Martin Baier. Im Evangelischen Gemeindehaus berichtete er in einem Vortrag über seine Arbeit auf Sumba. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Martin Baier berichtet aus Indonesien / Braut kostet manchmal sehr viele Tiere

Von Andrea Maute

Hechingen. Sie ist ein abseits gelegenes unbekanntes Stückchen Erde und ein Paradies mit vielen Facetten: die indonesische Insel Sumba. Der Theologe Martin Baier stellte sie am Dienstag im Evangelischen Gemeindehaus in Hechingen vor.

Faszinierende Bilder zeugten von den Besuchen Baiers auf Sumba. Obwohl die Bevölkerung heute zu 80 Prozent christlich ist, haben alten Riten und Gebräuche noch immer ihren festen Platz im Alltag der Bewohner.

Wie Martin Baier erklärte, spielt der Ahnenkult eine bedeutende Rolle und Schamanen nehmen einen wichtigen Platz in der Gesellschaft ein. Ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens ist die rituelle Schlachtung von Tieren zu Hochzeiten und anderen Anlässen. Umrahmt werden diese Feste von sogenannten "Kopfjägertänzen" der Männer.

Daran, dass die Kopfjagd bis Ende des 19. Jahrhunderts auf Sumba praktiziert wurde, erinnern bis heute die in Handarbeit hergestellten kunstvollen Webtücher, auf denen Schädelbäume und Tiere zu sehen sind. Sie werden gern an Touristen verkauft, die der traumhaften Insel einen Besuch abstatten.

Die Schönheit der Landschaft und der weitgehend unberührten Sandstrände ist allerdings nur eine Facette des Landes. Denn das Leben im vermeintlichen Paradies hat seine Schattenseiten. Eine davon klang bereits im Titel des Vortrags an: die Wasserarmut.

Im vorigen Winter wurden der östliche und der nördliche Teil der Insel von einer katastrophalen Dürreperiode heimgesucht. Dem "Freundeskreis Indonesische Außeninseln", dessen Vorsitzender Martin Baier ist, gelang es, fünf Dörfer mit Wasser, Reis und Saatgut zu versorgen. Mit Spendengeldern, auf die der Verein dringend angewiesen ist, werden bedürftige Familien unterstützt. "Nur 20 Prozent der Kinder in den abgelegenen Gebieten Sumbas besuchen regelmäßig die Schule. Aus diesem Grund gibt es dort viele Analphabeten", betonte Baier.

Damit sich die Zukunft der Insel positiv entwickeln kann, ist auch viel Überzeugungsarbeit nötig. Vor allem der traditionelle Brautpreis, den heiratswillige Männer in Form von Nutztieren zu entrichten haben, sorgt für eine hohe Verschuldung oder gar dafür, dass adlige Mädchen ledig bleiben müssen, da kein Bewerber den hohen Preis bezahlen kann. "Das Gewohnheitsrecht des Brautpreises und anderer Zahlungen hemmt jeglichen Fortschritt", erklärte Baier.