Tiefe Einblicke: Von der Zollernstadt aus werden richtig teure Autos nach Südostasien verkauft. Foto: Huger

Hechinger Autohaus hat "besondere" Kunden. Auch Spitzenkicker fahren gerne teuer.

Hechingen - Araber fahren auf Angebote aus Hechingen ab. Von der Zollernstadt aus werden richtig teure Autos nach Südostasien verkauft. Und auch Profifußballer gehören zu den Kunden. Der Durchschnitts-Hechinger kann sich solche Schlitten eher nicht leisten.

Wie man dazu kommt, in Hechingen Luxusautos zu verkaufen? "Wir sind da so reingerutscht", sagt Anita Neufeld-Seredin. Sie ist die Ehefrau des Geschäftsführers des Autohauses Seredin und zuständig für den Geldverkehr und die Pressearbeit. Bei ihrer Arbeit hat sie oft mit immensen Summen zu tun. Erst vor einigen Tagen hat ein Scheich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stolze 800. 000 Euro für einen Mercedes G63 bezahlt.

Vor sieben Jahren sah das noch anders aus. Das Hechinger Autohaus verkaufte "gewöhnliche" Mittelklassewagen im Wert von bis zu 30 000 Euro. "Dann haben wir jemanden kennengelernt, der auf Bestellung teure Autos bei uns gekauft hat", erzählt Neufeld-Seredin. Geplant sei das nicht gewesen. Man habe aber schnell gemerkt, dass es funktioniere.

So wurden über die Jahre immer wertvollere Autos ein- und weiterverkauft. Für den Otto-Normal-Verbraucher sind die Luxusfahrzeuge aber nicht bezahlbar. Kunden aus der Zollernstadt gibt es höchst selten. "Ich glaube, in Hechingen haben wir maximal drei Fahrzeuge verkauft", sagt die Pressesprecherin.

Mit Kühlschrank, Monitor und Ledersitz

Zahlungskräftiger sind da schon besagte Scheichs. Ungefähr 60 Prozent der Autos werden in die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert. Allein die Flugkosten betragen da um die 20 .000 Euro. "Unsere Kunden sind besonders", sagt Geschäftsführer Sergius Seredin. Dazu zählen auch Politiker und Profifußballer. Namen will er jedoch lieber nicht nennen. Für mediales Aufsehen sorgte der Verkauf eines Luxusautos nach Lettland. "Das war das teuerste Fahrzeug, das dort je gekauft worden ist", sagt Seredin.

Sonderausstattungen sind bei den Nobelkarossen selbstverständlich. "Viele wollen Kühlschränke und Monitore", sagt Anita Neufeld-Seredin, "je mehr Geld, desto kindischer", verrät sie. Da gebe es fast keine Grenzen. Die Kunden sehen die Autos ohnehin nicht als Gebrauchsgegenstand. Es soll etwas Besonderes sein, das nicht jeder hat. "Einige sammeln sie in ihrer Garage", sagt sie.

Es geht dabei aber nicht nur um Luxus und den Preis. Viele fragen nach Autos, die nur in begrenzter Stückzahl produziert wurden. Andere wollen die neusten Modelle zuerst haben.

Doch wenn so teure und schicke Autos im Schaufenster stehen: Ist das nicht verlockend für Diebe? "Das hatten wir nur mal ganz am Anfang", sagt Neufeld-Seredin. Als sie damals ins Geschäft kamen, fehlten die Reifen von drei Autos, die über Nacht vor dem Gebäude gestanden hatten. Seitdem stehen keine Fahrzeuge mehr draußen.

Über Diebstähle macht sich Neufeld-Seredin aber keine Gedanken. Die Gebäude ähneln fast einem "Hochsicherheitstrakt". Darum bleibt man auch gelassen, wenn vielleicht bald der nächste Verkaufscoup geliefert wird: Ein Bugatti im Wert von 2,5 Millionen Euro. Da kann der gewöhnliche Hechinger nur staunen. Vielleicht sieht man das Luxusauto aber immerhin mal kurz auf den Straßen der Zollernstadt, bevor es zum Flughafen gebracht wird.