenbar zugegeben: "Der Angeschuldigte hat bezüglich dieser Vorwürfe ein Geständnis abgelegt", informiert die Staatsanwaltschaft aus Hechingen.

Derzeit sitze der 80-Jährige hinter Gittern. Doch sobald das Landgericht Hechingen über die Eröffnung des Hauptverfahrens entschieden habe, soll er dort während des Prozesses auf der Anklagebank Platz nehmen.