Jahresausstellung: Aktive Mitglieder des Kunstvereins stellen vielfältige Arbeiten im Rathausfoyer aus

Viele Besucher, viele anerkennenden Worte – die Eröffnung der Jahresausstellung des Hechinger Kunstvereins war wieder ein gesellschaftliches Ereignis in der Stadt, eine Hommage an die kreativen Köpfe des Vereins. Und rote Punkte wurden auch schon an verkaufte Werke geheftet.

Hechingen. Kenner wissen: Wer wirklich was von den Bildern sehen will, muss vor der Eröffnung da sein, denn auch dieses Jahr füllte sich das Rathausfoyer mit so vielen Gästen, dass nach Ende der Ansprachen dichtes Gedränge im Treppenhaus herrschte. Viele kannten sich, man plauderte. Viele versprachen, in den nächsten Tagen noch mal ins Rathaus zurückzukehren und sich die von 29 Künstlern geschaffenen 61 Werke in Ruhe anzuschauen.

Was man hier sehe sei "ein Spiegel der Vielfalt des künstlerischen Schaffens in der Region", erklärte Joachim Wörner vom Vorstand des Kunstvereins. Er betonte auch, dass mit Elisabeth Arzberger, Marita Linder-Schick, Wolf Seigel und Marita Sickinger vier neue Aktive im Kunstverein ausstellen.

Bürgermeister Philipp Hahn begrüßte in seiner Ansprache auch den Sängerbund Haigerloch, der die Vernissage umrahmte und dessen Sänger am Tag zuvor noch das 140-jährige Bestehen des Chors gefeiert hatten. Er ging auch auf den Begriff "Herkunft" ein – das Motto der Ausstellung. Hechingen verstehe sich als weltoffene Stadt, die unabhängig von der Herkunft für alle ihre Einwohner eine Heimat bilden wolle. Als Bild aus der Ausstellung, das ein Jahr in seinem Büro hängen wird, wählte er in diesem Jahr den "Hummelflug" von Angelika Kalchert.

Clemens Ottnad, Kurator des Hechinger Kunstvereins, ging in seiner Einführung auf den Schriftsteller Sasa Stanisic ein, der mit seinem Buch "Herkunft" nicht nur (zufällig) dem Motto der Jahresausstellung entspricht, sondern mit dem er auch Gewinner des desutschen Buchpreises 2019 wurde.

Für Stanisic sei die Herkunft "der erste Zufall unserer Biografie". Letztlich sei es kein Verdienst, an einem gewissen Ort geboren zu werden. Auch bei Kunstwerken gebe es eine Herkunft, die aber ebenfalls nur wenig am fertigen Werk erkläre.

Wer die Bilder in der Ausstellung betrachte, finde Hekünfte im Material, in der ideelen Auffassung, in Zeichnung und Farbe, Gegenständen, Landschaften und menschlicher Figur – und all diese Einflüsse bildeten in den Bildern Überlagerungen, manchmal seien sie offenkundig, manchmal schwer zu entschlüsseln.

Dass ein Objektbild von Käthe Rominger etwa aus geschredderten Adressbüchern stammt, ist nicht gleich zu sehen, und welche Geschichte sich hinter den von einer Waage balancierten Gesangbüchern und Schallplatten verbirgt, da müsste man die Künstlerin direkt mal fragen. Während "Herkunft" ambivalent sei, sei die Heimat auf jeden Fall ein Ort, wo man keine Angst haben sollte, wo man sich wohl fühle. Mit dem Wunsch, dass die Ausstellung für Betrachter eine gewisse Zeit lang eine geistige Heimat sein könne, schloss er seine Rede.

Die Ausstellung ist bis einschließlich 1. Dezember während der Öffnungszeiten des Rathauses montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr, donnerstags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.