Ihre Tage sind gezählt: Die beiden Rotbuchen, die mit ihren riesigen Kronen über Jahrzehnte das Erscheinungsbild des Obertorplatzes geprägt haben, sollen gefällt werden. Überraschend wurde dies am Donnerstag im Gemeinderat beschlossen. Foto: Stopper

Hechinger Nabu ist über mangelnde Informationen enttäuscht. Keine Protestaktionen für Bäume geplant.

Hechingen - Zwei große Rotbuchen haben über Jahrzehnte den Obertorplatz geprägt. Nun wurde am Donnerstag im Gemeinderat im Rahmen der Tiefgaragen-Planung bekannt, dass sie abgesägt werden müssen. Sie seien todkrank, versichert ein Gutachter.

Viel Zeit hatten die Hechinger nicht, sich mit diesem Gedanken anzufreunden. In der Gemeinderatssitzung wurde die Erkrankung der Bäume bekannt gegeben, kurz darauf wurden die Tiefgaragenpläne beschlossen, die ohne Fällung der Bäume nicht möglich gewesen wären.

Bachmann: "Mir gefällt auch nicht, dass die Bäume wegmüssen."

Johann Senner, der als Landschaftsarchitekt die Umgestaltung des Obertorplatzes betreut, betonte deshalb in der Gemeinderatssitzung wohl ausdrücklich, dass die Feststellung einer Erkrankung der Bäume viel früher getroffen worden sei, als die Entscheidung über eine neue Zufahrtsvariante für den Obertorplatz.

Aber warum wurde das Baumgutachten dann nicht früher öffentlich bekannt gegeben? "Wir stehen wahnsinnig unter Zeitdruck und wollten das gesamte Paket für den Obertorplatz in einem Stück präsentieren", erklärt Bürgermeisterin Dorothea Bachmann auf Nachfrage unserer Zeitung. "Mir gefällt das auch nicht, dass die Bäume jetzt weg müssen", stellt sie klar. Aber dies sei das Ergebnis eines Baum-Experten, auf das die Stadt gar keinen Einfluss gehabt habe. Es sei sicher kein strategisches Manöver gewesen, das Gutachten erst in der Sitzung bekannt zu geben.

Das glaubt auch Gerd Rominger nicht, der Vorsitzende des Hechinger Naturschutzbunds Nabu. Trotzdem war er sehr verblüfft von der Bekanntgabe am Donnerstagabend in der Gemeinderatssitzung. Der Verein habe einen Brief an die Stadtverwaltung verfasst und darauf gedrungen, dass der Nabu im Vorfeld solche Entscheidung gerne einbezogen würde. Das Gutachten etwa hätte man gerne gelesen, meint Gerd Rominger, "wir haben beim Landesverband auch Baum-Experten. Deren Meinung hätte uns interessiert."

Eine Protestaktion gegen die aktuellen Obertorplatz-Pläne will der Nabu aber nicht starten. Die Entscheidung im Gemeinderat sei gefallen, meint Gerd Rominger, die Obertorplatz-Gestaltung wolle man nun nicht behindern. Die Neuauflage einer Unterschriftenaktion ist jedenfalls nicht geplant, mit der vor über zehn Jahren gegen Gestaltungspläne für den Obertorplatz protestiert wurde, die ebenfalls eine Fällung der Rotbuchen vorsahen. Über 1000 Protest-Unterschriften kamen damals zusammen. "Damals hieß es auch, dass die Bäume todkrank sind", erinnert sich Rominger.

Die Naturschützer gehen eher den konstruktiven Weg und haben die Stadt darum gebeten, dass für die Fällung der großen Bäume ein angemessener Ausgleich geschaffen wird. "Zwei kleine Bäume als Ersatz pflanzen, das wäre uns zu wenig", betont Rominger.

Auf Nachfrage unserer Zeitung legte die Stadtverwaltung gestern auch das Baumgutachten vor, das vom spezialisierten Büro von Valentin Lobis aus Meran angefertigt wurde. Beschrieben werden die Feststellungen, die bei einer Besichtigung der Bäume am 30. September getroffen wurden. Beide Rotbuchen seien vom "Brandkrustenpilz" befallen, wird dort festgestellt, auch durch frühere Baumaßnahmen seien sie so geschädigt, dass ihre Vitalität stark eingeschränkt sei.

Da die Bäume an einem Platz stehen, an dem sich auch Fußgänger aufhalten, seien höchste Sicherheitsanforderungen zu beachten. Die Buchen müssten nach Meinung der Gutachter in jedem Fall gestutzt werden, was diese Bäume aber nicht ohne Schäden verkraften. Neue Baumaßnahmen, wie etwa durch die Tiefgarage, würden sie wohl nicht überleben. Die klare Empfehlung des Experten: Fällen.