Was wird aus dem Gebäudeensemble am Hechinger Schloßplatz? Am Dienstagabend trifft der Gemeinderat zu dieser Frage eine wichtige Entscheidung. Foto: Stopper

Geschäftsführer Andreas Ermantraut betont, dass Gebäude jahrelang zum Verkauf standen. Interview

Hechingen - Die EJL-Immobilien-Gruppe will mehrere Gebäude am Schloßplatz kaufen. Der Vertrag ist unterschrieben, aber nun berät der Gemeinderat in einer Sondersitzung am Dienstag, 18. Februar, von 18.30 Uhr an, ob die Stadt ihr Vorkaufsrecht für dieses Immobilienensemble ausüben will.

Herr Ermantraut, haben Sie Angst, dass Ihnen die Stadt hier ein Immobilienfiletstück wegschnappt?

Von Wegschnappen kann eigentlich keine Rede sein. Die Gebäude hätte ja jeder schon länger kaufen können. Als ich noch CDU-Fraktionschef im Gemeinderat war, hat meine Partei 2016 sogar mal den Antrag gestellt, dass die Stadt das Schloßplatz-Areal kauft. Das war noch unter Bürgermeisterin Bachmann. Ein Makler aus Stuttgart bot das Gebäudeensemble damals im Auftrag der Eigentümer an. Das wurde dann aber von der Stadt abgelehnt. Die EJL hat dann 2017 überlegt, das Gelände zu kaufen. Wir haben das damals verworfen, kamen aber jetzt wieder darauf zurück.

Wurde Ihnen erklärt, was die Stadt mit dem Vorkaufsrecht bezweckt?

Nein. Ich war bei der Ersten Beigeordneten Dorothee Müllges und Stadtbaumeisterin Helga Monauni zum Gespräch, aber auf meine Fragen, was denn eigentlich von Seiten der Stadt gewünscht oder geplant ist, gab es immer nur die Antwort: "Keine Aussage". Es gab nur das Versprechen, eine schriftliche Stellungnahme würde folgen.

Fühlt sich die Stadt bei diesem Grundstücksgeschäft irgendwie von der EJL hintergangen?

Ich wüsste nicht warum. Wir haben im Dezember den Kaufvertrag für die Schloßplatz-Gebäude unterschrieben, und dann haben wir das an die Stadt weitergemeldet und auch gefragt, ob es da aus Sicht der Stadt was zu beachten gibt. Man könnte ja alles mögliche regeln. Aber man hat uns nichts dazu gesagt. Dass jetzt das Vorkaufsrecht ins Spiel gebracht wird, hat uns überrascht.

Was hat die EJL mit den Schloßplatz-Gebäuden vor?

Aktuell eigentlich noch gar nichts. Die Gebäude sind vermietet, das würden wir so weiterbetreiben. Vermietungen von Bestandsgebäuden ist ein Teil des Geschäfts der EJL. Natürlich gibt es von unserer Seite aus auch Ideen, hier ein Projekt zu planen. Projektentwicklung ist das Hauptgeschäftsfeld der EJL. Das bedeutet, wenn die Planung abgeschlossen ist, kann es gut sein, dass wir danach weiterverkaufen, damit eine darauf spezialisierte Firma das baut und realisiert. Wie gesagt: Wir sehen uns eher als Projektentwickler.

Was für Projektideen fallen einem denn zu den Schloßplatz-Gebäuden ein? Vieles steht da ja unter Denkmalschutz.

Das ist sicher alles nicht ganz einfach. Aber beim Marstall ist nach unserer Information eigentlich nur die Fassade geschützt. Die Zehntscheuer hätte sicher das meiste Potenzial, dort etwas Neues und Spannendes zu schaffen. Vielleicht Gastronomie im Erdgeschoss, dann könnte man auch den direkten Durchgang von der Schloßstraße in den Innenhof ermöglichen. Dieses zusammenhängende Gelände mitten in der Stadt bietet insgesamt sehr spannende Möglichkeiten. Und wenn weiter oben beim Fecker die Brandbrache von der Stadt bebaut wird, wird das ganze Viertel aufgewertet. Das wäre sicherlich auch für unsere Projekte gut. Aber so weit sind wir noch lange nicht.

Wissen Sie, was die Stadt mit den Gebäuden vorhat?

Erstaunlich ist, dass die Stadt nach meiner Information das Vorkaufsrecht nur für den Marstall und das Gebäude mit dem Lebensmittelmarkt ziehen will, nicht aber für die Zehntscheuer und das Haus, in dem derzeit die Caritas Mieterin ist. Ich weiß nicht, was die Stadt damit vorhaben könnte. Die Gebäude sind jedenfalls nicht Teil des aktuellen Sanierungsgebiets Oberstadt, was für Zuschüsse sicher sehr wichtig wäre. Wenn man von einer Belebung der Oberstadt spricht, sollte die Zehntscheuer von der Stadt ins Auge gefasst werden und nicht ein langfristig vermieteter Lebensmittelmarkt.

Die Fragen stellte Klaus Stopper.