Am Tag des offenen Denkmals öffneten historische Bauten, Parks und archäologische Stätten ihre Türen. Landschaftsarchitekt Albrecht Schaal (links) führte am Morgen mehr als 30 Zuhörer durch den Hechinger Fürstengarten. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Tag des offenen Denkmals: Führung durch den Fürstengarten / Historische Bauten geöffnet

Auf den Spuren vergangener Zeiten durch einen Landschaftsgarten flanieren, sakrale Kunst in Augenschein nehmen oder die Fürstengruft besuchen: All das konnten Interessierte beim Tag des offenen Denkmals.

Hechingen. Treuer Begleiter beim Streifzug durch die Geschichte war die Sonne, die die bunten Kirchenfenster in den schönsten Farben leuchten ließen und die lediglich im Fürstengarten teilweise von einem dichten Blätterdach abgeschirmt wurde. Durch letzteren führte am Sonntag der Landschaftsarchitekt Albrecht Schaal, dessen Ausführungen am Morgen mehr als 30 Zuhörer, ‒ unter ihnen Hechingens Erste Beigeordnete Dorothee Müllges, Förster Rainer Wiesenberger und Stadträtin Regina Heneka, ‒ lauschten. Dass sich diese zu Beginn der Führung fast symmetrisch um den Referenten gruppierten, passte dabei ins Bild.

Landschaftsarchitekt: "Ich liebe Symmetrien"

"Ich liebe Symmetrien", ließ Schaal die Anwesenden wissen und lenkte ihre Augen auf das von zwei Sandsteinpfeilen flankierte Eingangstor zum Park, von wo aus man eine "enorme Symmetrie erlebt", wenn man den Blick auf die prächtige Villa Eugenia richtet. Von dort aus führen verschlungene Pfade durch einen Garten, der Ende des 18. Jahrhunderts als Landschaftspark im englischen Stil angelegt wurde; als so genannter "Pleasureground", wie es in der Fachsprache heißt. Geometrische Elemente, so der Experte, sind darin durchaus erlaubt. "Der Fürstengarten war ein ausgereiftes Gartenkunstwerk", erklärte Schaal; ein "lebendiges, begehbares Kunstwerk", in dem eine ganz bestimmte Stimmung erzeugt werden sollte.

Was den Villen-Garten weiterhin auszeichnet? Die Landschaft, in die er eingebettet ist und die ihr Gesicht, etwa durch Bebauung, im Laufe der Jahrhunderte geändert hat. Auch innerhalb des knapp sechs Hektar großen Gartens ist die Zeit nicht stehen geblieben. Viele Sichtachsen, etwa diejenigen zur Burg Hohenzollern, existieren nicht mehr. Nach der "Blütezeit" des Parks, die ab dem Jahre 1826 mit dem Fürstenpaar Eugenie und Constantin ihren Anfang nahm und über 100 Jahre andauerte, habe eine lange Phase der Pflegevernachlässigung ihre Spuren hinterlassen, so der Experte. "Diese hat das Kunstwerk beschädigt, aber nicht zerstört", zeigte sich Schaal optimistisch, dass diese durch entsprechende Maßnahmen wieder ausgemerzt werden können. Denn "gärtnerische Kontinuität" sei enorm wichtig, betonte der Fachmann.

Wie der Landschaftsgarten einst ausgesehen hat, zeigt ein Plan, auf den die Führungsteilnehmer am Sonntag einen Blick werfen durften. Was vielen nicht bewusst war: Auch das Thema Wasser spielte darin einst eine Rolle und wurde in Form von zwei Brunnen aufgegriffen. Sie fehlen heute ebenso wie das frühere Spazierwegenetz, das heute "fast vollständig nicht mehr vorhanden" ist. Gefällt wurde in Folge des Sturms "Lothar" 2001 auch die letzte Hainbuche des Schattengangs, der einst als besonderes "Highlight" des Parks galt. Ein "Silberstreif am Horizont" habe sich im Jahr 2016/17 abgezeichnet, in dem die ersten pflegerischen Maßnahmen ergriffen wurden, erläuterte Schaal, der hofft, dass sich der Park in den nächsten Jahren wieder seinem einstigen Ideal annähert.

Nach der Führung nutzten viele Teilnehmer die Gelegenheit, bei der evangelischen Gemeinde ihren Mittagstisch einzunehmen. Bei Eintopf und Zwiebelkuchen bestand die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und die Johanneskirche zu besichtigen.

 Ihre Pforten geöffnet hatten auch die Villa Eugenia, die Klosterkirche Stetten, die Friedhofskirche sowie die Pfarrkirche St. Dionysius Schlatt, Maria Zell in Boll und die Fürstengruft unterhalb der Stiftskirche.