Ständiges Ärgernis: Nicht nur in der Staig vergammeln Gebäude in der Kernstadt, auch in der Rabenstraße, am Münzparkdeck oder direkt am Marktplatz (ehemaliges Biedermannhaus) verwittert die Bausubstanz, weil Eigentümer nichts machen. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Neujahrsempfang: Bürgermeister Philipp Hahn schildert die Aktivitäten der Stadt / Probleme bei "Killberg IV"

Wie stellt sich Hechingen vom Blickpunkt eines Bürgermeisters aus dar? Das hat Philipp Hahn am Dienstag beim Neujahrsbürgertreff in seiner Rede dargestellt. Eine detailreiche und interessante Beschreibung, die hier noch einmal ausführlicher dargestellt wird.

Hechingen. Zwar können auch hier nicht alle Punkte genannt werden, aber doch zumindest eine Auswahl, die die Tätigkeiten der Stadt ganz gut illustriert. Hahn begann seinen geistigen Stadtrundgang sozusagen direkt vor seiner Bürotür mit der Rathausverwaltung:

  Rathauspersonal: 331 Beschäftigte hat die Stadt derzeit, ohne Eigenbetriebe sind es immer noch 200 Stellen. Die Personalausgaben liegen bei 12,2 Millionen Euro. Pro Einwohner sind das immerhin jährlich 600 Euro. Die größte Gruppe bilden dabei die über 50-Jährigen, sodass viele Mitarbeiter jedes Jahr ausscheiden, andere finden andere Stellen. Allein im laufenden Jahr müssen 40 Stellen neu besetzt werden. Dass die Beschäftigtenzahl zunimmt, führt Hahn vor allem auf neue Aufgabengebiete für die Stadtverwaltung zurück und auf die höhere Betreuungsleistung in Kindergärten.

  Finanzen: Die Stadt Hechingen mit ihren Eigenbetrieben hat ein Jahresbudget von fast 115 Millionen Euro. Davon werden 79 Millionen Euro für den laufenden Betrieb ausgegeben, etwa 36 Millionen werden als Investition gebucht, beispielsweise für Infrastruktur und Bildung. Im laufenden Jahr wird die Stadt wegen hoher Investitionen erstmals wieder neue Schulden aufnehmen. Zuvor war seit 2013 sieben Millionen Euro Schulden getilgt worden. Zuletzt hatte die Stadt damit 4,5 Millionen Euro Schulden.

 Schulen: Hier wurde im vergangenen Jahr viel Geld investiert. Im Gymnasium wurden der Biologietrakt und ein Werkraum saniert (Kosten: 1,6 Millionen Euro). Dieses Jahr soll die Fassade saniert werden (2,3 Millionen Euro). An der Realschule wurde ein zweiter Fluchtweg geschaffen (2 Millionen Euro). Weil die Schule beliebt ist, wächst sie, und so muss das Lehrerzimmer erweitert werden. Auch energetische Sanierung steht an (2,8 Millionen Euro). Zudem wird das Nebengebäude aufgestockt (1,7 Millionen Euro). Kommendes Jahr soll durch eine Aufstockung der Schloßberg-Mensa Platz für Ganztagsbetreuung geschaffen werden (2 Millionen).

  Kinderbetreuung: In ihren Kindergärten und Kindertageseinrichtungen betreut die Stadt über 600 Kinder. Allerdings gibt es aktuell zu wenig Plätze und deshalb Wartezeiten. Deshalb soll nun schnell Abhilfe geschaffen werden: In Sickingen wird ausgebaut, so dass dort zwei neue Gruppen für Kinder über drei Jahren entstehen können (2,14 Millionen Euro) im Fürstin-Eugenie-Kindergarten wird durch einen Neubau Platz für drei Gruppen geschaffen. Eine davon für Kinder unter drei Jahren (2,25 Millionen Euro).

  Hallenbad: Im Rahmen der Vorplatzsanierung (205 000 Euro) wurden neue Fahrradständer gebaut. Eine aufblasbare, mobile Rutsche wurde angeschafft. Eine tolle Außenrutschanlage muss angesichts knapper Finanzen auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

 Straßenbau: Die Komplettsanierung der Zollern-straße wird im laufenden Jahr geplant und nächstes Jahr umgesetzt. Sie soll anschließend verkehrsberuhigt werden. Fahrradwege sollen nach Weilheim eingerichtet und nach Boll ausgebaut werden. Über die dafür nötigen Landesmittel wird noch verhandelt. An der Kreuzung zur Abzweigung nach Rangendingen beim Gewerbegebiet Linsenäcker wird ein Kreisverkehr gebaut. Beginn spätestens Anfang 2021.

  Stadtentwicklung: Gebaut wird am Obertorplatz (6,3 Millionen Euro), der im günstigen Fall bereits Ende des Jahres fertig sein könnte. Der Bau der Tiefgarage neben dem Museum beginnt noch in diesem Jahr (2,5 Millionen Euro). Für die Bebauung des Firstparkplatzes soll die Planung im ersten Halbjahr beginnen.

  Gebäude: Die Stadt hat vor Jahren die Hofapotheke gebaut und nun auch noch die anschließenden Brandruinen-Flächen. Für die künftige Nutzung gibt es mehrere Ideen: Bürgerbüro, ein Cafe mit Wohnungen, Büros. Dies wird noch im Gemeinderat besprochen. Auch das Aviona-Areal (früher Flüchtlingsunterkunft) hat die Stadt gekauft. Was hier gebaut werden soll, steht noch nicht fest.

  Stadtsanierung: Die Staig ist als Problemfall bekannt, auch das ehemalige Biedermann-Gebäude (Marktplatz 9), das Haus am Münzparkdeck oder Gebäude in der Rabenstraße verfallen mitten in der Stadt. Oft liegt es an desinteressierten Eigentümern. Bürgermeister Hahn will diesen Problemen künftig "mehr Aufmerksamkeit schenken" und schauen, ob hier über das Baugesetzbuch mehr Zwang ausgeübt werden kann. Auch bei den EJL-Projekten Marktplatz 3 und Gebäudezeile am Obertorplatz soll nun Klarheit über die Pläne geschaffen werden. EJL-Geschäftsführer Andreas Ermantraut soll diese Pläne am 19. März im Gemeinderat vorstellen.

  Wohnbau: Auf dem ehemaligen Gärtnereigelände an der Heiligkreuzstraße entsteht ein Neubau mit 29 neuen Wohnungen, in der Herrenackerstraße (ehemaliges Bonbonhaus) für 16 Wohnungen. Auch das Interesse an Baugelände ist hoch. 200 Bewerber hat die Stadt hier auf der Liste.

  Killberg IV: Eigentlich sollen hier 465 Wohneinheiten für 2000 neue Einwohner entstehen. Allerdings stellt sich nach Aussage von Bürgermeister Philipp Hahn eine Hechinger Unternehmerfamilie quer, der hier einige Geländestreifen gehören. Sie will doppelt so viel Geld wie die anderen Grundbesitzer dort, stellt zudem Bedingungen. Baugrundstücke an der besonders beliebten Hangkante will sie haben, dazu wünscht sie eine Einbahnstraßenregelung an einer Stelle in der Stadt, die sie häufig nutzt. Die Stadt will sich darauf nicht einlassen. Jetzt muss das Baugebiet umgeplant werden, was einen Bebauungsbeginn deutlich verzögert und die Zahl möglicher Baugrundstücke verringert.