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Drückende Stille bei spontaner Gedenkfeier in Hechingen. Betroffenheit an Alice-Salomon-Schule.

Hechingen - Hunderte Menschen – Familie, Freunde, Bekannte – versammelten sich am Freitagabend an der Oberen Mühlstraße zu einer Gedenkfeier für Umut K, der hier am Donnerstagabend erschossen wurde. Überwiegend wurde geschwiegen. Nur das Schluchzen von Familienangehörigen war zu hören.

Vor der Sitzbank auf dem Platz markiert ein Kreidekreuz der Polizei die Stelle, wo Umut K. tödlich getroffen zusammensackte. Er stammt aus einer kurdischen Familie, lebte in Bisingen. Schon frühmorgens nach der Tat wird am Hechinger Tatort mit Kerzen, Blumen, Fotos und kleinen Briefen eine Gedenkstelle errichtet. Den ganzen Tag über verweilen hier Menschen, bringen weitere Kerzen und Blumen vorbei. Einige junge Männer stehen hier länger beisammen, es wird leise über den Bekannten gesprochen und über das, was hier wohl passiert ist.

"Ich habe mit ihm hier in Hechingen Fußball gespielt", sagt ein junger Mann, "er war nett, allgemein beliebt, richtig in Ordnung." Seine Freunde nicken stumm. Alle Fußballkameraden seien total geschockt. Zwei weitere Freunde des Opfers stellen Kerzen ab: "Heute Abend um 18 Uhr versammeln sich alle Freunde hier, um an das Opfer zu denken", berichten sie.

Diese Feier wird zu einem herzzerreißenden Ausdruck dafür, wie groß der Schmerz der Angehörigen sein muss, wie sehr die Freunde und Bekannten trauern. Hunderte Menschen versammeln sich. Schweigend. In ihrer Mitte, an der Stelle, wo Umut K. starb, wächst ein Lichtermeer aus Kerzen, die die Besucher hier aufstellen. Eine drückende Stille lastet auf dem Platz. Zu hören sind lediglich Schluchzer und fassungslose Rufe der engsten Familienangehörigen des Verstorbenen. Sie stehen in der Mitte der Trauergruppe beisammen, stützen sich gegenseitig. Viele Umstehende wischen sich Tränen aus den Augen.

Fassungslose Trauer hatte am Vormittag auch an der Alice-Salomon-Schule geherrscht. Umut K. hat hier im vorigen Jahr seinen Abschluss gemacht. Unter den Schülern verbreitete sich die Todesnachricht wie ein Lauffeuer. Auf dem Schulhof flossen Tränen. Die Betroffenheit in manchen Klassen war so groß, dass Lehrer geplante Klassenarbeiten absagten.

Während die Menschen in stiller Trauer verharren, durchkämmen gestern zur Mittagszeit noch einmal ein Dutzend Mitarbeiter der Spurensicherung den Tatort. Ein Mitarbeiter des Hechinger Betriebshofs wird beauftragt, Laub zur Seite zu blasen. Spurensuche für eine Tat, die unverständlich bleiben wird.

Auch bei der Speicherscheune der Unteren Mühle schauen die Polizisten vorbei. Ein alter VW Golf ohne Kennzeichen wird sorgfältig durchsucht. Der mutmaßliche Täter ist zu diesem Zeitpunkt bereits verhaftet, gibt die Staatsanwaltschaft später bekannt. Mit ihm zwei andere Männer, denen zunächst aber nur Drogendelikte zur Last gelegt werden. Alle drei sitzen bereits in Untersuchungshaft.

Warum Umut K. zum Opfer wurde? Die Staatsanwaltschaft hüllt sich in Schweigen, aber Freunde, die mit Zeugen geredet haben, berichten, der junge Mann sei nur zufällig an dem Platz gestanden. Die Schüsse hätten eigentlich einem Drogendealer gegolten, nicht Umut K.

Was auch immer der Hintergrund dieser Tat war, der Tod des jungen Mannes löst überall nur Trauer und Fassungslosigkeit aus. Hechingens Bürgermeisterin Dorothea Bachmann äußerte sich auf Nachfrage tief betroffen. Ihr Mitgefühl gelte den Angehörigen des Opfers. "So einen brutalen Mord hier in der Stadt – das kann man nur schwer verdauen."