Die Musiker zeigten sich einfallsreich. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Jiddisches Konzert in der Alten Synagoge ist gut besucht

Hechingen. Recht gut aufgenommen wurde am Samstag ein gut besuchtes Konzert der Reihe "Hechinger Musiker zu Gast in der Synagoge". Die Musiker der Gruppe "Oygnblick" (Augenblick) um den in Hechingen lebenden Ethnologen und Kulturwissenschafter Albert Kunze (Gesang und Ansagen) präsentierten Klezmermusik und jiddische Lieder in Eigenarrangements.

Susanne Jaggy, die frühere Leiterin der Jugendmusikschule, hat die Reihe mit dem Synagogenverein vor Jahren ins Leben gerufen und hier einige Konzerte mit diversen Mitstreitern gegeben. Und Klezmer-Musik in der Alten Synagoge wurde in der Vergangenheit stets gut aufgenommen.

Um 1900 lebten in Mittelosteuropa rund zwölf Millionen Juden, deren Muttersprache Jiddisch war. Sie hatten auch ihre eigene Musik, die von den umherziehenden, Klezmorim (daher die Ableitung zu Klezmer) genannten Musikern bei Hochzeiten und anderen hohen Festen gespielt wurde.

Wegen der Herkunft der Sprache könne man manches verstehen, erklärte Albert Kunze, nachdem das Quartett schon einige jiddische Lieder angestimmt hatten. Beispielhaft seien dazu Liedtitel genannt wie "Die bey uns lèbbe" (bei uns leben) und "Zol sayn" (soll sein) (es brennt).

Die Lieder in Eigen-Art im überwiegend schwungvollen Rhythmus erzählten Geschichten, so wie die melancholischer Formgebung, die auch Schmerz ausdrückten. Die Musiker hatten es bei ihrem Auftritt verstanden, sich gegenseitig gut zu ergänzen.

Die mit manch hilfreicher Information angereicherte Moderation hinzugenommen, war das Konzert sehr gelungen. Ob die Aussprache des Jiddischen wirklich originär war, bleibt dahingestellt.

Gruppe hat auch einen Verein für die Pflege der Klezmer-Musik

Für die Stuttgarter Malerin Mina Gampel, die einst im osteuropäischen Schtetl als Kind lebte, ist Jiddisch die Muttersprache. In der Zeit, als der Autor mit ihr zusammenarbeitete, bekannte sie, dass es sicht furchtbar anhöre, wenn dies jemand singe, der kein "Native Speaker" sei.

Ein hehres Ziel der Gruppe kann nur gelobt und unterstützt werden. Denn die haben auch einen Verein, der sich der "Pflege einer vom Aussterben bedrohten Kultur" widmet. Doch die Art und Weise darf durchaus hinterfragt werden.

Denn Albert Kunze sprach geradezu schwärmerisch über Musik-Fusionen des Klezmer, wobei er die neueste Variante mit Techno-Musik hervorhob. Nach etlichen Mixturen und Klezmerderivaten wie die eines David Orlowsky mit einer guten Prise Jazz, Klassik und teils auch sephardisch-spanischer Melodik sowie etlichen weiteren Mixups, nun auch noch das.

Die originäre, tanzbare Klezmermusik als Kulturgut einer Welt, die von den Nationalsozialisten geradezu ausradiert wurde, wird nun auch noch mit Technomusik verschmelzt. Damit wird sie nur noch mehr zur Ethnomusik oder Ethno-Pop genannten Weltmusik degradiert.