Das sieht nicht nach Abriss aus: Am Dienstag hat eine Fachfirma ein Gerüst am Stadtmühlen-Lagerschuppen erstellt. Foto: Stopper

Eigentümer stellt Baugerüst auf. Verwaltung hält an Forderung nach Abriss fest. Einsturzgefahr.

Hechingen - Neues Kapitel in einer unendlichen Geschichte: Am Dienstag wurde am maroden Anbau der Hechinger Stadtmühle ein Baugerüst aufgestellt, obwohl die Stadt den Abriss fordert. Die Frist dafür endet genau heute, Mittwoch.

Grund für die Abrissforderung: An einem Anbau war vor Monaten ein Stück Wand herausgebrochen ist, und das Dach will sich so ganz alleine nicht auf Dauer in der Luft halten. Weil das für Passanten gefährlich ist, hat die Stadt im Juli eine Abbruchanordnung erlassen mit Androhung, das Gebäude ersatzweise auch selber abreißen zu lassen, falls nichts passiert. Fristende: 15. August. Genau einen Tag vorher wurde nun das Gerüst gestellt.

Die Stadt besteht trotzdem auf Abbruch. Zum einen halte der Eigentümer die Öffentlichkeit mit Scheinaktivitäten seit Jahren hin, dazu komme, dass das Gebäude so baufällig sei, dass hier ohne Grundsanierung dauerhaft die Einsturzgefahr fortbestehe. Und dass der Eigentümer die Kosten dafür aufbringen will, die höher als die Abbruchkosten wären, bezweifelt die Stadt.

Wie es nun weitergeht, bleibt abzuwarten. Das Bruchbuden-Drama in der Unterstadt zieht sich schon über Jahre hin, seit ein Türke mit einer zumindest für die Stadt nicht feststellbaren Adresse in einer Zwangsversteigerung neuer Eigentümer wurde. Es gibt Bewohner, die in dem großen Gebäude durch Ausbauten zusätzlichen Wohnraum schufen, gleichzeitig aber behaupten, keinen Kontakt zum Hauseigentümer zu haben. Das Haus wollen sie gekauft haben, den Schuppen nicht. Notariall sei das aber nicht beurkundet. Eine Zeit lang wechselte eine Werkstatt im Hof Autoreifen. Die Werkstatt ist weg, Reifen blieben zurück. Wasser wurde verbraucht, die Stadtwerke aber nicht bezahlt.

Damit nicht genug. Als vor drei Jahren am Lagerschuppen Mauerteile auf angrenzende Parkplätze polterten, ließ die Stadt ihn mit einem Bauzaun absperren. Geschäfte in der Nachbarschaft beklagen seither das Fehlen von Parkplätzen. Der Haus-Eigentümer belegt seither sechs städtische Parkplätze, muss dafür aber nichts zahlen, weil die kostenlos waren

Im Bürgermeisterwahlkampf war Philipp Hahn mehrfach mit einem Stand an der Johannesbrücke. Spätestens nach Gesprächen mit Anwohnern und Geschäftsleute war ihm wohl klar: Die Stadtmühlen-Bruchbude nervt gewaltig. Frisch im Amt, ging Hahn die Sache engagiert an. Kurz sah es so aus, als ob das die Dinge voranbringt. Die Abrissverfügung wurde erlassen, alles stand bereit.

Projekt liegt beim Verwaltungsgericht

Dann meldete sich in letzter Minute noch der Eigentümer. Jetzt liegt mal wieder ein Hechinger Projekt beim Verwaltungsgericht. Dauer und Ausgang ungewiss.

Wie und von wem der Eigentümer, der angeblich für niemand erreichbar ist, von der Abrissverfügung rechtzeitig erfahren hat? Niemand weiß es. Ob er je Miete für sein Haus erhalten hat? Da gibt es unterschiedliche Aussagen. Was er jetzt vorhat? Fragezeichen. Die Hausbewohner zeigten sich auf Nachfrage unserer Zeitung ahnungslos. Und ob die Gerüst-Aktion am Dienstag die Abriss-Verfügung wirklich durchkreuzt, wird sich zeigen. Die Stadt blieb auf Nachfrage unserer Zeitung einsilbig und unnachgiebig zugleich. Man halte an der Aufforderung zum Abriss fest, so die Stadt. Nach Fristablauf am heutigen 15. August werde man die nächsten Schritte anordnen. Wenn der Eigentümer nicht reagiert, wäre die Stadt bereit, ersatzweise abreißen zu lassen. Die geschätzten Kosten von 40 000 Euro könnte man sich vom Eigentümer zurückholen, wenn bekannt wäre, wo der überhaupt wohnt. Und wenn der zahlt.

Die Anwohner sind gespannt, wie es weitergeht. Eines ist sicher: Das letzte Kapitel in dieser Geschichte ist noch nicht geschrieben.