Über Paul Levi aus Hechingen, Geliebter Rosa Luxemburgs, Mitbegründer des Spartakusbundes sowie der Kommunistischen Partei Deutschlands, hat Thilo Scholle einen Vortrag gehalten. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Thilo Scholle spricht in Hechinger Synagoge vom Leben des politischen Rechtsanwalts

Paul Levi aus Hechingen war enger Vertrauter Rosa Luxemburgs, Mitbegründer des Spartakusbundes sowie der Kommunistischen Partei Deutschlands. Thilo Scholle hat über ihn am Dienstag in der Alten Synagoge einen Vortrag gehalten.

Hechingen. Thilo Scholle ist Referent im Bundesarbeitsministerium und hat aus den umfangreichen, in der Friedrich-Ebert-Stiftung befindlichen Nachlass Paul Levis seine Informationen geschöpft, die zur Veröffentlichung eines Bandes über den Sohn Hechingens in der Reihe "Jüdische Miniaturen" (Hentrich und Hentrisch 2017) führte. Im Vortrag ging Scholle zunächst auf die frühen Jahre ein. Vater Jakob betrieb eine Weberei, war Vorsteher der Jüdischen Gemeinde und politischer Mitarbeiter der Stadtversammlung. Der Familienzusammenhalt sei eng gewesen. Levi besuchte in Hechingen die Volks- und Realschule, machte später in Stuttgart sein Abitur. Hier verfolgte er bereits als Zwölfjähriger Prozesse am Landgericht, deshalb studierte er Jura in Berlin, Grenoble und Heidelberg. Nach der Promotion ließ er sich in Frankfurt als Rechtsanwalt nieder und hatte bald den Ruf eines politischen Anwalts der Linken.

Er war Soldat im Ersten Weltkrieg, wurde verwundet, später wieder an die Front geschickt. 1917 war er dann einer der Verantwortlichen für den Transport Lenins von seinem Schweizer Exil im verplombten Zug nach Russland, wo er die Revolution maßgeblich vorantrieb. Er sah ihn Jahre später in Petrograd wieder, wo er vor Hunderttausenden eine Rede hielt.

Berühmt ist Levi auch als ehemaliger Geliebter von Rosa Luxemburg. Er war auch an der Gründung des Spartakus-Bundes beteiligt und hatte großes Glück, dass er im Gefängnis saß, als Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ermordet wurden. Er hätte leicht auch Opfer werden können, doch so wurde er der maßgebliche Mann, der die Vertuschung der Morde im Prozess aufklärte.

Sein Plädoyer habe Levi sogar Reichsgeschichte geschrieben, erklärte der Referent. Levi wurde 1919 neuer KPD-Vorsitzender. Zunächst warf er die Anarchisten aus der KPD, die bald Massenpartei wurde. Später wurde Paul Levi aus der KPD ausgeschlossen, kehrte zur Sozialdemokratie zurück, hatte eine eigene Zeitung und wurde Reichstagsabgeordneter. Thilo Scholle hatte spannende Details für die Hechinger: So gab es einen Briefverkehr zwischen Albert Einstein und Paul Levi.

Paul Levi starb letztlich unter ungeklärten Umständen. Im Zustand einer fiebrigen Lungenentzündung sei er am 9. Februar 1930 aus dem Fenster seiner Dachgeschosswohnung in Berlin gestürzt und daran gestorben, erklärte Thilo Scholle. Sein Vater Jakob habe sich eine Woche danach aus dem Fenster im Gebäude neben der Hechinger Synagoge gestürzt. "Es sieht so aus, als würde die Demokratie zu Grabe getragen", diese bei der Beerdigung Paul Levis ausgesprochenen Worte waren prophetisch. Drei Jahre später ergriffen die Nationalsozialisten die Macht.