Erbarmungslos: Römische Legionäre bringen sich vor dem Angriff in Stellung. Das Publikum war hautnah dabei im Schlachtgetümmel. Foto: Roland Beiter

Sonne gnadenloser als die Legionäre. Römer-Menü und Spektakel auf der Kampfwiese.

Hechingen-Stein - Selbst für gestandene Legionäre einen Tick zu heiß: Das Römerfest am Wochenende in Stein lockte mehrere tausend Besucher an. Die Hitze machte aber Darstellern und Besuchern zu schaffen.

Die Villa rustica war gut besucht am Samstag und Sonntag. Allerdings hatte das Römerfest in den vergangenen Jahren schon deutlich mehr Zulauf. »Zu heiß«, stöhnte deshalb auch Prokonsul Gerd Schollian. So erbarmungslos die römischen Soldaten auf der Kampfwiese auf ihre alemannischen Feinde einhieben, so heftig brannte die Sonne. Die »gnadenlose Hitze« mit Temperaturen weit jenseits der 30-Grad-Marke habe Besucher gekostet, so Schollian.

Wer ins römische Freilichtmuseum kam, konnte trotzdem viel sehen und erleben. Das Fest hatte ein neue Spielhandlung: die Trauung des Alemannenführers Tagolf mit seiner römischen Braut Aurelia. Die Zuschauer durften nicht nur zuschauen, sondern auch schmecken: Es gab ein Römer-Menü und rustikale Legionärs-Bohnensuppe. Besonders begehrt war eine kühle Cervisia in Form eines schwäbischen Hefeweizens, das dem heutigen Geschmack wohl näher kam als »Posca«, das traditionelle Erfrischungsgetränk der römischen Streitmacht: Essigwasser.

Außer der edlen Braut hatten die Legionäre und Spieler der Legio I Italica aus Rovigo in der Po-Ebene auch echtes Italien-Wetter mit azurblauem Himmel nach Stein mitgebracht, scherzte deren Anführer Marco Zanchini.

Wilde Schlacht

Für die Festspielhandlung hatte sich Gerd Schollian vom Förderverein eine beinahe romantische Geschichte ausgedacht, die sich an einer literarischen Vorlage anlehnt. Pate für die Heirat des Ask-Anführers und der römischen Gutsherrin stand der historische Roman des Albstädters Thaddäus Lang, der im dritten Jahrhundert in Stein spielt. Neben Tagolf, dem Gründer Tailfingens, und seiner Aurelia aus Stein spielte auch der eifersüchtige Ebo, Sippenführer der Ebinger, als kriegerischer Nebenbuhler eine Hauptrolle. Denn was wäre ein Römerfest ohne eine richtige Schlacht?

Und so mischte Ebo die Hochzeitsfeier mit einem Angriff seiner Krieger auf. Doch gerade noch rechtzeitig rückten die Legionen aus dem fernen Italien und dem gesamten süddeutschen Raum an und schlugen den Neider in die Flucht. Dass die Italiener wegen einer Panne ihres Busses am Samstag tatsächlich erst eine Stunde vor dem Gemetzel in Stein eintrafen, gab dem Ganzen sogar eine authentische Note.

Ein weiteres Stück Kriegswirklichkeit erlebten die Zuschauer bei der Versorgung der Verletzten im Feldlazarett. Dort maßen sich der römische Medicus mit seiner Amputierkunst und eine Hagadize, eine germanische Heilerin, mit ihrem Schamanenwissen. Wer will sich selbst behandeln lassen? Nach den markerschütternden Schreien der Verwundeten, dargestellt von Angehörigen des örtlichen Roten Kreuzes, meldete sich kein Zuschauer freiwillig. Viel lieber schauten sie sich den grazilen Tanz der Amazonen, einem kriegerischen Frauenvolk, an oder oder genossen einfach das Lagerleben.