Am Tatort erinnern Kerzen und Bilder an den verstorbenen Umut K., der hier am 1. Dezember seiner Schussverletzung erlag. Foto: Huger

Fall Umut K.: Tatwaffe als wichtiges Beweismittel bleibt verschollen. Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

Hechingen - Verwunderung machte sich am neunten Prozesstag bei den Interessierten am Hechinger Mordprozesses breit. Bereits vor dem Gebäude des Landgerichts wurde erstmals jeder, der hineinwollte, von Polizeibeamten kontrolliert. Auch im Inneren waren die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden. Zeitweise befanden sich mehr Beamte im Gerichtssal als Zuhörer. Die Erklärung zu den neuen, strengen Sicherheitsmaßnahmen hinterließ dann aber mehr Fragen als Antworten: Neue, sicherheitsrelevente Hinweise seien beim Gericht eingegangen. Mehr gebe es nicht zu sagen, erklärte der Vorsitzende Richter Breucker und stieg gleich darauf ins umfangreiche Tagesprogramm ein.

Die Auswertung der Schmauchspuren ergab nicht den erhofften Durchbruch bei der Frage, wer den tödlichen Schuss aus dem vorbeifahrenden Auto auf Umut K. abgegeben haben könnte. Bei den beiden Hauptverdächtigen, Calogero S. und Carmelo B., fanden die Beamten noch Überreste an Schmauch. Vor allem die Kleidung von Calogero S. wies eine größere Anzahl der kleinen Partikel auf, die beim Abfeuern einer Waffe austreten. Ein eindeutiger Beweis auf den Schützen sei dies aber nicht, erklärte die Schmauchsachverständige des Landeskriminalamts.

Um diesen herauszufinden, müsse man die Verteilung der Rauchpartikel analysieren. Das sei aber nur mit der Tatwaffe möglich. Ein Problem, denn die Schusswaffe ist weiterhin verschollen, wenn auch das Modell inzwischen eingegrenzt werden konnte. Die Tendenz gehe hin zu einer Walther PPK, erklärte der Sachverständige für Schusswaffen. Aufgrund des Projektils und der gefundenen Hülse liege diese Vermutung nahe.

Licht ins Dunkel der Aussagen des vielleicht wichtigsten Zeugen der Tat konnte ein weitere Polizeibeamter bringen. Giovanni M. stand, als der tödliche Schuss abgegeben wurde, unmittelbar neben Umut K. Weil er aber direkt in die Drogengeschäfte verwickelt ist, die hinter dem Mord stecken, hatte er vor Gericht nahezu keine Aussagen gemacht.

Bei der polizeilichen Vernehmung am Tattag stellte sich dies noch anders dar. Der ermittelnde Beamte erklärte, dass Giovanni M. mehrere Versionen des Tathergangs geschildert habe. Dabei habe er aber immer aber auf den Beifahrer Calogero S. als Schützen verwiesen. Gesehen habe er ihn nicht, aber es sei zumindest aus dem Beifahrerfenster heraus geschossen worden.

Mit Giovanni M.s Hilfe hatte die Kriminalpolizei einen kurzen Film mit der Tatrekonstruktion erstellt. Diese wurde während der Verhandlung im Gerichtssaal gezeigt. So konnte die Position des Autos bei der Schussabgabe nachvollzogen werden. Besonders wichtig ist dies für den medizinischen Sachverständigen. Durch seine Berechnungen hofft das Gericht noch tiefergehende Erkentnisse über den Tathergang und den möglichen Schützen gewinnen zu können.

Der Sachverständige wird seinen Bericht nach der Sommerpause vortragen. Mit einem weiteren Zeugenprogramm geht der Prozess erst in zwei Wochen weiter. Der nächste Verhandlungstag ist für den 24. August, 9 Uhr, terminiert.