Sonderpädagogen können sich zur Zeit ihre Arbeitsstelle aussuchen: Auf die freien Stellen gibt es kaum Bewerber. Foto: ©JackF_stock.adobe.com

Es fehlt an Krankheitsvertretungen. Eine Bewerbung für vier Schulen in der Region.

Hechingen - Der allgemeine Lehrermangel macht sich auch an Sonderschulen bemerkbar. In Hechingen hat man da noch einmal Glück gehabt - bis jetzt.

"Wenn jemand ausfällt, gibt es keine Vertretung", sagt Sven Kremer, Leiter der Albert-Schweitzer-Schule. Bis jetzt habe man jedoch den Großteil auffangen können. Dennoch sind Sonderpädagogen Mangelware.

"Wir hatten Glück", so Kremer. Denn in der Region gab es für vier Sonderschulen - genauer gesagt Sozialpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) - eine einzige Bewerberin. Und die hat sich dann eben für Hechingen entschieden. Das zeigt, dass es auf jeden Fall zu wenig Sonderpädagogen auf dem Markt gibt.

"Das Verhältnis hat sich umgedreht", sagt Kremer. Vor 15 Jahren habe es noch wenige Stellen gegeben. "Jetzt können sie sich aussuchen, wo sie hinwollen", beschreibt Kremer die Situation. Doch woran liegt es?

Bedarf ist gestiegen

"Der Lehrerberuf muss attraktiver dargestellt werden", sagt Kremer. Schließlich seien die Lehrer "das Rückrat der Gesellschaft". Die Politik müsse aktiv werden und Werbung machen. Die Zusammenarbeit mit der Stadt sei allerdings gut. Bürgermeister Philipp Hahn sei stets "wohlwollend", wenn es um das Thema Schulen gehe.

Ein Grund für den Mangel an Sonderpädagogen ist aber ein trivialer: Der Bedarf ist gestiegen. Die Schülerzahl an der Albert-Schweitzer-Schule hat sich in den vergangenen vier Jahren nahezu verdoppelt. Eingerechnet sind hier die Schüler, die nun aus Haigerloch kommen, da die dortige Sonderschule geschlossen werden musste. Für 86 Schüler sind derzeit 16 Lehrer im Einsatz, davon sind einige jedoch Teilzeitkräfte.

Der Bedarf wird teilweise mit Quereinsteigern gedeckt. An der Albert-Schweitzer-Schule sind drei davon im Einsatz. Die hatten jedoch bereits eine pädagogische Ausbildung und haben sich weiterqualifiziert. Ein Studium ist Voraussetzung.

Hier liegt laut Kremer ein weiterer Grund für den Mangel an Sonderpädagogen: So hat es zum Beispiel an den Hochschulen in Heidelberg und Ludwigsburg in den vergangenen Jahren deutlich weniger Studienplätze für Sonderpädagogen gegeben. Hintergrund sei der, dass viele Schüler mit besonderem Förderbedarf im Zuge der Inklusion wieder in Regelklassen gehen sollen. Doch auch das hat den Anstieg an Schülern mit besonderem Förderbedarf nicht gebremst.

Auch Kollegen im Ruhestand helfen aus

Auch Wolfram Göhner, Leiter der Hechinger Weiherschule (SBBZ) kennt das Problem. Und kann sich wie sein Kollege glücklich schätzen. "Momentan sind wir versorgt, ich darf nicht klagen", sagt er. Doch er hege Zweifel, "ob welche nachkommen". Das allgemeine Problem – der Mangel an Pädagogen – sei einfach vorhanden.

"Was fehlt, sind Krankheitsvertretungen", stimmt er seinem Kollegen zu. An der Weiherschule habe man eine Kollegin im Ruhestand, die manchmal aushelfe. Ansonsten gebe es viele Teilzeitkräfte. Im kreis werde zwar ausgebildet, aber "wo die Leute hingehen, liegt nicht ins unserer Hand", so Göhner, "die Zeiten haben sich geändert".

Generell möchte er Werbung für den Beruf des Sonderpädagogen machen. "Es ist ein wunderbarer Beruf für die, die bereit sind, sich auf andere Menschen einzustellen", sagt Göhner. Man brauche Menschen, die bereit sind, Menschen zu unterrichten, nicht Fächer. In Hechingen gibt es derzeit noch genug – die Frage ist: wie lange?