Sieht definitiv nicht gut aus rund um die Stadtmühle in der Unterstadt. Da kann man wirklich absolut nichts dagegen machen, ist das städtische Ordnungsamt überzeugt. Foto: Stopper

Keine rechtliche Handhabe aufgrund von Privateigentum. Bewohner stellen Fallen gegen Ratten auf.

Hechingen - Sonderbare Welt der Gesetze und Verordnungen. Offenbar darf jeder seinen Müll mitten in der Stadt am Straßenrand deponieren, wenn es sein Privatgelände ist. An der Unten Mühlstraße jedenfalls sieht das städtische Ordnungsamt keine Möglichkeit, Ordnung zu schaffen.

Seit Wochen steht hier schon ein kaputter Herd, weitere Elektro-Küchengeräte und zertrümmertes Mobiliar auf dem Platz, auf dem früher Traktoren mit Anhänger das Korn an der Mühle ablieferten. Oben drauf ein Sofa, das gelegentlich auch Ratten recht gemütlich finden, wie eine Nachbarin beobachtet hat. Sollte das alles mal beim Sperrmüll mit? Man weiß es nicht. Es scheint auch niemand zu kümmern.

Gebäude in desolatem Zustand

Das ganze Gebäude ist in desolatem Zustand. Der Putz bröckelt, immer mal wieder fallen Bröckelchen auf die Straße, berichten Zeugen. An der Giebelseite zur Hugobrücke hängt der Stadtmühle-Schriftzug so schräg an der Wand, dass es nur eine Frage der Zeit scheint, bis das alles bei kräftigem Wind mal herunterfällt.

Kann es wirklich sein, dass so ein Zustand mitten in der Stadt von Behörden nicht beanstandet werden kann? Direkt an einem von vielen Schülern und sonstigen Fußgängern genutzten Weg? Die überraschende Antwort lautet: Ja, das kann sein. So jedenfalls die Einschätzung der Stadt Hechingen, wie Pressesprecher Thomas Jauch auf Nachfrage unserer Zeitung berichtet.

Was den Müll angeht: Der liege auf privatem Gelände, und da dürfe im Grundsatz jeder machen, was er will, so die Auskunft. Dass der Müll direkt zugänglich und teilweise scharfkantig ist, spielt offenbar keine Rolle. Kinder müssen halt aufpassen. Und was die Ratten angeht. Die Bewohner sollen versichert haben, dass sie Fallen aufstellen. Na dann ist ja alles gut.

Stadt sind die Hände gebunden

Und was die Aufhängung des Stadtmühlen-Schriftzugs angeht. Das sieht wohl nur für Laien so gefährlich fadenscheinig aus. Experten des Hechinger Bauamts aber haben sich die ganze Sache näher angeschaut und kamen zum Ergebnis: Das hält noch ganz gut. Und damit seien der Stadt rein rechtlich die Hände gebunden, hier noch irgendwas einzufordern.

Richtig überrascht ist in der Nachbarschaft wohl niemand vom zähen Wirken des Rechtsstaats. Man erinnert sich: Vor zwei Jahren wurde nach jahrelangem Hickhack ein Schuppenanbau von der Stadt abgerissen. Da sei er akut einsturzgefährdet gewesen, so die Begründung. Bröselig war er aber schon seit vielen Jahren gewesen. Jedenfalls waren die städtischen Parkplätze an der Schuppenmauer durch Bauzäune abgesperrt worden, zum Ärger der Geschäftsleute, die hier gern ihre Kunden hätten parken lassen. Bezahlen musste der Schuppenbesitzer für die Parkplatzsperrung übrigens nichts, weil die Plätze gebührenfrei waren. Man erzählt sich, dass Bürgermeister Philipp Hahn durch beherzten Einsatz den Abbruch am Ende durchsetzte. Vielleicht verkämpft er sich in der Sache ja noch mal?

Was die Sache komplex macht:: Der Eigentümer der Immobilie ist für die Stadt nicht erreichbar oder zu greifen, obwohl Leute in dem Haus wohnen, Strom und Wasser verbraucht wird und in einem Schuppen des Gebäudes fleißig und regelmäßig an Autos geschraubt wird. Es sieht so aus, als ob das noch lange so bleibt.