Autor Gerd Stiefel spricht beim Redaktionsbesuch über sein neues Buch "Via Bologna". Foto: Merk Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Autor Gerd Stiefel nimmt seine Leser mit auf eine historische Reise von Hohenzollern nach Bologna

Er ist Chef der Schutzpolizei in Konstanz und nebenbei Buchautor: Gerd Stiefel hat seinen zweiten Roman, "Via Bologna", veröffentlicht. Ausgangspunkt des historischen Krimis ist ein Mord in Hohenzollern.

Hechingen. Im Winter des Jahres 1843 wird in Hermannsdorf bei Burladingen der Bauer Johannes Stiefel ermordet. Er wird von Jakob Egle, genannt der "Lange Rote", mit einem Deichselnagel erschlagen. Der Täter begibt sich anschließend auf die Flucht quer durch Europa.

Damit beginnt die Geschichte, die einen Familienbezug zum Autor hat, denn der tote Bauer war der Großvater von Gerd Stiefels Urgroßvater. Stiefels Stammbaum reicht bis 1789 zurück. In Hohenzollern habe er zwar heute keine Verwandtschaft mehr, aber die Geschichte des Hauses Hohenzollern habe ihn immer begeistert.

Ebenfalls belegt ist eine spätere diplomatische Korrespondenz zwischen Fürsten- und Königshäusern und dem Kirchenstaat über die Auslieferung des Mörders Jakob Egle, der über den Bodensee bis nach Bologna flüchtete und dort der päpstlichen Militärgarde unter anderem Namen diente. Verraten wurde er von Florian Rädle, der sich in der Geschichte vom Weggefährten zum Feind entwickelt.

Die Korrespondenz hob Gerd Stiefel in Stuttgart im Staatsarchiv aus. Eine Historikerin transkribierte die Korrespondenz, die in Sütterlinschrift verfasst war. Das ist die historische Quelle des Romans.

Was zwischen der Flucht und der Auslieferung, von der die Korrespondenz handelt, passiert, ist der fiktionale Teil des Buches. Gerd Stiefel möchte seine Leser mit der Flucht von Jakob Egle auf eine "gedankliche Reise" von der schwäbischen Alb bis nach Bologna mitnehmen, sagt er. Die Orte, von denen er erzählt, habe er selbst besucht und vor Ort recherchiert. Denn sein Buch solle trotz fiktiver Elemente authentisch bleiben, betont er. Im Buch gibt es auch eine Karte, die den Fluchtweg zeigt. Die Modellvorlage dafür war eine Karte in "Der Herr der Ringe".

In seinem Hauptberuf hat er schon mit Mördern zu tun gehabt

Dass er als Polizeibeamter die Geschichte eines Mörders erzählt, scheint nahezuliegen. Denn in seinen 39 Berufsjahren habe er oft mit Verbrechern zu tun gehabt, sagt Stiefel.

An dem Roman hat der Polizeibeamte drei Jahre gearbeitet. Das historische Recherchieren sei ihm nicht fremd, denn er habe unter anderem Geschichtswissenschaft an einer Fern-Uni studiert. So sei er durchaus in der Lage, neben dem Hauptberuf zu recherchieren. Und auch der polizeiliche Alltag erleichtere ihm die "Spurensuche". Für das Schreiben brauche er aber Urlaub. Denn wenn er schreibe, dann "mit Haut und Haaren", sagt er. Vom Schreiben leben könnte er aber nicht. Er habe auch keine materielle Motivation. Auch in Zukunft wolle er weiterhin dranbleiben.

Bei der Premierenlesung in Singen kamen mehr als 50 Zuhörer. Auch in Balingen gibt es die Gelegenheit, den Autor zu hören. Am Freitag, 20. April, liest Stiefel ab 20 Uhr in der "Neuen Buchhandlung" in der Ölbergstraße.