Offizieller Spatenstich. Bis schweres Gerät anrückt, dauert es noch einige Wochen.
Hechingen - Viele Jahre haben die Hechinger auf diesen Moment gewartet, am Dienstag, 5. November 2019, ungefähr um 16.20 Uhr war es so weit: Mit dem symbolischen ersten Spatenstich wurden die Umbauarbeiten am Obertorplatz offiziell begonnen.
Eine Zeremonie, die trotz ihrer relativen Kürze sowohl als historisch für die Stadt als auch in vielerlei Hinsicht interessant eingestuft werden kann.
Einschränkung: Das fängt schon mit einer kleinen Einschränkung an: Richtig los geht es noch nicht. Die nächsten Wochen werden nicht die großen Bagger anrollen, Autos können noch parken. Vielleicht sogar bis zum für die Geschäfte wichtigen Weihnachtsgeschäft, meinte einer der Bauexperten vor Ort. So eine große Baustelle erfordert Vorbereitungen. Und es gibt ein Spezialproblem: Der Gemeinderat hat als Gehwege-Belag Steine aus China ausgesucht. Und bis die in Hechingen sind, werden einige Monate verstreichen. Man wird sehen.
Skeptischer Optimismus: Am Dienstag jedenfalls herrschte allenthalben Freude und Erleichterung auf dem Platz. Nicht nur Vertreter des Planungsbüros Senner, der Baufirma Stotz, des Stadtbauamts und viele Kommunalpolitiker waren gekommen, auch viele Einwohner wollten ganz sicher gehen, dass jetzt wirklich der ersehnte Umbau losgeht. "Obwohl, wirklich glauben tue ich das erst bei der Einweihung", meinte ein Hechinger skeptisch lachend.
Vorgeschichte: Die wechselvolle Historie der Platzgestaltung, in deren Verlauf Gerichte viel zu tun hatten, eine Tiefgarage zunächst beschlossen und dann wieder verworfen wurden, erwähnte auch Bürgermeister Phillip Hahn in seiner Ansprache. Die Debatte sei "teilweise sehr heftig und lebendig" verlaufen. Das sei angesichts der sehr unterschiedlichen Interessen, die an einem so zentralen Platz zusammenfinden müssten, aber auch kein Wunder.
Jetzt aber sei man im Ziel: Die Umgestaltung bedeute "eine Wiedergewinnung des öffentlichen Lebens" in der Stadt, es sei für diese Stelle die bewusste Entscheidung gewesen, den Platz nicht dem fließenden und ruhenden Verkehr zu opfern, sonder ihn wieder zu einem Platz mit hoher Aufenthaltsqualität für die Einwohner zu machen.
Finanzen: Das habe natürlich seinen Preis, hob der Bürgermeister auch hervor: Zwei Jahre Bauzeit – Einweihung soll am Ende der Sommerferien 2021 sein – bedeuten eine enorme Belastung für die Betriebe am Platz und für die Anwohner. Über sechs Millionen Euro wird das Projekt kosten. Das Land zahlt daran zwar 1,3 Millionen, aber der Rest werde das Stadtbudget durchaus heftig belasten.
Die Entscheidung für die Platzumgestaltung sei glücklicherweise noch in Zeiten bester Konjunkturaussichten gefallen, so Philipp Hahn. Angesichts der aktuell abkühlenden Konjunktur "würden wir derzeit wohl nicht mehr beginnen", meinte er und ergänzte: "Es war also höchste Eisenbahn".
Bürgerbeteiligung: Als Erste Beigeordnete der Stadt für Bauprojekte zuständig, ergriff auch Dorothee Müllges das Wort. Sie hob die breit angelegte Bürgerbeteiligung für die konkrete Gestaltung des Platzes hervor. Nicht nur die älteren Einwohner seien hier gefragt worden. Stadtplanerin Ronja Schumacher habe 15 Termine in Schulen gehabt, habe mit über 300 Hechinger Jugendlichen gesprochen, um deren Ideen für die Platzgestaltung aufzugreifen.
Dass der Umbau für die Stadt, besonders aber für die Anwohner und Gewerbetreibenden am Obertorplatz schwer werde, daraus machte Müllges keinen Hehl, aber sie wünsche sich, dass "wir bei der Einweihung 2021 zurückblicken und denken, es hat sich gelohnt."
Der Moment : Und dann wurde tatsächlich zu den Spaten gegriffen, die bereits feinsäuberlich in einer Reihe aufgereiht in der kleinen Wiese steckten, wo einst die Blutbuchen mächtig den Platz überspannten. Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen, Bürgermeister und Erste Beigeordnete, Vertreter des Landes, der Baufirmen und des Planungsbüros legten los, und damit ist die Baustelle nun offiziell eröffnet.
Fischer gräbt tief: Kleine Beobachtung am Rande: SPD-Rat Jürgen Fischer buddelte sich besonders beherzt in die Tiefe, also wolle er doch noch die Grube ausheben, die einst für die Tiefgarage geplant war. Bekanntlich war Fischer einer der Verfechter der Tiefgaragenlösung. Aber auch er legte den Spaten schließlich weg und mischte sich unter die Gäste, die bei Currywurst und kühlen Getränken noch länger zusammenstanden, um das anstehende Projekt und seine Aspekte zu besprechen.
Wie es weitergeht: Die Vorbereitungen, bis die Bauarbeiten im großen Stil losgehen und die Baustelle komplett mit Bauzäunen abgesperrt wird, dauern nun noch einige Wochen. Kleine Arbeiten beginnen allerdings bald. Der Platz wird in dieser Zeit nur teilweise abgesperrt, wo eben die Fläche benötigt wird. Aber spätestens im Winter ist es damit vorbei, die erste Bauphase entaltet ihre volle Wucht. Autos können dann zwar noch die bisherige Straßen befahren, aber es gibt nur noch 27 Parkplätze – acht davon für die Stadtapotheke – die senkrecht zur Straße stehend im Bereich vor Klaiber und EX-HZ stehen. Die gegenüberliegende Platzseite ist komplett Baustelle, nur direkt vor den Häusern wird ein Gehweg frei bleiben, der auch für Gehbehinderte passierbar sein soll. Die Bushaltestelle wird nur geringfügig versetzt. In der Frauengartenstraße darf überhaupt nicht mehr geparkt werden. Einzige Ausnahme: Ein Parkplatz für Krankentransporte.
Nächste Bauphasen: Wenn alles nach Plan läuft, ist Bauphase 1 bis zum Beginn der Sommerferien 2020 fertig, dann wird der Platz für die Bauphase 2 sechs Wochen lang komplett für den Verkehr gesperrt. In dieser Zeit wird unter Hochdruck die Straße auf die andere Seite des Obertorplatzes verlegt, die bisherige Straße vor dem Klaiber aufgerissen und abtransportiert. Nach den Ferien ist die neue Straßentrasse befahrbar, und die dritte und letzte Bauphase beginnt, in der der Großteil des eigentlichen Fußgängerbereichs auf dem künftigen Obertorplatz gebaut wird. Und wenn das alles so klappt, ist im Sommer 2021 die Platzeinweihung.