Prozess wegen sexuellen Missbrauchs an 16-Jähriger endet mit einem Vergleich.

Hechingen/Rangendingen - Mit einem Vergleich endete am Dienstag vor dem Amtsgericht der Prozess wegen sexuellen Missbrauchs einer 16-Jährigen. Was zwischen ihr, einem 21-Jährigen aus Rangendingen und dessen Kumpel passiert war, ließ sich nicht klären.

Offenkundig war jedenfalls, dass sich der 21-jährige Rangendinger und die 16-Jährige gut kennen, und das schon über ein Jahr lang. Die Beziehung ist allerdings möglicherweise sehr einseitig. Sie wolle ihn immer noch und habe ihm auch die ganze Zeit – "sogar noch letzte Woche" - geschrieben, beschrieb es der Angeklagte aus Rangendingen. Er selbst habe aber zu keiner Zeit eine feste Beziehung mit der jungen Frau aus Reutlingen eingehen wollen, habe sich aber über ein Jahr lang trotzdem immer wieder mit ihr getroffen.

Vor Gericht kam zur Sprache, wie es im Verlauf eines Jahres zwei Mal dazu kam, dass die junge Frau auch mit Freunden des Angeklagten intime Kontakte hatte. Fraglich blieb vor Gericht, ob dies unter Zwang geschah. Sicher war dagegen, dass einer dieser Vorfälle im Winter am Stausee in Rangendingen passierte. Der zweite Vorfall spielte sich an einer Aussichtsplattform auf der Achalm ab.

Alles sei freiwillig passiert oder "wieso hätte die sonst mit uns mitkommen sollen, wenn sie Angst gehabt hätte", versicherte der Rangendinger ohne jedes Schuldbewusstsein. Auch sein Kumpel aus Rottenburg behauptete: "Ein bisschen überreden und schon hatte man die!"

Das Mädchen erklärte dagegen, sie habe sehr wohl Angst gehabt und nur deshalb mitgemacht. Angst hatte sie allerdings hauptsächlich davor, dass ihr Freund ihrem Vater von der sexuellen Beziehung mit ihm verraten könnte, erzählte sie mit leiser Stimme. Genau damit habe ihr Freund gedroht. "Ich habe alles getan, was er verlangt hat. Vielleicht war auch Liebe dabei, aber ich hatte auch Angst", räumte sie vor Gericht ein.

Angst vor dem Vater, denn "so etwas gibt es bei uns nicht", sagte sie. Von der Mutter erfuhr das Gericht, dass sie und ihr Mann die Tochter zunächst in die Türkei schicken wollten, als die Beziehung mit dem jungen Mann bekannt wurde. Sie hätten es sich aber anders überlegt und hätten sich entschlossen, zu ihrer Tochter zu stehen. "Ich habe meinen Vater damals falsch eingeschätzt", beschrieb die Tochter die Situation aus heutiger Sicht.

Das Gericht sah nach diesen Aussagen keine Grundlage, die beiden jungen Männer zu verurteilen. Ganz ohne Strafe kamen sie aber nicht davon. 150 Euro muss jeder von ihnen an das Frauenhaus in Balingen überweisen, zudem tragen sie einen Teil der Verfahrenskosten.