Blicken auf die ersten Monate in Hechingen zurück: Veronika Bodmer (von links), Monika Kachel, Manuela Breil, Ursula Bailer und Ines Pilia. Foto: Renner

Seit drei Monaten in Hechingen. Breites Spektrum wird abgedeckt. Patienten aus Balingen übernommen.

Hechingen - Seit drei Monaten gibt es eine Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) nicht nur in Balingen und Albstadt, sondern auch in Hechingen. "Auch Schwerkranke sind gut behandelbar", betont Professor Ursula Bailer.

Über mangelnde Beschäftigung muss sich das multiprofessionelle Team von Bailer, Dr. Ines Pilia, Diplom-Psychologin Monika Kachel, Krankenwester Manuela Breil und Sekretärin Veronika Bodmer nicht beklagen. "Die anderen PIAs sind überfüllt, da es an Psychiatern mangelt. Deshalb haben wir Patienten aus Balingen übernommen. Wir sind aber keine Notfallambulanz", erklärt Pilia. Außerdem werde keine Psychotherapie angeboten. "Eine PIA war schon länger in Hechingen geplant. Es gab anfangs Widerstände, weil die Leute gedacht haben, dass jetzt in Hechingen Verrückte unterwegs sind", spricht Bailer das anfängliche Akzeptanzproblem an.

Die Ambulanz, die an das die Vinzenz von Paul Hospital gGmbH in Rottenmünster angeschlossen ist, deckt ein breites Spektrum ab. Angefangen von Schizophrenie, über Sucht, Ess-Störungen, Phobien, Panikattacken, Altersmedizin oder Traumatisierungen. "Persönlichkeitsstörungen nehmen zu", hat Kachel festgestellt. Behandelt werden also Leute mit schweren, chronischen und wiederholten psychischen Erkrankungen.

Das Team macht auch Heimbesuche und kooperiert mit dem Sozialdienst und der KBF. Termine werden mit chronisch Kranken vereinbart, die das Bedürfnis haben, sich heilen lassen zu wollen. Oder auch zur Nachbehandlung nach einem stationären Aufenthalt. "Das ist ein guter Lückenschluss", so Pilia. Die Ambulanz werde von den Patienten sehr geschätzt, weil alles unter einem Dach ist. Auch der Soziale Psychiatrische Dienst (SPD) befindet sich auf einem Stock.

Für Bailer sind die Erkrankungen vielschichtig, genauso wie die Ursachen: "Wichtig ist, dass das Umfeld die Veränderungen frühzeitig erkennt. Manche Erkrankungen kommen aus dem heiterem Himmel. Andere werden durch belastende Ereignisse ausgelöst, zum Beispiel den Tod des Hundes. Ein Faktor ist selten, meistens ist es ein Zusammenspiel." Die Corona-Pandemie tat da ihr Übriges. "Da ist ein stabiles Umfeld weggebrochen und hat manchen schwer zu schaffen gemacht."

Ob die Fälle für das Team belastend sein können? "Man nimmt etwas mit nach Hause, lässt aber auch viel da", gibt Kachel freimütig zu. "Wir sehen uns als Teil der Familie mit Höhen und Tiefen. Es wird uns nie langweilig", ergänzt Bailer.

Weitere Informationen: Die Psychiatrische Ambulanz befindet sich in der Martinstraße 20 im Erdgeschoss des Gemeindepsychiatrischen Zentrums. Für eine Behandlung ist die Überweisung eines Arztes nötig. Die PIA ist von Montag bis Freitag von 8.30 bis 11 Uhr unter Telefon 07471/ 739760. erreichbar. Auch eine E-Mail kann gesendet werden und zwar an PIA-Hechingen@VvPH.de