Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Sabine Holmgeirsson, die auf Einladung des Nabu Hechingen zum Thema Pestizide und deren Auswirkung auf Bestäuber referierte. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Vortrag über menschengemachtes Insektensterben

Hechingen. Auf Einladung der Nabu-Gruppe Hechingen referierte Sabine Holmgeirsson, die Fachbeauftragte für Wildbienen und Pflanzenschutz, vor mehr als 40 Zuhörern im Bildungshaus St. Luzen über ein Thema, das "in aller Munde" ist. Nicht nur das Volksbegehren Artenvielfalt in Bayern, bei dem bislang mehr als 1,7 Millionen Unterschriften gesammelt wurden, zeigt: Der dramatische Insektenrückgang rüttelt immer mehr Menschen auf, seine Folgen sind für jeden sicht- und hörbar.

Dass das Summen und Brummen auf den Wiesen und in den Gärten leiser wird, schlägt sich in besorgniserregenden Zahlen nieder. Wie eine Nabu-Studie in Nordrhein-Westfalen verdeutlicht, ging die Insekten-Biomasse von 1989 bis 2014 um 75 Prozent zurück. Andere Untersuchungen bestätigen dieses Ergebnis. "Leugnen kann man es nicht mehr", konstatierte Sabine Holmgeirsson, die ein düsteres Bild zeichnete: "Forscher sagen, dass wir uns im sechsten Artensterben befinden. Wie lange das dauert, wissen wir nicht."

Die Ausstellung im Bildungshaus St. Luzen ist noch bis zum 21. Februar geöffnet

Während alle bisherigen Artensterben durch Faktoren wie etwa das Wetter bedingt gewesen seien, sei dieses "menschengemacht." Dabei sind die kleinen Tierchen für uns Menschen wichtig, ja geradezu überlebensnotwendig, leisten sie durch ihre Bestäubungsleistung doch einen essentiellen Beitrag zur Ernährungssicherheit.

"Für ihre Lebensweise brauchen Insekten bestimmte Landschaftsstrukturen", erklärte die Referentin, um davon ausgehend auf die wesentlichen Ursachen für das Insektensterben zurückzukommen. Dazu zählt etwa der Strukturwandel der Landschaft, der mit einem Lebensraumverlust durch Flächenverbrauch und -versiegelung einhergeht, was Nahrungsmangel und fehlende Nistmöglichkeiten zur Folge habe. Faktoren seien auch Klimawandel, "Lichtverschmutzung", sowie Pflanzenschutzmittel, die Pflanzen vor Schädlingsbefall schützen.

Das Umdenken müsse vielmehr schon bei der Zulassung stattfinden, betonte die Referentin, die es auch kritisch sah, dass ein erheblicher Teil der verkauften Pestizide an nichtberufliche Anwender gehen, die oftmals nicht über die notwendige Sachkunde verfügen würden.

Was gibt es stattdessen für Möglichkeiten, etwas für den Natur- und Artenschutz zu tun? Statt auf "versteinerte" Gärten sollten Privatleute auf Naturnähe und heimische Pflanzenarten setzen. Die Wiesen sollten weniger gemäht und es sollten Blühstreifen angelegt werden. Wichtig sei ferner die Förderung ökologischer Landwirtschaft. Hierbei sah Holmgeirsson auch die Verbraucher in der Pflicht, die "eine gute Qualität, saisonale Produkte das ganze Jahr über und eine intakte Natur wollen – jedoch alles zu Dumpingpreisen." Mit dem Kauf regionaler Produkte unterstütze man Landwirte vor Ort.

Weitere Informationen: Dem Thema Artenschutz widmet sich auch die begleitende Ausstellung, die noch bis einschließlich 21. Februar im Bildungshaus zu sehen ist.