In glücklich machende Melancholie versetzte das "Cuarteto Soltango" die zahlreichen Zuhörer in der Alten Synaogoge. Gesteigert wurde die Melancholie von Wilfried Schenkel, da es das letzte Konzert in der Synagoge war, das er veranstalten wird. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Synagoge: Wilfried Schenkel verabschiedet sich mit Tango-Konzert als Veranstalter

Hechingen. Tolles Erlebnis und traurige Botschaft. Das Tango-Konzert des Ensembles "Cuarteto Soltango" am Samstag war der letzte Event, den Wilfried Schenkel in der Alten Synagoge organisiert hat. Das Gefühl, das er damit auslöste, passte zum Konzert, denn Tango gilt ja al "trauriges Gefühl, das man tanzen kann."

Wilfried Schenkels Rückzug war ein kleiner Schock für manche im Saal, denn mit seiner persönlich-verbindlichen Art und besten Kontakten hat er über mehr als zehn Jahre hinweg in überwiegend ausverkauften Konzertabenden den Zuhörern unglaublich schöne Musikerlebnisse beschert. Diese Aufgabe wird in der Synagoge künftig Jürgen Lehmann übernehmen.

So war aber das Publikum von Anfang an schon in jener melancholischen Stimmung, die den Tango kennzeichnet. Gespielt wurde er an diesem Abend in selten zu hörender Brillanz des Vortrags von Cellist Karel Bredenhors, Violinist Thomas Reif, Bandoneon-Virtuosen Andreas Rokseth und vom Pianist Martin Klett, der auch die Arrangements für diese im Tango eher ungewöhnliche Instrumentenbesetzung geschrieben hat. Noten für diese Musik gibt es übrigens kaum. Er und die anderen Musiker hören Aufnahmen aus der "Goldenen Ära des Tango", also den 30er und 40er Jahren.

Begeisterndes Konzert löst Emotionen aus

Es war ein Konzert, das Emotionen auslöste und vom Publikum begeistert beklatscht wurde. Tango ist eine eigenartige Musik. Basis ist ein zackiger Vier-Viertel-Takt, gelegentlich durchaus drakonisch geklopft und gehämmert, vor allem vom Piano, der aber überlagert, rhythmisch verzerrt, gedehnt und melodisch verzaubert wird von der seiden-schimmernden Geige, die die oberen Sphären dieser Kompositionen durchfliegt, vom Cello, das samtig direkt am Gemüt der Zuhörer zu reiben scheint, und vor allem vom Banoneon.

Diese Sonderform des Akkordeons, ein einfaches Kircheninstrument, entfaltet im Tango eine Klangwelt, die tiefe Abgründe düsterer Seelenzustände erzeugt, in die aber immer auch grelle Blitze der Lebensfreude dringen.

Um es etwas konkreter auszudrücken: Gespielt wurden unter anderem Kompositionen von Anibal Troilo, Osvaldo Fresedo, Osvaldo Pugliese. Der Schwerpunkt lag damit in der Zeit vor der Ära des Tango nuevo, der vor allem mit Astor Piazzolla verbunden wird.

Was im Konzert hervorstach – vielleicht auch einfach, weil es sich so abhob – waren die Unterformen des Tango Milonga und Vals. Und wirklich ergreifend: Der charismatische Bandoneonspieler Andreas Rokseth, ein Norweger, trug einen der Tango-Gesangstexte als Gedicht vor, während langsam die Musik einsetzte und versetzte das Publikum in ein verzückendes Traurigkeits-Glücksgefühl, das sich mit vernünftigen Worten eigentlich nicht beschreiben lässt. Mit lang anhaltendem Beifall wurden zwei Zugaben erklatscht.