Nachbar zeigt Familie Herrmann aus Beuren wegen Einzeltierhaltung an. Bis zum Ende um Maskottchen gekämpft.
Hechingen-Beuren - Wenn ein Schwein im Zollernalbkreis gemobbt wird, wird es – siehe Wuse – so lange gemobbt, bis es weg ist. Während für Wuse schließlich doch noch ein neues Zuhause gefunden wurde, nahm Eber Fridolin ein tragisches Ende: Das zwölfjährige Maskottchen des Restaurants ’s Jockele in Beuren ist tot.
"Als die Geschichte von der Sau Wuse bekannt geworden war, zeigte unser Nachbar, ein Jäger aus Beuren, unseren zwölfjährigen Fridolin beim Veterinäramt des Zollernalbkreises an", schildert Erni Herrmann die Situation. Wegen Einzeltierhaltung, weil Schweine ja angeblich soziale Kreaturen seien, die einen Partner brauchen.
Vom Amt kam prompt die Auflage, bis Ende dieses Monats ein zweites Schwein anzuschaffen. "Dabei hat unser Schwein seit Babytagen allein gelebt und war ausschließlich auf Menschen geprägt", versichern Jochen und Erni Herrmann.
Im Zweifelsfall sollte Schwein Fridolin abgeholt werden
Sie versuchten, die Tierärztin des Landratsamts zu überzeugen, in diesem Fall ein Auge zuzudrücken – aufgrund des hohen Alters des Tieres könnte man ja von einem Gewohnheitsrecht ausgehen, dachten sie. "Zudem war die Einzelhaltung unseres Fridolin dem Landratsamt seit 2001 bekannt, wir mussten jährlich einen Betrag in die Seuchenkasse einzahlen."
Aber das Amt sei hart geblieben: "Wir bekamen einen ablehnenden Bescheid, man bestand darauf, dass Fridolin einen Artgenossen bekam, auch wenn zu befürchten war, dass er sich mit einem zweiten Schwein nicht mehr sozialisieren ließ." Die Herrmanns müssten die beiden Tiere in dem Fall eben durch einen Zaun trennen, hieß es. Für den Fall, dass sie sich weigerten, wurde nach einer bestimmten Frist ein Bußgeld angedroht, oder schlimmer noch, das Amt wollte im Zweifelsfall das Schwein Fridolin abholen lassen.
Fridolin hatte bis dahin in einem Gehege hinter einem Holzzaun gelebt, in einer doppelt isolierten Holzhütte, mit viel Heu. "Dort war es für ihn gemütlich, unter unseren Tannen, im eingezäunten Garten, angrenzend an unsere Restaurant-Terrasse", beschreibt Erni Herrmann die Situation.
Damit das Schwein sich zuweilen auch in der Sonne im Garten wärmen konnte, ließ sie das Türchen zu seinem Gehege offen, was erneut das Veterinäramt auf den Plan rief. "Wir wurden erneut angezeigt, denn ein Schwein muss angeblich hinter einem Doppelzaun gehalten werden", sagt sie. "Allerdings wussten wir jetzt auch, wer in unseren Garten schaut. Das wurde uns auch von Frau Achterberg vom Veterinäramt bestätigt."
Amt macht den Vorschlag, das Tier einzuschläfern
Weiterhin musste die Freilandhaltung von Fridolin im Garten beantragt werden. "Es wurden uns noch weitere Schikanen in Aussicht gestellt", sagt Erni Herrmann. Auf den Vorschlag, das Tier einzuschläfern, wollte sie sich nicht einlassen: "Ich hab unserem Fridolin gesagt, er brauche sich keine Sorgen zu machen, er wird nicht eingeschläfert."
Für Familie Herrmann stand fest: Sie wollten sich nicht auf "verordnete Schweinehaltung" einlassen. "Wir haben uns schon mal mit einem Anwalt und unserem hochgeschätzten Tierarzt Boris Woerner aus Mössingen beraten. Wir haben bis zum Ende für Fridolin gekämpft."
Bisher sei er immer putzmunter gewesen, "plötzlich wollte er nicht mehr. Es war, als habe er etwas gespürt": Jochen und Erni Herrmann fanden ihn am Freitag, 5. April, tot in seinem Gehege. "Wir hätten ihm so gerne noch einen schönen warmen Sommer gegönnt", sagt Erni Herrmann traurig.
Seite 2: Der Fall Wuse
Der Fall Wuse bewegte Ende des vergangenen Jahres viele Gemüter im Zollernalbkreis. Wuse, ein sechsjähriges Hängebauchschwein, war im Wannental bei Stockenhausen ausgesetzt und von Bauer Heinz Schühle in seinen Streichelzoo aufgenommen worden. Nach einer anonymen Anzeige schritt das Amt ein: Wuse sollte hinter eine doppelte Umzäunung, um möglichen Kontakt mit kranken Wildschweinen zu vermeiden, und ein zweites Schwein sollte her, aus sozialen Gründen. Schühle weigerte sich, beschloss im Gegenzug, den beliebten Streichelzoo mit Eseln, Lamas und Hasen dicht zu machen und Wuse wegzugeben. Eine Flut von Leserbriefen folgte, und Wuse avancierte zum Fernsehstar. Mittlerweile hat die Sau eine neue Heimat gefunden.