Von außen kaum vorstellbar, aber das Mammobil ist innen eingerichtet wie eine kleine Praxis. Die drei medizinisch-technischen Radiologieassistentinnen (von links) Angela König-Axtmann, Andrea Hahn und Gabi Bialas lassen die Frauen nicht lange warten. Fotos: Witte Foto: Schwarzwälder Bote

Vorsorge: Auf dem Schloßplatz steht derzeit das Mammobil / Haigerloch ist als Nächstes an der Reihe

Derzeit macht auf dem Schloßplatz das Mammobil halt. In dem silber-pinken Bus, der wie eine kleine Praxis eingerichtet ist, können Frauen zwischen 50 und 69 Jahren noch bis Mitte August am Mammographie-Screening, einer Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs, teilnehmen.

Hechingen. Der Andrang ist groß, alle Stühle im Wartebereich des Mammobils sind belegt. Trotz der wenigen Quadratmeter fühlt sich im mobilen Röntgenbus scheinbar niemand beengt. Die Frauen geben ihr Krankenkärtchen und einen Fragebogen am kleinen Aufnahmeschalter ab, nehmen Platz und werden nacheinander von einer medizinisch-technischen Radiologieassistentinnen (MTRA) in das Untersuchungszimmer gebeten.

"Das Konzept der mobilen Einheit kommt gerade in ländlichen Gegenden gut bei den Frauen an", sagt Gynäkologin Ute Krainick-Strobel, die mit ihrem Kollegen Martin Majer aus der Gemeinschaftspraxis für Brustdiagnostik in Tübingen für die Mammographie-Screening-Region Neckar-Alb verantwortlich ist. 14 Standorte fährt das Mammamobil in der Region an. Für viele sei es einfacher dorthin zu kommen als zu einer Praxis mit entsprechender Ausstattung und Expertise. Das halte einige Frauen davon ab, die von den Krankenkassen finanzierte Untersuchung in Anspruch zu nehmen. Aber eine möglichst lückenlose Vorsorge trage dazu bei, möglichst viele Fälle von Brustkrebs frühzeitig zu erkennen.

"In Hechingen haben 5700 Frauen Anspruch auf die Untersuchungen, etwa 80 Prozent davon nehmen den Termin wahr", erklärt Angela König-Axtmann, eine der drei Mitarbeiterinnen im Bus, der nun bereits zum sechsten Mal, in Hechingen Halt macht.

Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bekommen von ihren Krankenkassen alle zwei Jahre ein Mammographie-Screening finanziert. Die Frauen erhalten über das Einwohnermeldeamt eine Einladung mit Terminvorschlag – so müssen sie vor Ort nicht lange warten: "Die Patientinnen sollten eine Wartezeit von zehn Minuten bis zu einer halben Stunde einplanen, die Untersuchung selbst dauert nur etwa sieben Minuten", so König-Axtmann.

Die Untersuchung sei zwar nicht angenehm, Angst müsse man davor aber nicht haben: "Sie müssen sich das wie einen Fächer vorstellen, das Röntgenbild ist schärfer und kann besser beurteilt werden, wenn ein gewisser Druck auf der Brust ist", erklärt Gabi Bialas. Schmerzen habe man keine zu befürchten – bei der Untersuchung bestimmen die Patientinnen, wann Schluss ist. "Es ist uns wichtig, dass die Frauen keine Schmerzen haben und zu uns kommen", sagt Andrea Hahn (MTRA).

Nur drei Prozent der Röntgenbilder weisen Auffälligkeiten auf

Die Röntgenaufnahmen werden von speziell geschulten Ärzten begutachtet, das Ergebnis erhalten die Patientinnen in der Regel innerhalb von einer Woche. Nur drei Prozent der Bilder weisen Auffälligkeiten auf. Dann folgen weitere Untersuchungen, die in den meisten Fällen keine Krebserkrankung feststellen.

Es werden aber auch bösartige Tumore erkannt. Und je früher eine solche Erkrankung erkannt wird, desto schonender kann eine Patientin behandelt werden und desto höher sind die Heilungschancen. Unter 1000 Frauen, die am Screening teilnehmen, werden zwei bis sechs durch die Vorsorgeuntersuchung vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt, so eine Berechnung des Mammobils.

Wie jede Untersuchung hat das Mammographie-Screening auch Nachteile – denn nicht jeder Tumor, der entdeckt und behandelt wird, würde die Lebenserwartung beeinträchtigen – so erhalten laut der Kooperationsgemeinschaft Mammographie etwa sechs bis zwölf von 100 Teilnehmerinnen eine sogenannte Überdiagnose. "Das Problem ist, dass wir dann nicht wissen, wie sich ein Tumor ohne Behandlung entwickelt hätte – im Zweifelsfall ist es also besser, ihn zu erkennen", so Krainick-Strobel.

Das Team auf dem Schloßplatz stellt fest, dass das Angebot erfreulicherweise gut angenommen wird – auch Frauen aus den Gemeinden Rangendingen, Burladingen, Bisingen, Jungingen und Grosselfingen sind eingeladen und kommen. Der nächste Standort für das Mammobil ist Haigerloch – von Mitte August bis Anfang September steht der Bus dann dort.