Kultur: Marek Leszczynski stellt im Weißen Häusle aus / "Der Krieg ist bis heute nicht verboten"

"Mich interessiert das Leben", sagt Marek Leszczynski. Und das bedingt bisweilen einen Blick hinter die Fassade. Im Rahmen der Sommer-Reihe des Kunstvereins konnten die Besucher einem kritischen Zeitgeist nachspüren.

Hechingen. Die Fenster des Weißen Häusles waren weit geöffnet. Ebenso wie der angenehm kühle Luftstrom zirkulierten auch die Gespräche. Viele Kunstinteressierte nutzten die Gelegenheit, die Arbeiten von Marek Leszczynski in Augenschein zu nehmen, genossen die Atmosphäre in der Galerie im Fürstengarten.

Der persönliche Touch der bewusst klein gehaltenen Wochenend-Ausstellungen ist einer ihrer großen Pluspunkte. "Die Leute trauen sich, mehr zu fragen", wusste Leszczynski zu berichten. Statt zügigen Schrittes durch den Galerieraum zu eilen, verweilen sie länger, suchen den Kontakt zum Künstler. Reduktion – das wird in diesem Zusammenhang klar – ist immer auch Entschleunigung. Und viel Raum für interessante Begegnungen.

Am Sonntag kam Marek Leszczynski unter anderem mit einer Kunsthistorikerin ins Gespräch, die in Tübingen ihr Studium absolviert hat und heute in Mexiko lebt. Dabei fanden sich rasch Bezugspunkte. Auch er hat in Tübingen studiert, kennt das altehrwürdige Gebäude in der Bursagasse. Nun die Begegnung im Weißen Häusle in Hechingen und die gemeinsame Begutachtung der Exponate. "Man spricht mit den Leuten über die Arbeiten, erfährt, was sie darüber denken", schilderte Leszczynski seine Erfahrungen. Was ihn dazu bewogen hat, genau die Objekte auszuwählen, die am Wochenende in der Galerie zu sehen waren, wurde deutlich, wenn man sich die Zeit nahm, sie aufmerksam zu betrachten.

Auf der großformatigen Collage wird der Blick zunächst unwillkürlich auf die heroischen Schlachtenbilder gelenkt. "Illustrierte Geschichte des Weltkrieges" ist darauf zu lesen. Danach ruht er auf den Heiligenabbildungen und den deutlich kleineren Sterbebildern gefallener Soldaten. In der Bildmitte: Die in großen Lettern prangenden Worte "Schönere Zukunft". Bezeichnenderweise ohne Fragezeichen.

"Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor"

Für sich gesehen sei jedes dieser Blätter nur ein Blatt, beschrieb es der Künstler. Verbinde man sie jedoch miteinander und setze sie, ähnlich wie bei einem Puzzle, in Zusammenhang, offenbarten sie sich als Chronik eines von Zynismus, Paradoxie und Verlogenheit geprägten Systems, die in folgenden Satz gipfeln: "Si vis pacem para bellum" – Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.

Auch wenn die Bilder teilweise mehr als hundert Jahre alt sind, wird auf erschütternde, emotionale Weise deutlich, dass dieses Thema zeitlos ist. "Der Krieg ist bis heute nicht verboten", stellt der Künstler mit nachdenklicher Miene fest. Im Gegenteil hätten sich der Zynismus, der Fanatismus und die Aggressivität noch auf viele weitere Bereiche des Lebens ausgedehnt.

Und wer sich, wie Marek Leszczynski, für dieses Leben interessiert, der ist, so die Botschaft, dazu aufgefordert, alles kritisch zu hinterfragen und die einzelnen Komponenten so zusammenzusetzen, dass man sich ein Bild des Zeitgeistes machen kann. "Meine Intention ist es, zum Nachdenken anzuregen", so Leszczynski. Mit der Ausstellung im Rahmen der Sommer-Aktion ist ihm dies auf beeindruckende Weise gelungen.