Benedikt Ritzler in luftiger Höhe. Mit einem Fernsprechgerät dirigiert der Pfarrer den Korb des Drehkrans an die gewünschte Stelle. Die Gesims-Vasen am Stiftskirchenturm sehen noch einigermaßen gut aus, an anderen Stellen bröckeln der Putz und selbst der Sandstein der Mauerquader. Foto: Schwarzwälder-Bote

Fugen liegen frei und Unkraut wuchert. Pfarrgemeinde bereitet die Gründung eines Fördervereins vor

Hechingen - Die Stiftskirche in Hechingen macht Sorgen. Die Schäden am Turm sind größer als befürchtet. Auf die Pfarrgemeinde St. Jakobus kommt eine möglicherweise zwei Millionen Euro teure Sanierung zu.

Hermann Schetter und mehrere Mitarbeiter seines Wessinger Steinmetzbetriebs waren gestern zum wiederholten Mal vor Ort, um Arbeiten zur vorläufigen Sicherung des Turms auszuführen. Mit dem Drehkran einer Mössinger Spezialfirma ließen sie sich in die Höhe ziehen, Mörteleimer und Spachtel in der Hand. Sie füllten offene Mauerfugen aus und entfernten Moos und Unkraut aus den Zwischenräumen. Fertig und abgeschlossen ist die Turmsicherung damit längst noch nicht.

In Erinnerung gerufen hatte sich die Stiftskirche nach einem Gewitter Anfang Mai. Aus der Südseite waren große Steine aus dem Turm herausgebrochen und auf den Kirchplatz gestürzt. Beim ersten Einsatz mit Drehkran waren die Steine im mittleren Gesims des Turms vorläufig gesichert und die losen Steine mit Edelstahlwinkel befestigt worden. Gestern ging es um das obere Gesims.

"Der Keupersandstein ist stark verwittert", erklärt Hermann Schetter. Der Putz bröckele und ein Großteil der Fugen liege frei. Regen kann ungehindert in das Mauerwerk dringen, und Pflanzensamen finden einen Untergrund, auf dem sie keimen und treiben können. Allesamt keine guten Bedingungen für die Zukunft der Stiftskirche.

Die Pfarrgemeinde St. Jakobus ist sich dessen bewusst. "Ich muss eine offene Baustelle übergeben", sagte Pfarrer Benedikt Ritzler gestern nachdenklich. Nach elfjähriger Tätigkeit als Stadtpfarrer verlässt er am Donnerstag Hechingen. Sein Nachfolger Gabriel Maiwald kommt im Oktober.

Ganz so offen ist die Baustelle aber doch nicht mehr. Die Pfarrgemeinde peilt die Gründung eines Fördervereins an, der sich bei der Turmsanierung engagieren soll. Der Pfarrgemeinderat hat seine Zustimmung bereits gegeben, derzeit wird die Satzung erarbeitet. Franz Ermantraut und Günther Konstanzer haben sich an die Aufgabe gemacht. Die beiden Stadträte und Fraktionssprecher stehen als prominente Zugpferde bereit, um die Mammutaufgabe zu stemmen.

Dass das Projekt ehrgeizig ist, steht außer Frage. Der Turm ist bei der Sanierung der Stiftskirche 1982/83 ausgeklammert worden. Damals wurde für 2,3 Millionen Mark das Kirchenschiff wieder auf Vordermann gebracht. "Am Turm ist all die Jahre nichts gemacht worden", sagen Benedikt Ritzler und Hermann Schetter. Sie schätzen, dass die Restaurierung gut und gerne zwei Millionen Euro teuer wird.

Der Förderverein soll helfen, diese Mittel zusammenzubringen. Im Januar nächsten Jahres, überlegt Pfarrer Ritzler, könnte die Gründungsversammlung sein. Dann geht es darum, Spenden zu sammeln, Schirmherren zu suchen und Fördertöpfe zu erschließen. Gleichzeitig müssen die Schäden am Stiftskirchentum genau erhoben und die Kosten ermittelt werden. 2015 oder 2016 – so die jetzigen Überlegungen – könnte die Sanierung in Angriff genommen werden. Bis dahin müssen die gestern neu verfugten Turmmauern halten.