Lief am Ende vergebens: die frühere Weltklassespielerin Patty Schnyder. Foto: Kara

Tennis: Aufritt für frühere Weltklassespielerin in Hechingen dauert 150 Minuten.

Zwei Stunden und 37 Minuten kämpfte die Schweizerin Patty Schnyder am Montag um den Einzug in eines der acht Quali-Endspiele bei den 18. Hechingen Ladies Open. Dann musste sie Alice Balducci (Italien) zum Sieg gratulieren. Mit 6:7 und 5:7 hatte Schnyder ihr Match verloren.

Immer wieder haderte die 36-jährige Schweizerin mit den Verhältnissen. "Sooo schlecht", kommentierte sie aber auch immer wieder ihr eigenes Spiel. "Ich weiß, dass ich nicht nach Ausreden suchen brauche. Aber für mein Spiel ist wichtig, dass der Ball springt. Dass ich verloren habe, ärgert mich weitaus weniger", sagte Schnyder nach der Partie, in der sie sich mit Balducci zahlreiche sehenswerte Ballwechsel lieferte und besonders mit perfekt getimten Stopbällen für Raunen auf den Rängen des Centre-Courts sorgte. In den vergangen Tagen war der Ball auf dem Hechinger Sand noch bestens gesprungen. Der Dauerregen von Sonntag auf Montag aber veränderte die Verhältnisse deutlich.

Die Hechingen Ladies Open, waren erst das zweite Turnier, das Schnyder, Im Jahr 2005 noch die Nummer sieben der Damen-Weltrangliste, auf ihrer "Comeback-Tour" spielte. Zuvor hatte sie in Darmstadt ebenfalls bei einem 25 000-Dollar-Turnier aufgeschlagen. Unter Druck setzen lässt sich Schnyder, die inzwischen in Hannover lebt, nicht. Auch nicht davon, dass sie früher zu den Besten der Welt zählte. "Ich mach mir keine Gedanken darüber, was die Leute erwarten. Ich möchte meinem eigenen Anspruch gerecht werden. Ich war schon immer ein Wettkampftyp", sagt die 36-Jährige.

Vor vier Jahren hatte sie ihre Karriere eigentlich offiziell für beendet erklärt. Doch nach der Geburt ihrer Tochter Kim Ayla im November 2014 stieg sie wieder ein, beim Braunschweiger THC in der 2. Liga Nord. "Nach der Schwangerschaft hatte ich einen sehr großen Bewegungsdrang. Es macht mir unheimlich Spaß mit den Mädels zu spielen und sie zu unterstützen", erzählt Schnyder. Und sie spielte im Kampf um den Klassenerhalt mit den Braunschweigerinnen eine bedeutende Rolle. Bei all ihren Einsätzen im Einzel punktete sie für ihren Klub.

Zwei, drei Turniere möchte sie in den kommenden Monaten noch spielen, ob es danach weiter geht, entscheidet sie spontan. Der Familienausflug mit dem Auto nach Hechingen jedenfalls ist gestern zu Ende gegangen. Auch wenn Schnyders Lebensgefährte und ihre Tochter auf der Tribüne noch so sehr die Daumen drückten. Den Trost gab’s natürlich sofort nach dem Match. "Das ist gleich eine andere Welt. Da denkt man nicht mehr über Tennis nach." In Hechingen hat es der Schweizerin bestens gefallen. "Die familiäre Atmosphäre hier ist schon toll."