Auf das richtige Material kommt es bei der Nisthilfe an. Bei der Bepflanzung auf Balkon oder im Garten soll auf spezielle Pflanzen geachtet werden. Fotos: Boellinger, Goellner Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: "Wildbienen-Papst" zu Besuch im Bildungshaus St. Luzen / Gezüchtete Nutztiere

Im Hechinger Bildungshaus legt der "Wildbienen-Papst" Paul Westrich erschreckende aber auch interessante Zahlen dar. Zum Beispiel produzieren nur wenige Arten Honig.

Hechingen. Viel los beim diesjährigen Nabu-Sonntag: Schon eine Viertelstunde bevor Paul Westrich seinen Vortrag beginnt, ist der Saal prall gefüllt mit Interessierten aus der Umgebung.

"So viele Gäste wie dieses Jahr, waren noch nie da", erklärt Gert Rominger, Vorsitzender der Hechinger Nabu-Gruppe, stolz. Vorstandsmitglied Jürgen Detel, auch Teil des Vorstands, nennt Westrich den "Wildbienen-Papst" von Süddeutschland. Also kein Wunder, dass das Interesse groß ist.

In seinem Vortrag erklärt Westrich unter anderem die Unterschiede der Honigbiene zur Wildbiene. So ist die Honigbiene des Imkers beispielsweise eine extra gezüchtete Biene, also eher ein Nutztier. Auch wird klar, was für einen geringen Anteil Honigbienen weltweit ausmachen: Von 20 214 Bienenarten weltweit, produzieren lediglich sieben Honig.

Ein weiterer Teil des Vortrags handelt vom Schutz der Wildbienen. Von ungefähr 570 Bienenarten in Deutschland stehen 293, also etwa die Hälfte auf der roten Liste. Außerdem hat die Biomasse der Insekten in den vergangenen zehn Jahren um 67 Prozent abgenommen, erklärt Westrich. Doch wie hilft man Bienen am besten? Der erste Gedanke wird bei vielen zum Insektenhotel springen. Ein guter Ansatz, aber Westrich hat so seine Probleme damit.

Beim Wort fängt es schon an. Er nennt die Bauten lieber "Nisthilfen", da sie das auch sind. "Wir tapezieren und putzen im Hotel auch nicht", so Westrich, da die Bienen sich in den Nisthilfen ja häuslich einrichten. Es sei auch zu beachten, dass das richtige Material verwendet wird. Westrich verweist hier auf seriöse Informationen und empfiehlt auch seine Website www.wildbienen.info.

Beispielsweise soll man die Niströhren im Winter, bevor die Flugzeit beginnt, selbst reinigen. Wer sich nicht den Aufwand machen möchte, eine Nisthilfe zu bauen, kann auch einfach im Garten oder auf dem Balkon die richtigen Pflanzen für die Bienen anpflanzen. 120 der Wildbienenarten sind auf 26 Pflanzenfamilien hochspezialisiert.

Westrich empfiehlt eine spezielle Samenmischung, die "Wildblumen-Mischung für Wildbienen", die er mit einem Gärtner entwickelt hat. Mit den meisten handelsüblichen Mischungen fangen die Bienen seiner Meinung nach nicht viel an.

Als spezifische Pflanzen nennt er den Ackersenf, der rund 70 Arten als Pollenquelle dient, Grünkohl, Glockenblumen, Ackerwinden und auch die Knauzie. Wer außerdem noch eine Wiese mit vielen Blumen hat, ob im Garten oder ferner gelegen, bekommt von ihm den Tipp, diese nur zweimal im Jahr zu mähen, sofern sie unter 1000 Meter liegt, und einmal im Jahr, wenn sie höher liegt.

Wichtig ist, dass man das erste Mal nicht vor Mitte Juni mäht, und das zweite Mal dann erst im Spätsommer. Das gemähte Gras soll man zudem nicht mulchen, da das der Wiese und den Bienen nicht guttut.

Am Ende sind dann alle Teilnehmer selbst zumindest kleine Bienenexperten. Der Besuch des Vortrages hat sich auf jeden Fall gelohnt.