Albrecht Schaal zeigt die Sichtachsen.Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Landschaftsarchitekt Albrecht Schaal erklärt den aktuellen Bauabschnitt für die Umgestaltung des Fürstengartens

Es wird das Herzstück, die zentrale Achse des Fürstengartens – was nun im zweiten Bauabschnitt der Rückbesinnung auf fürstliche Originalpläne auf dem Programm steht, hat Landschaftsplaner Albrecht Schaal am Donnerstag vor Ort erklärt.

Hechingen. . Der Mann wirkt gerade etwas bekümmert. Die Kritik wegen des Kiesbelags vor der Villa ist nicht spurlos an ihm abgeperlt, auch wenn er sich schuldlos fühlt, und ob in Corona-Sparzeiten der teure Parkplan auf Eis gelegt werden könnte, ist eine Frage, die ihm Sorgen macht. Andererseits aber sprüht er vor Begeisterung für das, was hier entsteht und noch entstehen könnte.

"In diesem Park hat die vergangenen 100 Jahre jegliche Pflege gefehlt, er ist verwaldet", stellt er fest. Rabiate Bäume wie Ahorn, Esche und Eibe schnürten aller früheren Park-Raffinesse schlicht Licht und Luft ab. Den Rest erledigte das Efeu.

Nun heißt es zurück zur gestalteten Natur. Der zweite Bauabschnitt liegt zwischen den Villen Eugenia und Silberburg, und zwischen geteertem Fahrweg und der Zollernstraße. 35 verschiedene Waldstaudenarten wurden da nun im Bereich zwischen Villa und Weißem Häusle eingepflanzt. Auch Nadelbäumchen, so wie es zu fürstlichen Zeiten im Plan stand.

Ob alles hochkommt im Baumschatten ist nicht sicher, warnt Schaal. "Wir sammeln hier Erfahrungen für die restliche Parkgestaltung." Wenn aber halbwegs klappt, was geplant ist, verspricht der Landschaftsarchitekt im Frühjahr ein Feuerwerk der Pflanzenvielfalt. Bevor die Buchen austreiben und der Bodenbewuchs im Sommerschatten dämmert, "ist hier die Hölle los". Tausende Zwiebeln wurden eingebuddelt und warten auf ihren großen Auftritt im Frühling. Nach wie vor wird viel Bärlauch sprießen, aber auch Buschwindröschen, Anemone. Einiges mehr. Schaal nannte da auch viele Namen, redete aber zu schnell zum mitschreiben.

Hainbuchen-Schattengang vor dem Weißen Häusle

Deutliche Veränderungen wird es auch vor dem Weißen Häusle geben. Wer aus der Tür des vom Kunstverein als Galerie genutzten ehemaligen Billardhäuschens tritt, wird rechts und links vom dann schmaleren Weg eine hohe Hainbuchenhecke sehen. Der Schattengang. Diese gebündelte Sichtachse reicht bis zum anderen Ende des Parks. "Diese Strenge im Kontrast, das ist toll", schwärmt Schaal.

Überhaupt: Die Wege auf dem Gelände sind für ihn wichtig. Neue Pfade sind angelegt worden. Etwa quer über die Wiese, auf der normalerweise Use your summer stattfand. Alle folgen genau einem Konzept, das im Originalplan für diesen Park festgelegt wurde. Sie sind leicht gebogen, aber immer auf Sichtachsen ausgerichtet.

Dafür sollte aber das Teersträßlein, das durch den Park zur Villa Silberburg führt, beseitigt werden, wünscht sich Schaal. Früher ging die Zufahrt hinter dem ehemaligen Tennis- oder ADAC-Heim vorbei zu dieser Villa. Im Park aber stört die Straße. "Das wirkt wie eine Autobahnkreuzung", übertreibt er leicht, als er auf jene Verkehrsinsel zeigt, auf der eine Bank in melancholischer Ungemütlichkeit die Stellung hält.

Gerodet wird auch das wilde Gebüsch zwischen Use-Your-Summer-Wiese und Zollernstraße, das zu wuchern begann, als hier noch Tennisplätze waren. Wer an dieser Stelle den Park betritt – übrigens war dies früher die eigentliche Zufahrt für die Kutschen – wird dann direkt den weiten Blick über das Parkgelände bis hin zum Abschluss in Richtung Schloßberg genießen. Dafür werden an anderer Stelle Gebüsche gepflanzt.

Mehrere Tennisplatzreste werden beseitigt

Überhaupt der ehemalige Tennisplatz. Ein Frevel aus heutiger Sicht. Damals wurden einfach Flächen aufgeschüttet, damit man ebene Plätze zum Filzball-Klopfen bekam. Die Optik war egal. In einem Bereich, der im nächsten Bauabschnitt in Angriff genommen wird, finden derzeit Grabungen nach Resten der Tennis-Ära statt. Ein Graben kündet davon, die rote Sandschicht aus alten Zeiten wurde freigelegt. Jetzt sollen die alten Aufschüttungen wieder abgegraben werden.

Am Ende der Parkführung mit Albrecht Schaal wird deutlich: Die Neuanlage des Fürstengartens nach historischen Plan könnte wirklich was Tolles ergeben. Je länger Schaal von sagenhaften Krim-Eichen mit elegisch hängenden Zweigen, von Feldahorn in Sichtachsen und von geheimnisvollen weiteren Pflanzenexemplaren schwärmt, desto mehr entsteht vor dem geistigen Auge ein Gelände, auf dem sich von jeder Stelle aus interessante Ausblicke ergeben, wo warme Blüten und kühler Schatten wohl kalkulierte Wechselbäder des Wohlgefühls vermitteln.

Was Schaal vor allem aber hofft: Dass ein zartes Pflänzchen überlebt, das das wichtigste überhaupt ist. Es ist das zarte Pflänzchen der Begeisterung für dieses Parkkonzept unter Hechinger Einwohnern, Gemeinderäten und Stadtchefs. Es muss dem unvermeidlichen kalten Nieselregen an Gemäkel am Pflanzkonzept und Kostendruck wiederstehen, bis der Zauber des neuen alten Parks zu wirken beginnen kann.