I"Wir wünschen, dass jedes Kind..." – das traditionelle Lied der Erstklässler am Ende der Festhandlung geht wohl jedem zu Herzen. Fotos: Schneider Foto: Schneider

Festhandlung ist trotz schwarzer Wolken gut besucht. Ehrengast ist Hechingerin Helga Model.

Hechingen - Ein wichtiges Stück Hechinger Tradition: Die Festhandlung des Irma West Kinderfestes. Auch wenn die Geschichte jedes Jahr die selbe ist, berührt die Aufführung doch jedes Mal aufs Neue.

Dunkle Wolken am Himmel aber strahlende Gesichter – denn es blieb trocken am Samstagabend beim Irma West Kinderfest. Die Besucher freute das sehr. Unter ihnen: Helga Model. Die 86-jährige ist für die Festhandlung aus der brasilianischen Stadt São Paulo angereist. Sie wuchs in Hechingen auf und wurde dort 1941 von den Nazis zur Auswanderung gezwungen. Seit 1986 besucht sie ihre alte Heimatstadt regelmäßig, was Bürgermeister Philipp Hahn in seiner Ansprache hervorhob.

Den Auftakt machte um 20 Uhr die Hechinger Stadtkapelle mit einem kleinen Konzert. Viele Hechinger hatten sich bereits auf dem Marktplatz versammelt und plauderten angeregt, oft mit einem Getränk in der Hand. Eine Stunde später ging es dann los: Vor allem für viele der jüngeren Besucher dürfte die Festhandlung mit jeder Menge Nervenkitzel verbunden gewesen sein.

Auch wenn die Geschichte wie jedes Jahr die selbe ist, sind es doch immer wieder besondere Momente, die die Irma-West-Gemeinschaft mit ihrem Auftritt schafft.

Die Geschichte handelt von Friedrich Wiest, der vor über 100 Jahren als Hechinger Friseur in die USA auswanderte, dort geschäftlich erfolgreich war, dessen Tochter dann allerdings im Alter von 24 Jahren starb. Fred West, wie er in den USA später hieß, spendete zur Erinnerung an seine Tochter eine hohe Summe, mit der Bitte, ein Fest für Kinder aller Stände und Religionen zu veranstalten. Erzählt wird in dem Stück aber auch die Sage, wie der Rathausstandort gefunden wurde.

Wenn die weißen Luftballons in die schwarze Nacht empor steigen, die Mädchen sich in ihren Reifröcken drehen, die Auswanderer mit ihren Tüchern aus dem Fenster winken, Fred West seine Tochter und seine Frau verliert und zum Schluss alle gemeinsam das Hohenzollernlied singen, geht das wohl jedem Besucher immer wieder nah. Der Gedanke von einer Gemeinschaft, davon dass "der Fremde nur in der Fremde fremd ist" – Bausteine, die das Fest seit 75 Jahren prägen und dennoch heute noch hoch aktuell sind.

Besonders emotional: Das gemeinsame Singen des Hohenzollernliedes am Schluss, das uns einmal mehr daran erinnert, wie schön wir es doch in unserer Heimat haben.