Georg Kohler (rechts) und Franz Basler schwingen jeden Montag im Bechtoldweiler Bürgerhaus den Eisstock. Dank der Ergebnistafel (rechts) haben beide den Spielstand immer im Blick. Fotos: Renner Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: In Bechtoldsweiler wird im Winterhalbjahr Eisstockschießen in der Halle des Bürgerhauses praktiziert

Was macht man, wenn es draußen zu kalt ist, um Boccia zu spielen? Richtig, man geht ins Warme, in eine Halle und nimmt statt Boccia-Kugeln Holzeisstöcke in die Hand. Fehlt nur noch die Eisbahn, hier muss ein normaler Hallenboden herhalten.

Hechingen-Bechtoldsweiler. Montag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus Bechtoldsweiler. In freudiger Erwartung auf seine Spielkameraden harrt Georg Kohler zunächst alleine aus. Seit drei Jahren bietet er "Boccia-Eisstockschießen", wie er es offiziell nennt, jeden Montag im Winterhalbjahr an, um die kalte Jahreszeit damit zu überbrücken. "Sonst muss man sich im Frühling erst wieder aufraffen. Ich habe schon immer Sport gemacht", denkt der 67-Jährige an seinen aktive Zeit als Fußballer bei den Spfr Sickingen zurück. Später engagierte er sich dort in der Volleyball-Abteilung. Nun, zwei Jahre nach einer Fußoperation, holt er die Eisstöcke aus der Kammer im Bürgerhaus heraus.

Nanu, erscheint heute etwa niemand, denkt sich Kohler beim Blick auf die Uhr. Nein, Franz Basler kommt zur Türe herein. "Damit man in Bewegung bleibt", begründet der fast 71-Jährige sein Kommen. "Um elastisch zu bleiben", schiebt Kohler hinterher.

Normalerweise sind es sechs bis acht Spieler, der älteste ist Alfons Jaumann mit 83 Lenzen, auch Frauen sind dabei. Erstmals ging es in diesem Jahr am 4. November in die Halle, dann war diese wegen den Theaterfreunden ("Ritterschlag für Bempfle") belegt. Zu dritt, der Autor dieser Zeilen spielt auch mit, geht es los. Weiß für Kohler, Schwarz für Basler und weiß mit Gummi für den Redakteur.

Die ersten Eisstöcke gleiten in Richtung Puck. Mal näher dran, mal weniger. Einer von Kohler landet sogar weit hinten an der Heizung. Nicht ohne den Wurf zu kommentieren. "Heilandsack, bei mir klappt es heute noch nicht", flucht Kohler vor sich hin. Wenn etwas nicht fehlt, dann ist es der Ehrgeiz.

Wer zuerst 13 Punkte hat, gewinnt das Spiel

Der einstige Maler hat zunächst in einer Selbstkreation Teppichboden unter einen Stock geklebt. Fündig wurde er dann bei der Firma Holz-Hoerz mit der Marke Pedalo aus Münsingen. Bleibt noch der Puck. Der ist normalerweise aus Holz. Kohler hat einen aus Wildleder und Gummi kreiert. Weil dieser aber sonst zu leicht wäre und zu weit weg fliegen würde, hat er eine "Scheibenbremse" draufgeklebt.

Basler liegt schnell deutlich in Führung, wenn die Entscheidung, welcher Eisstock am nächsten zum Puck ist, nicht eindeutig ist, wird der Zentimeter oder das Maßband herausgeholt. "Wir sind da schon genau", gibt es für Kohler kein oberflächliches Pi-mal-Daumen. Er wird besser. "Ich brauche immer eine Weile, bis ich drin bin", verteidigt er seine schwache Anfangsphase. Trotzdem: Basler kommt auf zehn Punkte, Kohler hat nur zwei auf der Ergebnistafel stehen. "Scheißdreck", entfährt es ihm, als ein Stock wieder weit weg vom Puck zum Stehen kommt. Glück hat der Redakteur, dass er den Puck nicht ins Aus katapultiert. "Der geht noch, der ist auf der Linie", unterstreicht Kohler. Ganz so leicht wird es Basler nicht gemacht. "Franz, da ist alles zu", meint Kohler verschmitzt, als mehrere Stöcke vor dem Puck versammelt sind. Doch es hilft alles nichts, die zwei Konkurrenten können Basler nicht das Wasser reichen, am Ende hat er 13 Punkte auf dem Konto und gewinnt das Spiel.

Das war’s, die Stöcke wird eingepackt für heute. Basler verabschiedet sich, geht später noch zum Nordic Walking. "Da laufe ich sechs Kilometer pro Stunde. Auch beim Walking könnten wir Zuwachs gebrauchen", rührt er die Werbetrommel.

Zurück zum Eisstockschießen: In der Regel wird montags eineinhalb bis zwei Stunden gespielt, danach wird im Raum nebenan noch etwas getrunken und geschwätzt. Boccia wird in den Sommermonaten jeden Mittwoch ab 18 Uhr angeboten.