Mohamad Khalifeh in seinem Geschäft in der Herrenackerstraße. Alles, was er hier verkauft, kennt er aus seiner alten Heimat Syrien. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Einzelhandel: Mohamad Khalifeh aus Syrien betreibt Geschäft mit Lebensmitteln aus dem Nahen Osten

Syrien, das ist auch Kaffeeduft, Malven, Getreide, Gewürze. Der Nahe Osten lässt sich im übertragenen Sinne auch auf einem Hechinger Küchenherd erleben. Die Zutaten hat Mohamad Khalifeh im Laden "Al Sham" in der Herrenackerstraße 10.

Hechingen. Er ist Syrer, war Geschäftsmann in Damaskus. Bis der Bürgerkrieg ausbrach. Das wäre ein anderes Thema. Ein trauriges. Aber wer mit ihm über Essen spricht, sieht in leuchtende Augen. Dann spricht er über Feste, über den Besuch von Freunden, über die speziellen Kaffees und Tees, die da serviert wurden, über all die Speisen, die da auf den Tisch kamen. Nicht nacheinander in fünf Gängen, alles auf einmal auf einem Tisch. Die ganze Pracht auf einen Blick.

All diese Lebensmittel kann nan nun bei Mohamad Khalifeh kaufen. Wer hier an den Regealen entlanggeht, entdeckt Bekanntes. Dosenmilch von Nestle, importiert aus Saudi-Arabien. Globale Welt. Aber auch Gewürze und Getreidesorten, von denen kaum ein Hechinger je gehört hat. "Das sind alles Sachen, die Sie auch in einem Supermarkt in Damaskus finden würden", erzählt Mohamad Khalifeh.

Zum Beispiel Kaffee, der von saudi-arabischen Lieferant bezogen wird. Manche Sorten gewürzt mit Kardamon, teilweise zieht das Gebräu stundenlang in Kannen vor sich hin und sollte dann nur noch in kleinen Dosen genossen werden, damit das Herz weiterhin mitspielt. Kein "Wasserkaffee", wie er in Deutschland oft serviert wird, sagt Mohamad Khalifeh strahlend. Für Fans arabischer Kaffee-Genüsse steht im Laden gleich noch eine handverzierte Kuperkanne. Es gibt aber auch günstige Stahlblechvarianten, wie sie im Alltag verwendet werden.

Aleppo? In der "Tagesschau" über Monate ein Inbegriff für grausamste Kriegsgräuel, für Tote und Trümmer. Im Regal des Geschäfts liegt Olivenseife aus Aleppo. Dafür war die Stadt berühmt. "Die ganze Gegend ist voller Olivenbäume, eigentlich recht grün", erzählt Mohamad Khalifeh.

Ebenso wie die Malvenblätter, die getrocknet in Kartons gekauft werden können. In Wasser gelegt und nach ein paar Tipps zubereitet, die Mohamad Khalifeh gern verrät, entsteht daraus ein leckeres Gemüse. Er kennt die Gegenden, wo Malvenfelder stehen so weit das Auge reicht. Malven, Olivenbäume – sie wachsen heute noch auf weiten Feldern in Syrien. Staubwolken und Geschützfeuer am Horizont bedeuten ihnen nichts.

Rote Linsen, Falaffel, die vielfältigen Säfte, "das wird wirklich viel bei uns getrunken", versichert er. Weinblätter, Feigenmarmelade, Joghurt, die spezielle Margarine, aus der auch seine Ehefrau die Süßigkeiten buk, die es zu Festen in Damaskus gab.

Ein Laden wie ein Erinnerungsalbum aus einer anderen Zeit für arabischstämmige Kunden, und für die Hechinger selbst ein Blick in die fremde Welt des nahen Ostens, die viel bunter und fröhlicher ist als das, was in den Nachrichten für berichtenswert erachtet wird.

Vielleicht war all dies für Maria Vogler, die Eigentümerin des Geschäfts, ein Antrieb, diesen Laden zu eröffnen. Sie hat Mohamad Khalifeh eingestellt, dessen Familie sie schon lange kennt. Ein Arbeitsplatz für einen geflüchteten Mann, ein Anker für seine Familie, aber auch ein Platz für Hechinger, die beim Essen auch mal was anderes ausprobieren wollen und dann merken, dass Syrien viel mehr sein kann als Krieg und Verzweiflung.