Die Hechinger Polizei rückte zu einem undurchsichtigen Familienstreit aus. (Symbolfoto) Foto: dpa

Undurchsichtiger Fall von Körperverletzung am Landgericht. Drei Zeugen erscheinen nicht. Urteil vertagt.

Hechingen - Es begann mit einem Korb Äpfel. Es endete mit einem blutigen Gesicht und einem gebrochenen Fuß. Im Landgericht wurde am Donnerstag ein etwas undurchsichtiger Fall von Körperverletzung verhandelt.

Die Äpfel wollte ein Hechinger italienischer Abstammung seiner getrennt lebenden Frau – ebenfalls Italienerin – vorbeibringen. Er klingelte und wartete, doch niemand öffnete. Er versuchte es noch mehrere Male, bis plötzlich sein Schwager vor ihm stand. "Verschwinde von meinem Besitz!", soll dieser mehrfach gefordert haben. Doch der Angeklagte blieb. Und so kam es zum Streit.

Windlicht angeblich zufällig in der Hand

Viele Worte seien aber nicht gefallen. Der Schwager sei – auf der zweiten Stufe einer Treppe stehend – auf den Mann mit den Äpfeln losgegangen. Letzterer ist im übrigen der Angeklagte in dem Fall. Jedenfalls habe der Schwager ihm "auf die Wange geschlagen". Dann seien beide umgefallen und der Ehemann hatte kurzzeitig ein Windlicht in der Hand.

Ein Punkt der Anklage war, dass er versucht habe, mit dem Windlicht auf seinen Schwager einzuschlagen. Diesen Vorwurf wies er von sich. Er habe es nur zufällig kurz in der Hand gehabt.

Beim Umfallen habe sich der Schwager wohl seinen Fuß gebrochen. Dem Ehemann sei kurzzeitig schwarz vor Augen geworden. Seine Schwägerin habe ihn weggezogen. Der Ehemann sei jedoch nach eigenen Angaben auch noch von anderen Personen geschlagen und getreten worden. Wie viele Personen genau beteiligt waren, ließ sich nicht genau klären.

In jedem Fall kam bald darauf die Tochter des Angeklagten Ehemannes zum Geschehen. Ihre Tante habe sie angerufen und gesagt: "Komm schnell, die bringen sich hier um!" Es habe bereits Verletzte gegeben.

Die Tochter fand ihren blutverschmierten Vater vor und sah, dass der Schwager im Krankenwagen lag. Sie sprach mit ihrer Mutter, die meinte, ihr Vater habe um sich geschlagen. Und sie beschrieb die Situation bestimmt treffend, als sie vor Gerichte sagte: "Es war viel Wirrwarr."

Das deckt sich mit den Aussagen einer Polizistin, die wenig später mit ihrem Kollegen vor Ort eintraf. Sie "selektierte" die Beteiligten und befragte einzelne Personen. "Es war sehr viel los", meinte sie.

Die Beteiligten – etwa zehn Personen – seien "emotional sehr dabei" gewesen. Sie habe an diesem mitbekommen, dass der Schwager sich im Streit "überdappt" hätte. Der Ehemann habe den Schwager attackiert, dann sei dieser umgeknickt.

Alkoholgeruch erweist sich als Trugschluss

Die Polizistin meinte außerdem, der Angeklagte habe nach Alkohol gerochen. Ein Alkoholtest ergab jedoch nur einen sehr geringen Wert. Der Mann spekulierte darauf, dass es vielleicht etwas mit den Äpfeln zu tun haben könnte. De facto war er während des Streits nüchtern.

Ein Urteil konnte letztlich nicht gefällt werden. Denn: Drei der geladenen Zeugen waren nicht vor Gericht erschienen. Die Tochter des Angeklagten hatte sich spontan aus den Zuschauerreihen gemeldet. Die Verhandlung wurde nun vertagt, die Zeugen erneut geladen. Ob deren Aussagen dann Licht ins Dunkel bringen, bleibt sicherlich spannend.

Auch kurios: Der Fall wurde mit umgekehrten Rollen schon vor Gericht verhandelt. Doch das Verfahren gegen den Schwager wurde wohl eingestellt.