Diese mobilen Trennwände – Roll-Ups genannt – schützen Lehrer und Schüler beim Blasmusikunterricht vor einer Infektion. Nur eine der Corona-Maßnahmen, die Musikschulleiter Stefan Riethmüller nun umgesetzt hat. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Musikschule: Stefan Riethmüller erläutert aktuelle Vorsichtsmaßnahmen / Neue Proberäume gefunden

Blasmusik und Corona – das ist keine gute Kombination. Denn dass bei diesen Instrumenten kräftig ausgepustet wird, liegt in der Natur der Sache. An der Musikschule Hechingen und Umgebung wird nun trotzdem wieder normaler Blasinstrumente-Unterricht stattfinden.

Hechingen. Damit die Corona-Ansteckungsgefahr möglichst gering bleibt, hat Musikschulleiter Stefan Riethmüller einen ganzen Nachmittag lang im Internet gestöbert, dann wurde er bei einer Firma aus Ostdeutschland fündig, die Bürobedarf anbietet. Unter anderem auch Roll-Ups. Das sind mobile Ständer, aus denen ein aufgerolltes Plakat herausgezogen und präsentiert werden kann. Praktisch für Stände und Messen.

In der Version, die Riethmüller für 52 Euro das Stück bestellt hat, ist das Plakat eine durchsichtige Folie. Sie wird nun zwischen Musiklehrer und -schüler gestellt, und damit können die Minitröpfchen in der Atemluft nicht mehr so einfach überspringen.

Die Folie kommt in den Kofferraum, dazu stets eine Set Desinfektionsmittel

"Das musste eine mobile Lösung sein", erklärt Stefan Riethmüller, denn Unterricht wird an der Musikschule im gesamten Verbandsgebiet erteilt, also von Haigerloch bis Bisingen. Neben dem Instrument packen die Lehrer nun also auch noch ihr Roll-Up in den Kofferraum, dazu ein Set Desinfektionsmittel. Umstellen müssen sie sich auch beim Unterrichtsort. Schulen und Kindergärten sind nach wie vor tabu für die Musikschule, aber Riethmüller ist es gelungen, Ersatzräume zu finden. Im Haigerlocher Raum sind da einige Ortschaftsrathäuser darunter, in Bisingen findet der Unterricht in den Probenräumen des Musikvereins statt.

Grundsätzlich gilt für jede Unterrichtsstunde: Es wird zunächst gelüftet, dann wird der Musikschüler vom Lehrer an der Eingangstür zum Gebäude abgeholt. Vorher wurden Roll-Up, Boden und Notenständer desinfiziert. Nach dem Unterricht heißt es dann wieder Fenster auf, desinfizieren, Schüler nach draußen begleiten, neuen Schüler abholen.

Und so kann die Musikschule mittlerweile fast ihr normales Unterrichtsprogramm wieder anbieten. Schüler gibt es auch genug, "wir hatten sogar 20 Neuanmeldungen im jetzigen Semester, damit hatte ich in Corona-Zeiten fast nicht gerechnet", so Riethmüller erleichtert. Und die Eltern seien auch bereit, einige Hürden auf sich zu nehmen.

Denn bislang ist der Instrumentenunterricht so gelegt, dass er oft günstig an Schulunterricht anschließt. Jetzt klappt das nicht mehr immer und die Eltern müssen zusätzliche Fahrdienste leisten. "Aber da beschwert sich niemand, ich glaube, dass alle froh sind, dass überhaupt wieder Unterricht stattfindet", sagt der Musikschulleiter.

Hoffnung, dass nach den Sommerferien wieder die Normalität einkehren kann

Was die Musikschule aktuell noch nicht wieder anbieten kann, ist der Frühförderunterricht für die ganz Kleinen. "Wir hätten die Gruppen da so stark unterteilen müssen, das wäre mit den Räumen und den Lehrerin schwierig geworden", erklärt Stefan Riethmüller. Ausgefallen ist aber auch dieses Angebot nicht.

Die Früherziehungslehrerinnnen nehmen Videos mit Erklärungen und Aktivitätenanregungen auf, die sie an die Eltern schicken. Und dann kann das gemeinsam zu Hause angeschaut und ausgeübt werden. Der Musikschulleiter hofft aber, dass auch hier nach den Sommerferien wieder die frühere Normalität einkehren kann.

Und überhaupt hofft er, dass Corona irgendwann mal kein Thema mehr sein wird. "Musik lebt halt schon vom unmittelbaren Kontakt, dass man sorglos zusammen sein kann", meint Riethmüller. Er hofft auf eine Zeit, in der man wieder ohne Roll-Ups zusammen musizieren kann.