Eine gut gelaunte Truppe: die Stimmung kurz vor dem Auftritt ist bestens (Fotos links). Auf der Bühne sind die Akteure dann in Aktion: Im Stück "Ritterschlag für Bempfle" geht es turbulent zu. Fotos: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: 20-jähriges Bestehen der Theaterfreunde Bechtoldsweiler / Blick hinter die Kulissen

Es ist der Moment, in dem sie ins Scheinwerferlicht treten und zahlreiche Augenpaare auf sich gerichtet wissen: Auch nach 20 Jahren ist er immer noch ein ganz besonderer. So lange stehen die Theaterfreunde Bechtoldsweiler bereits auf der Bühne.

Hechingen-Bechtoldsweiler. Es ist Samstagabend. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät: Noch etwas mehr als eine halbe Stunde, bis die Aufführung beginnt. Das Foyer des Bürgerhauses füllt sich mit den ersten Gästen.

In das muntere Stimmengewirr mischt sich das Knallen der Korken. "Anlässlich des Jubiläums", lassen die Mitglieder der örtlichen Feuerwehr wissen und reichen jedem Neuankömmling ein von den Theaterfreunden spendiertes Glas Sekt. Die Besucher freuen sich über die nette Geste und stoßen gerne miteinander an: ein Prosit auf das 20-Jährige!

Auch im Nebenraum des Bürgerhauses, wo sich die Akteure auf ihren Auftritt vorbereiten, wird hier und da am Sektglas genippt. Ein bisschen Nervennahrung, für alle, die so langsam nun doch aufgeregt werden. "Aufgeregt? Wer ist hier aufgeregt?", fragt Mark Hipp mit einem Augenzwinkern.

Zwinkern kann man auch, während man gerade geschminkt wird. Ansonsten heißt es: Stillhalten und die Augen schließen, solange Puderpinsel und Schwämmchen zum Einsatz kommen. Andere waren bereits in der Maske und vertiefen sich nun noch einmal in ihre Textblätter.

Mal ganz ernsthaft gefragt: Flattern die Nerven eigentlich weniger, wenn man schon lange mit dabei ist? "Überhaupt nicht", verrät Bettina Wolf, die wie Ensemble-Chef Hans-Peter Binanzer ein Mitglied der ersten Stunde ist. "Man ist jedes Mal gleich nervös." Neben ihr sitzt Hanne Zopf und lässt ihre Stricknadeln klappern. Auch eine Beruhigungsmethode? "In diesem Jahr bin ich Souffleuse, da brauche ich nicht aufgeregt zu sein", erzählt sie, während die Socken Masche für Masche Form annehmen.

Auch das Gurkenglas auf dem Tisch dient nicht der Nervenstärkung. Es gehört – ebenso wie die schwarze Perücke und die orientalische Kopfbedeckung – zu den Requisiten. Wie Ina Hess erklärt, stammen die meisten Kostüme aus dem Fundus der Theaterfreunde. "Verschiedene Sachen werden aber auch im Kostümparadies in Stein ausgeliehen", berichtet sie. Auch für die diesjährige Aufführung sind die Akteure bestens gerüstet – nicht nur was die Kleidung betrifft.

Die Textblätter der Souffleusen Hanne Zopf und Sieglinde Raible liegen akribisch geordnet bereit, von Hand wurden darin verschiedene Regieanweisungen vermerkt. Die Kulisse haben alle zusammen bereits vor zwei Wochen aufgebaut. Überhaupt fällt auf, dass die Ensemblemitglieder vieles gemeinsam erledigen. "Älle zamma" ist dazu im Programmheft zu lesen. Sicherlich eine Hauptzutat des Erfolgsrezepts.

Hans-Peter Binanzer und Bettina Wolf treten zuerst ins Rampenlicht

Und dann ist es auch schon so weit. Noch einmal tief durchatmen und los geht`s. Im Saal wird die Beleuchtung ausgeschaltet. Einzig die Bühne erstrahlt unter hellen Scheinwerfern. Die ersten, die ins Rampenlicht treten, sind Hans-Peter Binanzer und Bettina Wolf. Sie verkörpern im Stück "Ritterschlag für Bempfle", das im Jubiläumsjahr zur Aufführung kommt, Ignaz Schmirgele und dessen herrschsüchtige Ehefrau Sofie. Kaum hat sich der Vorhang geöffnet, geht auch schon die Post ab. Die Angetraute ist mal wieder "en Stemmong wia a Wasserkessel voram Kocha". Spätestens an dieser Stelle wird im Publikum herzhaft gelacht. Denn Sofie hat nicht nur ihren Mann unter der Fuchtel, sondern auch Tochter Lilli (Bettina Dengel), deren Wunsch nach einem Auto sie erbarmungslos abschmettert.

Nun heißt es: Einsatz für Jörg Zimmermann, der Ignaz als Postbote Bempfle den Lottogewinn ins Haus bringt. Der Haken am unverhofften Geldsegen durch das heimliche Glücksspiel: Wie bringt man es Sofie bei? Die Lösung kommt von Ignaz` Bruder Otto (Mark Hipp) und dessen Frau Amalia (Ina Hess). Mit Hilfe einer Wahrsagerin gelingt es ihnen, den einstigen Hausdrachen ganz zahm zu machen.

Als am Ende der Applaus aufbrandet, fällt auch die Anspannung von den Akteuren ab, die ihre Rollen 90 Minuten lang bravourös verkörpert haben. Jetzt ist Zeit, den Erfolg zu genießen. Bis es im nächsten Jahr dann wieder heißt: auf ein Neues!